Bewertung: 4 / 5
Wer nichts über diesen Film weiß sollte diesen Text lieber nicht lesen, auch wenn er nicht direkt spoilert.
Es ist das Jahr 2007, ein letztes Mal schwingt sich Spider-Man alias Tobey Maguire in Spider-Man 3 durch New York. Der Film wurde damals sehr kontrovers aufgenommen. Zu viele Schurken, ein paar Szenen zu albern - ein geplanter vieter Film erschien nie. Stattdessen wurde nicht viel später angekündigt, dass es ein Reboot mit Andrew Garfield in der Hauptrolle gibt. The Amazing Spider-Man erschien 2012, hat ein bisschen neu gemacht, einiges wiederholt und wurde zwei Jahre später fortgesetzt. Die Kritik war gemischt, aber am Ende nicht überzeugend genug, dass man diese Geschichte weiterspinnen möchte. 2016, nur zwei Jahre später, gab es in Captain America: Civil War einen erneuten Spider-Man Reboot, diesmal integriert im MCU und dargestellt durch Tom Holland. Die Performance überzeugte, aber für die zurückliegenden Filme wirke es chaotisch, teilweise wie ein Scherbenhaufen. Drei Spider-Männer in neun Jahren, drei einigermaßen unvollständige Geschichten.
Trailer zu Spider-Man 3 - No Way Home
Tom Hollands Auftritte in Civil War, Infinity War und Endgame fand ich allesamt großartig und er hat eine komplett wunderbar neue Interpretation der Figur abgeliefert, welche sich von den bisherigen Verfilmungen abgegrenzt hat. Trotzdem fand ich sowohl Homecoming als auch Far From Home nicht nur langweilig sondern teilweise schlecht, gerade in der Nachbetrachtung. Vielleicht weil der Highschool-Anteil zu hoch war und sich der zweite Film eher wie die Griswolds in Europa angefühlt hat als wie eine Comicverfilmung.
Trotzdem macht No Way Home aus seinem Rucksack relativ viel - ganz unabhängig vom Multiversum. Peter Parker wird mit der neuen Situation konfrontiert, dass jeder weiß wer er ist. Während sowas bei Iron Man noch funktionierte, klappt hier gar nichts und so sucht sich der nicht sehr weitblickende Parker Filme bei dem Zauberer.
Das als eigentliche Ausgangssituation. Neben einem gewissen Abschluss der Holland-Trilogie hat No Way Home jedoch zwei Hauptaufgaben. Die eine ist eine Pflicht, die andere eine Kür.
1) Das schon angedeutete Multiversum wird endlich richtig in Aktion gezeigt. Ganz ohne Geplänkel werden hier Grundlagen dafür gelegt, was in den nächsten Jahren auf uns zu kommen wird. Marvel Filme sind oft gut darin, bei 120 Minuten Laufzeit nur ca. 5 Minuten dafür zu investieren, die eigentliche Handlung voran zu bringen, aber hier passiert wirklich über den Großteil der Laufzeit etwas. Das Tor für die Zukunft wird weit aufgestoßen.
2) Das war die Pflicht. Die Kür ist jedoch diesen Spider-Man Wirr-Warr welcher am Anfang beschrieben wurde nicht nur zu ordnen, sondern gleichzeitig zu Ehren und abzurunden und das gelingt No Way Home auf einer beispiellosen Art, die jedes Fanherz höher schlagen lässt. Die Idee ansich ist natürlich nicht neu, sondern gab es schon in zurückliegenden Comics. Zudem zeigte der Animationsfilm Spider-Man: A New Universe wie so etwas funktionieren kann und die sehr beliebte Zeichentrickserie New Spider-Man hatte in seiner finalen Episode ähnliches vollzogen.
Was macht No Way Home aber besser? Er nutzt den lastvollen Rucksack der Vergangenheit und ehrt vergangene Darsteller auf beispiellose Art und Weise. Das ist nicht in Worte zu fassen - das muss man sich im Kino anschauen.
Von daher ist No Way Home nicht nur der Türöffner für die Zukunft und ein solider Abschluss einer merkwürdigen Trilogie. Der Film ist eine Verbeugung vor einer der beliebtesten Superheldenfigur.