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Sucker Punch

Kritik Details Trailer News
Ständiges Unterlaufen Jeglicher Erwartungshaltung

Sucker Punch Kritik

Sucker Punch Kritik
4 Kommentare - 10.05.2021 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Sucker Punch" ist.
Sucker Punch

Bewertung: 2.5 / 5

Ich werde ja nicht müde Sucker Punch als Zack Snyders feminsitisches Manifest zu preisen, was liegt also näher als den Film selbst endlich mal tatsächlich zu besprechen, anstatt ihn ständig Zack Snyders Kritikern ins Antlitz zu reiben :-)

Vorab nur kurz zur Einordnenbarkeit dieser Kritik: Ich habe den Film als Directors Cut gesehen, das ist aber mittlerweile schon einige Jahre her, und ganz ehrlich ein weiteres Mal habe ich nicht vor, mir den Film anzuschauen. Ich denke, das sagt schon viel darüber aus, was ich von dem Film tatsächlich halte. Und dennoch verteidige ich ihn? Abwarten (Teufelchensmiley)

Trailer zu Sucker Punch

Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht mal mehr, wie die Figuren heissen, aber wahrscheinlich heissen sie so ähnlich wie Babe, Chick usw., zumindest erinnere ich mich sehr dunkel an sowas ähnliches.

Also dann mal los: Im Versuch ihre kleine Schwester vor dem bösen schmierigen erbschleicherischen Stiefvater zu retten, tötet unsere Heldin aus Versehen eben jene Schwester und landet irgendwann in den 1940-1960ern in einer Klapse. Der Stiefvater besticht das Personal, damit die Protagonisten klein gehalten wird oder ihr irgendwas passieren soll (so genau erinnere ich mich auch nicht daran, nicht dass das groß von Belang wäre). Es scheint so, als würden die weiblichen Insassen dort größtenteils mißhandelt werden und die einzige Ärztin vor Ort wird ebenfalls klein gehalten. Der Oberbösewicht scheint ein ziemlich schmieriger Aufseher zu sein, aber auch sonst sind alle Männer sowieso Schweine. Irgendwie gelingt es unserer Heldin eine Gruppe von Frauen um sich zu scharren und sie haben anscheinend eine Fluchtmission, die sie erfüllen müssen, um von diesem Ort zu entkommen.

Soweit so unspektakulär. Jetzt kommen wir zu den diversen Ebenen, die der Film hat, bedient oder irgnoriert.

Die Heldin ist anscheinend eine krass erotische Tänzerin und alle Geiferer wollen sehen wie sie tanzt. Und wenn sie getanzt hat, sind alle hin und weg. Wow!

Nur: Der Film entzieht sich bewusst und rigoros der Zurschaustellung des Körpers der Heldin als Objekt der Begierde und jedes Mal wenn sie tanzt wird in eine Phantasiewelt übergeblendet, die mal so gar nichts von einer Fantasiewelt einer Frauenfigur aus jenem Jahrzehnt hat. stattdessen könnte es einem hanebüchenen Videospiel der quasi-Jetzt-Zeit entliehen sein. Und das ist auch bei jeder Aufgabe, die unsere Heldinnen erfüllen müssen so. Zu diesen Videospiel-Action-Set-pieces muss man auch anmerken, dass sie vor Monotonie und Bombast geradezu bersten und eigentlich auch kaum Mehrwert für den Film in dieser Art haben, man könnte sie auch locker um 90% kürzen udn wir hätten einen stringenteren Film. Aber darum geht es Zack Snyder ja gar nicht. Aber dazu gleich mehr.

Dass alle Männer (frei nach les Dottores) Schweine sind, haben wir ja recht früh erfahren, aber der Film kann dann doch nicht aus seiner Haut und macht ausgerechnet den weisen Guru, der unseren Heldinnen in dieser fantasiewelt Tipps gibt zu einem alten weisen Mann mit dem Charme irgendwo zwischen David Carradine, Lee Marvin und James Coburn, nur noch mit weitaus weniger Talent, also die perfekte Rolle für den unsäglichen Scott Glenn. Anscheinend waren einige Leute von seiner Performance im nachhinein so angetan, dass er später quasi dieselbe Rolle in Daredevil (Die Serie, nicht der Film) nochmal spielen durfte. Hier ist also schonmal ein inhaltlicher Bruch vorhanden, etwas was den Film wirklich komplett durchzieht, wenn wir nach einem roten Faden suchen sollten.

