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Sleepy Hollow

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Sleepy Hollow Kritik

Sleepy Hollow Kritik

Sleepy Hollow Kritik
4 Kommentare - 20.10.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Sleepy Hollow" ist.

Bewertung: 5 / 5

Im Jahr 1799 spricht sich Constable Ichabod Crane (Johnny Depp) für modernere Ermittlungsmethoden bei der Aufdeckung von Mordfällen und Verbrechen im Allgemeinen aus. Aufgrund seines Scharfsinns ist er seinen Vorgesetzten ein Dorn im Auge und so wird er kurzer Hand in den kleinen Ort Sleepy Hollow entsand, wo er den Morden an einigen Bewohnern des Örtchens nachgehen soll. Alle Opfer wurden enthauptet und die Bewohner um Baltus van Tassel (Michael Gambon), Dr. Lancaster (Ian McDIarmid), Bürgermeister Philips (Richard Griffiths), Reverend Steenwyck) und den Notar Hardenbrook (Michael Gough) erzählen Crane eine merkwürdige Geschichte, nach welcher der Mörder ein hessischer Söldner (Christopher Walken, Ray Park) ist, der seinern Gegnern im Unabhängigkeitskrieg die Köpfe abschlug, bis er eines Tages selbst enthauptet im Wald gefunden wurde.

Nach ihren Erfolgen mit den Filmen Edward mit den Scherenhänden und Ed Wood setzte sich das Gespann Burton-Depp mit dem Gothic-Horrorfilm Sleepy Hollow ein weiteres Denkmal. Selten gibt es Filme, deren Atmosphäre so Dicht und spürbar im Zusammenspiel mit den Akteueren und der Handlung fungieren. So sind die Häuser und Mauern des Ortes so detailliert und aufwendig in Szene gesetzt, daß es nur noch umso mehr schmerzt, daß Burton in den 2010er Jahren vor allem CGI setzte. Man riecht den Dreck und die Kälte der Stadt förmlich durch die Nase, wenn man Ichabod Crane durch die Straßen wandeln sieht. Dazu schafft der Film es trotz seiner recht surrealen Optik und kleineren Spielereihen, wie einem klassischen Halloween-Kürbis, oder dem Baum des Reiters, diese so gekonnt in den Film zu implementieren, ohne daß das recht abstrakte Hintergrundbild, den Zuschauer aus der Szene reißen würde. Auch das Auftreten des Reiters, welcher durch Christopher Walken und Ray Park zum Leben erweckt wurde, schafft durch das konsequente Design seines Auftretens und ein wenig Nachhilfe durch Walkens Overacting im Gedächtnis seiner Zuschauer zu verweilen. So wirkt ebenfalls das Reiten durch die fast hysterischen Kamerafahrten und verschiedenste Winkel unglaublich dynamisch und bedrohlich. Das erstaunliche dabei ist, daß der Film es trotz seiner eher überpräsenten Inszenerung von Horror schafft nicht zu albern zu wirken.

Während die Inszenierung und Bilder die visuelle Wahrnehmung reizen, ist es vor allem das Vorgehen seines Protagonisten, welches diesen Film so interessant macht. Der Charakter des Ichabod Crane ist eigentlich von einem Paradoxon begleiet, denn zum einen ist er als Mann des Fortschrittes und als Gallionsfigur der Industrialisierung jemand, der sich den Dingen die er nicht begreift rational annähert. So denkt er über weite Strecken, nie daran, daß ein Problem, ein Vorkommnis irgendeine andere Ursache haben könnte, als real und rational in der eigenen Welt verankert zu sein. Doch auch seine Figur ist nicht frei von dem Gedanken des Unerklärlichen. So lässt auch er sich – bedingt durch ein vermutliches Trauma in seiner Vergangenheit – von dem Drang des Überirdischen hinreißen. Hier zieht der Film auch ganz klare Paralellen zu E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann, – beziehungsweise der Spätromantik im Allgemeinen - wobei der psychische Verfall um Ichabod Crane nicht ganz so drastisch dargestellt ist und sich eher in Angst wiederspiegelt. Auch scheint der Film die Figur des Nathaniel und der Clara miteinander zu vermischen, um so den Horror für seine Zuschauer präsenter zu halten. Johnny Depps Performance erinnert dabei schon fast an eine Prototyp-Variante seines Jack Sparrow aus Fluch der Karibik. Das Schneiden von Grimassen oder die zur Schau Stellung von Gefühlen, wirkt im ersten Moment vielleicht ein wenig skurril, fügt sich aber großartig in das ohnehin schon exzentrische Szenario von Tim Burton.

