Bewertung: 3.5 / 5
Superman Returns ist eine US amerikanische Comicverfilmung von Bryan Singer aus dem Jahr 2006.
Trailer zu Superman Returns
Über Superman Returns wurde damals sehr viel geschrieben, fast jeder Mensch kommentierte diesen Streifen und nicht sehr viele wurden 2006 durch den Mann aus Stahl ins Kino gelockt. Schnell galt Superman Returns als Flop und geriet ebenso schnell in Vergessenheit. Doch es lohnt sich die Zeit zu nehmen, sich dieses Werk in Ruhe anzuschauen.
Eine Zeitreise
1978 ging es los, als Christopher Reeve die Menschen mit seinem roten Cape verzauberte. Auch die direkte Fortsetzung kam zwei Jahre später noch sehr gut an. Teil 3 und insbesondere Teil 4 hingegen nahmen qualitativ stark ab und so war das Kapitel von Superman in den späten 1980er Jahren schnell erledigt.
Trotz allem gab es sehr früh diverse Fortsetzungspläne, erste Ideen tatsächlich unmittelbar 1988, noch mit Reeve als Besetzung. Richtig Fahrt nahmen die Gedankenspiele aber erst in den 1990er Jahren auf. Seit dieser Zeit war gefühlt jeder männliche Darsteller in Hollywood schon als Anwärter für das blau-rote Kostüm gewesen. Am weitesten kam Nicolas Cage und Superman lives. Aber all das wollte nicht so recht zünden.
Erst nach der Jahrtausendwende nahm die Gestaltung des Films richtig Fahrt und ließ den Mann aus Stahl 2006 tatsächlich wieder über die Leinwand fliegen.
Wie sah die Comicwelt 2006 aus? An das Marvel Cinematic Universe war noch nicht zu denken. Der Film Hulk aus dem Jahr 2003 tat sich eher schwer. Ein gewisser Sam Raimi hatte dafür zwei sehr erfolgreiche Adaptionen von Spider-Man ins Kino gebracht und arbeitete gerade an seinem dritten Streich. Die X-Men konnten zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf zwei erfolgreiche und gelungene Lichtspielauftritte zurückblicken - passenderweise vom Superman Returns Regisseur Bryan Singer. Zudem schwang sich ein als Fledermaus maskierter Mann durch ein düster-realistisch angehauchtes Setting. Der vom damals recht unbekannten Christopher Nolan inszenierte Batman Begins war zwar sehr geschätzt aber kein Blockbuster.
Die 2000er Jahre waren bislang von Filmreihen wie Harry Potter, Der Herr der Ringe, Star Wars oder auch Fluch der Karibik dominiert. Trotzdem entwickelten sich die Comicverfilmungen weiter.
Kritik
Gerade mit diesem Vorlauf wurde Superman Returns vielleicht für viele Menschen zu einem Problem. Comicverfilmungen wie Spider-Man, Batman Begins oder auch X-Men waren im Aufwind und entwickelten sich zunehmend zu etwas Großem. Gleiches erwartete man von der wohl mächtigsten Superheldenfigur.
Doch die Drehbuchautoren Michael Dougherty und Dan Harris sowie Bryan Singer hatten für Superman etwas anderes geplant. In einer Zeit in der sich Comicverfilmungen weiterentwickelten brachte man nicht nur inhaltlich sondern auch stilistisch eine Fortsetzung für zwei Filme von 1978 und 1980 ins Kino.
Besetzt wurde Clark Kent bzw. Superman mit dem damals unbekannten Brandon Routh. Routh ist groß, vielleicht etwas schlaksiger als Reeve vor 20 Jahren, aber er hat die Naivität des Clark Kent wunderbar einfangen können. Als Schurke steht ihm Kevin Spacey als Lex Luthor gegenüber. Spacey und das Drehbuch legen die gleiche Skurrilität an den Tag, wie man es bereits damals von Gene Hackman kannte. Kate Bosworth Lois Lane hatte ein bisschen Schwierigkeiten den Ton der damaligen Filme zu treffen, vielleicht wollte man aber auch hier bewusst einen anderen Weg gehen. Weiterhin erwähnenswert ist die Beteiligung von James Marsden in einer Nebenroller. Er und Bryan Singer arbeiteten zuvor bei den beiden X-Men-Filmen erfolgreich zusammen.