Bevor wir das Inhaltliche weiter besprechen nochmal kurz zum Style: Der ist wie gesagt sehr Videospiellastig, in den üblichen entsättigten snyder Farben und wie immer hat er recht platte Coverversionen von irgendwelchen Songs auf Lager, die mal passen, aber auch oft mala uch nicht passen, aber das wirklich Bewundernswerte ist, und das meine ich durchaus ernst, dass Snyder gerade bei seiner musikalischen Untermalung seiner Werke nie irgendwelche Kompromisse eingeht sondern einfach sein Ding durchzieht, egal wie es dem Volk gefällt.

Back to the essentials: Inhaltlich: Wir befinden uns jetzt im Spoilerterritorium, die Heldin wird am Ende einer "Therapie" unterzogen, die sie hirntot zurück lässt, welches aber in ihrer Fantasie durchaus etwas von sexueller Gewalt hat und welches sie bereitwillig über sich ergehen lässt, was erst dazu führt, dass die Mißstände aufgedeckt werden, die unterdrückte Ärztin endlich zu ihren patienten steht und eine bessere Zukunft denkbar wird für alle anderen Patientinnen. Hinzu kommt, dass unsere Heldin auch noch eine andere Freunding zur Flucht verhelfen konnte, sozusagen als ein Schritt zur Redemption für die tote Schwester. Auch hier kann man kritisch anmerken, dass es der Arzt ist, der hier zur Tat greift, nachdem er die Reaktion der Patientin als komisch wahrnimmt, und dies irgendwie verdammen.

Lassen wir das mal auf uns wirken. Wir befinden uns in einem Jahrzehnt, wo die Männer nunmal das Sagen haben, natürlich brauchen wir einen Mann, der hier mit hilft, das bestehende System zu sprengen, also ist das nicht wirklich als kritisch anzusehen. Da doch eher Scott Glenns Guru.

Aber jetzt wirklich zurück zu Zack Snyders Inszenierung, und jetzt mal nicht inhaltlich sondern die tieferen Ebenen:

Heutzutage scheint sich Snyder ja mit seinem Incel-Anhang verbrüdert zu haben, aber dieser Film hier wirkt auf mich wirklich wie ein riesiger Stinkefinger in Richtung dieser Fangemeinde, die (Achtung Klischeealarm) geifernd vor dem Bildschirm sitzen, Videospiele spielen und sich Pornos reinziehen. Jedes mal, wenn etwas Freizügiges passieren soll, worauf der Film dann auch immer superschmierig vorbereitet, um auch ja überdeutlich zu demonstriene, dass hier ein Akt sexueller Gewalt vorliegt, blendet er weg und zeigt uns diese stilisierte Videospielwelt, die überhaupt nicht zum Film per se passt, aber genau so aussieht, wie die Spiele, die sein Publikum spielt. Und auch hier geht Snyder noch einen Schritt weiter, indem er die Sequenzen unerträglich langatmig macht. Ja, er macht den Fehler, die Heroinnen zu sexualisieren und stilisieren, ABER er glaubt, dass er sie ermächtigt, da sie sich wehren können und es auch tun. Hinzu kommt, dass die Feinde auch immer gesichtslos bleiben, denn Sexismus ist nicht einem Gesicht zuzuordnen. Dass die Frauen sich durchaus auch wehren sieht man dann immer, wenn wir von den Videospielwelten wieder im Hier und jetzt sind und man die Konsequenzen der Taten sieht, nie die Taten selbst.

Und auch hier noch einmal, den unangenehmen sexistischen Aspekt blendet er immer wieder aus, und der Film kann seine Aussage trotzdem beibehalten.