Dennoch schafft es Crane sich zunächst von seiner eigenen, ihn verfolgenden Angst zu lösen und schließt die Dinge, die unwahrscheinlich sind damit aus. Auch wenn der Film die ganze Zeit auch mit der Frage spielt, ob denn alles so passiert ist, daß es am Ende eine in sich logische Schlußfolgerung geben kann, so lässt er gegen Ende – im Gegensatz zu den Meisten Horrorfilmen – die Antwort im Raum, daß alles einen in der Welt logischen Ursprung haben muss und Horror nichts weiter ist, als ein Phänomen, deren Erklärung man nur einfach zu diesem Zeitpunkt, ob dem Mangel an Fortschritt und Aufklärung, noch nicht klären kann. Hier bedient der Film somit eine der Urängste des Menschen, in welcher der Mensch die Dinge am Meisten fürchtet, die er nicht zu erklären vermag. Durch die Stück für Stück-Vorgehensweise seines Protagonisten schafft es der Film langsam seinen eigentlichen Krimiplot aufzubauen und schafft es damit sogar, daß der Zuschauer alle nötigen Schritte und Handlungsweisen seiner Figuren logisch nachvollziehen kann.

Dadruch tun sich ebenfalls Fragen beim Zuschauer auf. So bleibt offen, ob sich Ichabod Crane nur der rationalen Vorgehensweise hingibt, weil ihn das fürchtet, was er nicht zu verstehen vermag, oder weil er genau weiß, daß der Urspung der groteskten Morde auch eine nachvollziehbare Begründung finden muss. Bis zum Schluß bleibt hier offen, wie genau Crane als Figur zu deuten ist. Schließlich ist seine Abneigung gegen den Glauben und die Kirche mehr als deutlich spürbar. Dennoch muss der Film diese Frage nicht beantworten und lässt dem Zuschauer so Raum für Interpretationen.

Sleepy Hollow selbst wirkt wie ein Gotham City vergangener Tage. Das Dorf ist von schaurig schöner Natur und Schlamm bedeckt. Die Kritik am Fortschritt steht somit im Konrast zur eigentlichen Hauptfigur, die sich dadurch auch in der falschen Umgebung wiederfindet. Zwar sind die Industrialisierung und die Aufklärung lobenswerte Fortschritte in der Menscheitsgeschichte, dennoch paart der Film dies ebenfalls mit einer vom Morast überströmten, sehr dekadenten Gesellschaft. Inzestöse und vom Neid übermannte Beziehungen der Figuren untereinander zeichnen hier die zur Schaustellung gemeinschaftlichen Lebens. Vermeintlich lebenserfüllende Gespräche über das absonderliche Tun der Nachbarn und näheren Bewohner, karikiert wunderbar schräg das Zusammenleben, wie es bereits in Edward mit den Scherenhänden passierte. So sind inzestöse Familienverhältnisse, im Zusammenspiel mit einem Ganzen Dorf, ebenfalls auf den Adel und Häuser des Blauen Blutes innerhalb unsere Gesellschaft anwendbar. Musikalisch wird das ebenfalls gekonnt von Danny Elfman untermauert, der hier die Gefühlslage der einzelnen Szenerien nochmals verstärkt.

In Sleepy Hollow treffen Welten aufeindern. Fortschritt gegen alte Bräuche. Stadt gegen Dorf, Gesellschaft gegen Indivudeen und das in phantastisch atmosphärischen Bildern, die fast unnerreicht die Defintion von Horror darstellen könnten, ohne dabei an Imposanz und damit auch Schönheit zu verlieren. Johnny Depps Figur kämpft zwischen Zwei Welten und steht damit sinnbildich für eine Zeit, deren Umschwung einiges an Kräften gekostet hat. Zwischen brilliantem Schauspiel und großartig inszeniertem Over-Acting bleibt der Film auch Jahre nach seinem Erscheinen eines der Werke, welches Burtons Stil heute tunlichst vehement vermissen lässt.