Thematisch hat der Film es ein bisschen schwierig Anschluss an seinen 26 Jahre alten Vorgänger zu finden. Es bedarf einer Texttafel und auch damit hat man den Bogen nicht wirklich rund bekommen. Returns steht im Titel und der Film thematisiert auch die Widerkehr des Helden. Aber man hat das Verlassen nicht wirklich vor Augen. Eine schwierige Angelegenheit, aber wenn man sie nicht zu sehr hinterfragt, dann fallen diese Dezite im Ablauf nicht zu sehr ins Gewicht.
Vom Stil her bleibt man einerseits den 1980er Jahren treu, verhält sich aber andererseits zeitlos. Natürlich sehen wir Flachbildschirme und Handys, man hinterfragt die fünf Jahre Filmzeit zwischen 1980 und 2006 aber nicht.
Neben der holprigen Texttafel zu Beginn setzt man auf das von 1978 durch John Williams komponierte Superman-Theme und nimmt sich wie damals ein paar Minuten Zeit für Staff-Einblendungen. Ganz wie damals. Insgesamt wird immer wieder Williams Musik von damals zitiert. Auch wenn Komponist John Ottman seine eigenen Beiträge leistet, so bleibt vor allem die zauberhafte Musik von John Williams im Ohr hängen.
Für seine eigentlich überschaubare Handlung nimmt sich Superman Returns viel Zeit. Knapp 150 Minuten Laufzeit im weitestgehend ruhigen Stil. Es ist nicht so, dass es viele Längen gibt, aber die Laufzeit unterstreicht den Eindruck, dass Superman Returns eher ein Nostalgietrip ist und nicht das kurzweilige Popcornkino, was man sich 2006 unter dem Titel "Superman" hätte vorstellen können.
Ob oder gerade durch diesen Nostalgietrip schafft Superman Return etwas, was dem epischen Man of Steel mit Henry Cavill später sehr schwer fallen sollte. Die Begeisterung der "normalen" Menschen für diesen unglaublichen Mann aus Stahl ausdrücken zu können. Symptomatisch dafür die Helikopterszene 1978 aus Superman. Der Heli hängt ab Abgrund, die Katastrophe ist abzusehen, Menschen sehen zu und sind chancen- und hoffnungslos. Dann kommt der Mann mit seinem roten Cape angeflogen, rettet die Situation, strahlt mit seiner Art Ruhe und Gelassenheit aus und die Menschen schauen zu ihm auf und jubeln ihm zu. Diese Szene stand 1978 sinnbildlich für das Superman-Phänomen. Etwas, was mit Man of Steel & Co nicht wirklich angestrebt wurde gelingt Brandon Routh in Superman Returns in Form eines Spaceshuttleunfalls offenbar mit der gleichen Leichtigkeit, wie fast 30 Jahre zuvor. Der stärkste Moment des Films und Sinnbild für die Begeisterung des Sohns von Krypton.
Fazit
Ist Superman Returns ein schwacher Film? Ist Brandon Routh ein schwacher Superman-Darsteller? Wenn man die Comicverfilmungen von 2000 bis heute als Maßstab nimmt, dann kann man gut und gerne zu der Aussage kommen. Dagegen wirkt der Streifen mit seiner Naivität eher wie eine Schlaftablette.
Aber Superman Returns will nicht modern sein, der Film ist ein Revival für ein Phänomen von 1978 und 1980 mit all seinem Charme und seiner Skurrilität. Auch mit diesem Maßstab hat der Film sicher Luft nach oben, aber er macht einfach Spaß und weiß zu verzaubern.
Man kann sagen, dass es von den Produzenten mutig war, für so einen Film so viel Geld (man munkelt von fast 270 Mio. US Dollar) bereit zu stellen. Vielleicht war es nicht mutig sondern aus wirtschaftlicher Sicht dumm. Aus filmhistorischer Sicht ist Superman Returns auf gewisse Art und Weise aber eine Filmperle.
Wenn man dem Film in diesem Kontext eine Chance gibt, dann bekommt man einen sehr hochwertigen, detailverliebten und äußerst authentischen Streifen zu sehen. Einen Film den es vermutlich 20 Jahre früher gebraucht hätte und der es im Jahr 2006 eher schwierig hatte.