Bewertung: 3.5 / 5
The Batman ist eine US-amerikanische Comicverfilmung von Matt Reeves aus dem Jahr 2022 und stellt einen Reboot der bekannten Geschichten von Bob Kane dar. Diese Kritik ist spoilerfrei.
Zunächst sollte es der Ben Affleck-Film werden. In der Hauptrolle und als Regisseur. Aber alles kam anders und Matt Reeves übernahm das Projekt. Reeves hat sich insbesondere durch Teil 2 und Teil 3 der neuen Planet der Affen Trilogie einen Namen gemacht. Wobei manchen Leuten tatsächlich der Prevolution von Rupert Wyatt am besten gefiel.
Trailer zu The Batman
Nichtsdestotrotz wurde The Batman zum Projekt von Matt Reeves. Er verantwortete nicht nur die Regie sondern schrieb das Drehbuch und war an der Produktion beteiligt. Für die Hauptrolle verpflichtete er Robert Pattinson. Wie bei fast jedem Batman-Darsteller sorgte das zunächst für Kontroversen, weil Pattinson bei manchen immer noch das Image des Schmusevampirs hat.
Dieses Thema kann gleich zu Beginn positiv bei Seite gelegt werden. Robert Pattinson liefert eine ordentliche Batman-Performance ab und fügt sich sehr gut in den von Reeves gewählten Stil ein.
In einer weiteren Hauptrollen ist Zoë Kravitz (Die Bestimmung) als Selina Kyle und Jeffrey Wright (James Bond) als Jim Gordon zu finden. Es treten noch viele andere Figuren aus dem Comic auf, aber der Fokus der Geschichte bliebt auf Batman, Selina und Gordon.
Wenn hier Batman steht, dann ist auch Batman gemeint. Bruce Wayne ist selten präsent und hebt sich in seiner Darstellung fast nicht vom dunklen Ritter ab. Im Zuge der Geschichte passt diese Tatsache jedoch sehr gut.
Bei den Nebenfiguren findet sich u.a. Alfred, diesmal dargestellt durch Andy Serkis, wieder. Das Drehbuch gibt Serkis wenig Raum sich in dieser Rolle zu entfalten und so bleibt Alfred verglichen mit vorherigen Adaptionen schon deutlich auf der Strecke.
Bei den Widersachern gibt es verschiedene Personen, manche bekannter, manche weniger. Groß im Fokus steht jedoch keiner von ihnen, was der langen Handlung ein bisschen das Salz nimmt. Bekannterweise ist ein präsenter und gut geschriebener Schurke für einen packende Geschichte wichtig. Das gelingt The Batman nur bedingt.
Reeves war darum bemüht, den Film sehr stimmungsvoll-düster zu inszenieren. Das ist insbesondere in den ersten 30 bis 60 Minuten sehr gelungen. Dunkle Bilder, ein Gotham-Mix aus Nolan & Burton, begleitet vom wirklich schönen Nirvana Hit Something in the Way.
Mit der Zeit kommt der Eindruck auf, dass man gerne auf Nirvana zurückgreift, weil der original Soundtrack nicht so recht für sich alleine stehen mag. Die ersten paar Töne vom Hauptthema sind zwar klasse, aber anschließend verlieren sich die Noten in sehr generischen aber immerhin stimmungsvollen Gedudel.
Zudem wirkt The Batman in seiner Gesamtheit stilistisch wie ein Remake der Fernsehserie Gotham, bloß mit einem deutlich höheren Budget. Die Parallelen zur Gotham-Serie lassen vermuten, dass man zielgerichtet ein eher jüngeres Publikum ansprechen wollte. Verdeutlicht wird dieser Eindruck durch ein paar durchaus kitschige Szenen in einem ansonsten über weite Strecken humorlosen Film. Weiterhin sprechen dafür, dass in den Hauptrollen zwei Schauspieler zu finden sind, welche vor jeweils knapp 10 Jahren in den Filmreihen Twilight und Die Bestimmung in Erscheinung getreten sind. The Batman soll nicht mit diesen beiden Filmen verglichen werden, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass man es insbesondere auf die damaligen Zielgruppen in der heutigen Zeit bei The Batman abgesehen hat. Hinzu kommt, dass die prägenden Hauptfiguren hier vermutlich allesamt in ihren 20er Jahren sind. Verglichen mit der Historie war man bei Bales und Keatons Batman in den 30er/40ern und bei Afflecks Batman wohl in den 40er/50ern. Nachvollziehbar bei einer Geschichte, welche die Anfänge von Batman erzählt, aber die Tatsache baut eine höhere Identifikation mit dem Zielpublikum auf.
Weiterhin fällt auf dass bei aller Gewalt und allen Kämpfen es offenbar keinen einzigen Tropfen Blut im Film zu sehen gibt. Dass hier keine FSK 16 vorliegt ist klar, aber auch bei Filmen ab 12 kann man Schrammen und Platzwunden erkennen. The Batman hingegen ist trotz des scheinbar düsteren und brutalen Stils sehr weich dargestellt.
Der Schnitt ist an einigen Stellen in den wenigsten Actionszenen störend, weil die Kamera gezielt auf einzelne Objekte rauffährt, sodass der Zuschauer denken kann, was in der nächsten Einstellung passiert. Das wirkt vorhersehbar, statisch und nimmt die Überraschung der wenigen Action. Da passt es gut, dass keine sogenannten Magic Moments in Erinnerung geblieben sind. Szenen wo man einfach nur staunt und die man sich später immer wieder angucken mag. Die wirklich starken Szenen wurden allesamt durch die Trailer angedeutet.
Zudem gibt es diverse Szenen im Film, die einen sofort an die The Dark Knight-Trilogie erinnern lassen. Vermutlich hat man sich hier, wie Nolan damals, an Comicgeschichten orientiert. Aber durch die Präsenz der Nolan-Triloge wirkt es ein bisschen abgekupfert.
Es muss zuletzt über die Laufzeit gesprochen werden. Auch wenn Filme gefühlt immer länger werden, so sind drei Stunden weiterhin die Ausnahme. The Batman hat an sich keine Längen, ab im letzten Drittel bekommt man jedoch den Eindruck, dass man die Laufzeit nicht so recht nutzen konnte. Reeves hat den Film sehr langsam inszeniert. Das ist anfänglich stimmungsvoll, wirkt aber auf Dauer monoton.
The Batman ist eine solide Comicverfilmung und die Figur Batman zeigt einmal mehr, dass neue Interpretationen durchaus interessant sind. Mit vielen Vorgängeradaptionen kann der Film jedoch nicht mithalten, auch wenn er in seinem Zielpublikum sicher zu überzeugen weiß.