Sleepy Hollow Bewertung
Bewertung des Films
1010

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4 Kommentare
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ProfessorX : : Moviejones-Fan
22.10.2021 12:02 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.016 | Hüte: 42

@sid

Ich danke Dir! smile

Ich denke, was ihn angeht, so ist es eben die Prägung durch die Mutter. Der Film will vielleicht auch sagen, dßa man sich nie ganz von den Dingen, die einem widerfahren lösen kann, wo er nicht unrecht hat. Gleichzeitig sucht man sich natürlich irgendwo immer einen Partner, der auch was mit der eigenen Biographie zutun hat. Zwar finde ich Freud in vielerlei Hinsicht ziemlich... veraltet, aber einige seiner Thesenhaben durchaus noch Hand und Fuß.

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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sid : : Fischschubser
21.10.2021 21:27 Uhr
0
Dabei seit: 01.10.12 | Posts: 2.093 | Reviews: 17 | Hüte: 59

Wie üblich eine gute Kritik von Dir smile. Und ich stimme Deiner Bewertung ebenfalls zu. Sleepy Hollow ist vom Gruselfaktor, der Musik, Atmosphäre exzellent und ich kann ihn bis heute nicht alleine gucken (ich glaube, das ist der einzige Film, wo ich so ein Kleinkind bin).
Und es ist auch sehr interessant, dass Du die immer wieder auftauchenden Widersprüche bzw. die existierenden Zwei Welten ansprichst. ich hab mir gedacht, dass man manches vielleicht einfach nicht auflösen kann. Denn wenn man so darüber nachdenkt, gibt es fast immer zwei Seiten in diesem Film: Constable Crane ist wegen eigener leidvoller Erfahrungen ein Verstandesmensch geworden, gleichzeitig war seine geliebte Mutter dem Übersinnlichen zugeneigt, genau wie seine neue Flamme . Der Kirchenmann / Vater ist erzschlecht, aber der mörderische Reiter darf nicht die Kirche oder den Friedhof betreten (auch wenn es minimal unlogisch ist, dass er seine Axt nicht verwenden darf, aber ein anderes Werkzeug),
Und Du beschreibst es oben sehr genau: Der Charakter des Ichabod Crane ist eigentlich von einem Paradoxon begleiet, denn zum einen ist er als Mann des Fortschrittes und als Gallionsfigur der Industrialisierung jemand, der sich den Dingen die er nicht begreift rational annähert. So denkt er über weite Strecken, nie daran, daß ein Problem, ein Vorkommnis irgendeine andere Ursache haben könnte, als real und rational in der eigenen Welt verankert zu sein. Und hier ist er schließlich gezwungen, den hessischen Reiter nicht als Schauermärchen abzutun (herrliche Szene im Übrigen: "...ja, das haben wir ihnen doch gesagt. - Sie verstehen nicht. Ich sah den Mann." Erneuter Ohnmachtsanfall). Schon allein der Satz "Ich sah den Mann". Sein Auge/Verstand sieht Unmögliches.
Dann: Seine Anwendung von Logik führt ihn tatsächlich fast ans Ziel, aber schließlich hilft ihm nur sein Gefühl (sie darf nicht böse sein) , also sucht er nach anderen Erklärungen. Vielleicht soll Ichabod lernen, beide Welten zu akzeptieren?
Wie auch immer, ist jedenfalls ein prima Horrorfilm, der, wie Du sagst, Urängste aufgreift, und deshalb auch im 21. Jahrhundert so gut funktioniert.

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ProfessorX : : Moviejones-Fan
21.10.2021 12:04 Uhr
0
Dabei seit: 17.05.14 | Posts: 932 | Reviews: 1.016 | Hüte: 42

@Raven13

Ja, bei mir reiht er sich auch in meine All-Time-Favorits ein ^^

Consider that a divorce!

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
20.10.2021 22:42 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.103 | Reviews: 102 | Hüte: 633

Schöne Kritik, der nichts hinzuzufügen ist! Sleepy Hollow ist einer meiner liebsten Horror (besser Gruselfilme). Die Atmosphäre und die Spannung sind dauerhaft auf höchstem Niveau und die Schauspieler/-innen spielen allesamt wirklich klasse.

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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