Natürlich klotzt Zack Snyder und kleckert nicht, und der Film, nur weil er tatsächlich einen ziemlich starken Subkontext hat, ist leider trotzdem nicht wirklich sehenswert. Nur weil einer die Erwartungshaltung ständig unterläuft und dem geifernden Publikum quasi ununterbrochen "Da, ihr Spastis, seht mal, was ich euch vorenthalte, und trotzdem einen schlauen Film drehen kann!" entgegenschreit, macht das noch lange keinen wirklich guten Film aus.

Nur weil ein Film tatsächlich eine schlaue Aussage hat und eine wirklich schicke Auflösung hat, macht ihn das nicht automatisch zu einem guten Film.

Dafür ist der Film selbst einfach zu zäh, er nimmt seine Videospielästhetik-Prämisse zu ernst und viel zu lang, auch wenn die Idee dahinter wirklich gut ist, und es gelingt ihm daher auch leider nie, seine Mesage deutlich genug zu formulieren, die ja wirklich schön und angebracht ist. Man muss da nicht irgendeine feministische Selbstermächtigungsstrory suchen, die alle Kriterien eines solchen Filmes abhaken würde, das ist quatsch, aber wenn ein Film alle richtigen Schlüsse irgendwie zieht (mit mehr als nur einem Misston dazwischen, aber das könnte man in einem guten Film auch trotzdem noch akzeptieren) und das dann auch kreativ und ansehnlich auf die Leinwand bannt, dann kann man so einen Film tatsächlich auch empfehlen. Sucker Punch fällt leider nicht in diese Kategorie, in seiner Weigerung, sich irgendwelchen Sehgewohnheiten unterzuordnen und in seinem ach so schlauen Subkontext ist ein dermassen unfokussiertes Ungleichgewicht, dass man eigentlich fast nur den Videoshowdown und die unpassende musikalische Untermalung im Gedächtnis behält.

Wieso also verteidige ich diesen Film trotzdem immer wieder gegen seine stärksten Kritiker:

Der Film ist nicht gut, keine Frage, aber er ist weit davon entfernt schlecht zu sein, und das liegt dann doch tatsächlich an den inneren Werten:

1. er hat eine Story, die den geifernden Kerl entlarvt, im Film und als Zuseher

2. die Story ist tatsächlich ganz gut durchdacht und der finale Twist ergibt auch komplett Sinn

3. die Frauenermächtigungsstory ist tatsächlich mehr als nur durchaus brauchbar und für einen Film dieser Größenordnung auch sehr ungewohnt und mutig. Ich werde ja auch nicht müde zu erwähnen, dass ich beispielsweise Promising Young Woman und diesen Film hier als Schwestern im Geiste sehe und dass ich die Auflösung in Sucker Punch mindestens als ebenbürtig ansehen würde, PYW ist dann trotzdem der bessere Film, eben weil er offener zu deuten ist.

Sucker Punch ist Zack Snyders Carte Blanche und sein bisher einziger Versuch, einen Arthouse Film auf seine Art zu drehen, und das macht er wirklich kompromisslos, er dreht sein Ding wie nur er es tun kann, verprellt sein Publikum und es ist ihm egal, da er eine Message hat. Künstlerisch ist der Film leider zu laut, inhaltlich sehr inkonsequent, und doch hat er das Herz am rechten Fleck, und diesmal meine ich damit mal nicht seine durchaus problematische Gesinnung.

Ich mag den Film daher schon, auch wenn ich mich nicht nochmal da durch quälen möchte, und jegliche Kritik, die man an Snyder hat und seinen fundamentalen Werten, so berechtigt sie auch sind, in diesem Film sehe ich großes Potential schlummern.

5 Punkte

Sucker Punch Bewertung
Bewertung des Films
510

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4 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
26.05.2021 10:37 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Nothing-is-Written

Sorry dass ich mich erst jetzt melde, ich verliere gerade ein bißchen den Überblick, wem ich welche Antwort schuldig bin wink

Königreich der Himmel solltest du wirklich mal im Directors Cut sehen, das ist wie Tag und Nacht. Im Übrigen habe ich immer ein bißchen das gefühl gehabt, dass sein Robin Hood irgendwie da auch eine Art Fortsetzung, zumindest Bruder im Geiste sein sollte, ist ganz interessant sowas zu sehen.

Aber selbst Blade Runner ist so ein Ding, da gibt es zig Variationen, und nicht jede macht den Film wirklich besser...

Dünyayi Kurtaran Adam
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Nothing-is-Written : : Moviejones-Fan
20.05.2021 14:45 Uhr | Editiert am 20.05.2021 - 16:15 Uhr
0
Dabei seit: 04.01.21 | Posts: 303 | Reviews: 2 | Hüte: 46

@MobyDick

Deinen Nachtrag finde ich überzeugend. Mich stört es mittlerweile sehr, dass man kaum noch von in sich geschlossenen Werken sprechen kann. Das gestaltet Diskussionen und Besprechungen über Filme oftmals behäbig, weil man oft erst einmal klären muss, von welcher Fassung denn nun die Rede ist.

Klar: in der Filmgeschichte gibt es zahlreiche Schnittfassungen bei manch verlorengegangenen oder verstümmelten Fassungen. Da wären Metropolis oder Es war einmal in Amerika ja als repräsentative Beispiele zu nennen. Allerdings lagen da die Probleme alternierender Fassungen etwa in der Brüchigkeit des Materials und/oder in ihrer verkannten Gestaltungsart und Länge.

Bei modernen Filmen sollte man sich zurecht fragen, ob das wirklich nötig ist und dem Erlebnis zuträglich wäre. Man hört immer wieder von längeren Fassungen (Scorseses ursprüngliche Schnittfassung von The Wolf of Wall Street soll etwa 4 Stunden betragen haben), aber ob dadurch wirklich ein reichhaltigeres, differenzierteres Erlebnis dabei rumkommt, wage ich in den allermeisten Fällen zu bezweifeln. Nicht jeder Film ist ein "Königreich der Himmel" (noch nicht gesehen, aber viel dazu gelesen) oder Blade Runner. Und selbst Ridley Scotts Schnittwirrwarr nervt mitunter mittlerweile. Vor allem in Hinblick auf Kinosichtungen stört mich diese Entwicklung, weil man noch mehr das Gefühl hat, dass man als Zuschauer:in nicht ernst genommen wird und es nur um Geld geht. (Natürlich geht es immer ums Geld verdienen, aber die Art und Weise entscheidet darüber, ob ich das gutheißen möchte.)

"I have been watching my life. It’s right there. I keep scratching at it, trying to get into it. I can’t." "MAD MEN" S02E12: THE MOUNTAIN KING

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MobyDick : : Moviejones-Fan
20.05.2021 13:16 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Nur als Nachtrag:

Weil gerade eine neue News dazu rauskam, dass irgendwo in den Untiefen wohl ein Snyder Cut zu schlummern scheint, der ein völlig anderes Filmerlebnis verspricht, als der sogennate Directors Cut, ein Film, den wir alle wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen werden.

Ich persönlich halte es für keine sonderlich gute Idee, den Film noch weiter zu dehnen, er ist jetzt schon recht zäh, und seine Message geht fast unter. Möglich, dass da ein wirkliches Juwel bei rumkäme, und er die Videospielsequenzen staucht und den Film leichter zugänglich macht, aber nach allem, was ich von dem Typen gesehen habe, fehlt mir der Glaube dazu.

Ist der Film so gut, dass es wert ist, da nochmal überhaupt Hand anzulegen, wäre die nächste Frage: Ein Film wie Apocalypse Now zeigt ja, dass es durchaus Sinn machen kann, aber wir haben es eben nicht mit so einem Vehikel zu tun. Selbst solche Werke wie E.T. oder die Original Trilogie der Star Wars haben es nicht unbedingt gut weg gesteckt, wenn der Regisseur Jahre später Hand angelegt hat. Und wie gesagt, auch in solch einer Liga spielt Sucker Punch nicht. (Und das muss ich leider als ausgesprochener NICHT SW fan zugeben)

Und ganz ehrlich, irgendwann sollte auch mal Schluss sein, der Film ist fertig, der Mann hat seinen DC vermarktet und gut ist. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Snyder wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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MobyDick : : Moviejones-Fan
10.05.2021 13:28 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Butter bei die Fische wink

Dünyayi Kurtaran Adam
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