Bewertung: 5 / 5
The Dark Knight, ein Thriller aus dem Jahr 2008 von Regisseur Christopher Nolan. Ein Film über den schon so viel geschrieben wurde. Alles? Die letzten Kritiken liegen tatsächlich acht Jahre zurück. Der letzte Kommentar immerhin zwei Jahre. Bei The Dark Knight spricht man in erster Linie über Heath Ledger, seinem tragischen Tod und seiner großartigen Performance als Joker. Ich habe ihn mir heute nach langer Zeit wieder angesehen und möchte gerne einige Worte über The Dark Knight verlieren und dabei andere Schwerpunkte beleuchten.
Christopher Nolan ist bei vielen Leuten als Mindfuck-Regisseur bekannt. Das Spiel mit der Zeit, ob nun versetzt, relativiert oder invertiert. Das Eintauchen in verschiedene Traumebenen oder manchmal sogar Dimensionen. Das ist in den letzten Jahren das Markenzeichen von Nolan geworden. The Dark Knight bietet davon tatsächlich nichts. Es handelt sich um einen im weitesten Sinne ganz normal erzählten Film, der ein Kriminalszenario in der fiktiven Stadt Gotham City erzählt. Ihn als Comicverfilmung darzustellen wird dem Film nur schwer gerecht. Es tauchen Batman und weitere Figuren auf, manche Szenen machen nur mit der Comicmagie Sinn, trotzdem ist The Dark Knight in erster Linie ein knallharter und düsterer Thriller.
Trailer zu The Dark Knight
Es geht um Korruptionen, Heldenfiguren und deren Opfer sowie die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen und mit den Konsequenzen zu leben.
Die 152 Minuten Laufzeit sind zwar linear erzählt, trotzdem ist die Handlung innerhalb dieses linearen Bogens extrem verschachtelt. Jede Szene im Film hat eine Bedeutung, nichts wird überflüssig erzählt und alles wird zu einem späteren Zeitpunkt erneut aufgegriffen. So weiß The Dark Knight auch nach mehrmaligem Sehen noch zu überraschen und kann sich an bestimmten Stellen sogar erst dann weiter entfalten. Das Drehbuch was Christopher gemeinsam mit seinem Bruder Jonathan und ohne Zuarbeit von Goyer geschrieben hat ist unglaublich komplex. Manche Abläufe klappen nur durch Comicmagie, aber diese Freiheiten kann man sich in dem Spagat nehmen.
Wally Pfister führte sieben Mal für Nolan die Kamera, The Dark Knight ist seine stärkste Arbeit geworden, in der man am meisten das Spiel mit der Kamera bewundern kann. Die Filmmusik von Hans Zimmer überzeugt insbesondere in den ruhigen Passagen, indem sich die Themen wie ein Schleicher um die beklemmende Handlung legen und sie festhalten. Die Hauptthemen sind natürlich am einprägsamsten, aber der größte Effekt entsteht tatsächlich in ruhigen Szenen.
In den beiden Hauptrollen finden sich Christian Bale und Heath Ledger wieder - über beide wurde schon so viel geschrieben, daher soll der Fokus auf zwei andere Personen gerichtet werden: Morgan Freeman und Michael Caine. Beide nehmen ähnliche Rollen ein, welche Wayne / Batman immer wieder unterstützen, mit Konsequenzen zu leben, Entscheidungen zu treffen oder Dinge zu hinterfragen. Wie zwei Vaterfiguren die zudem die stärksten Dialoge bekommen haben.
Wie man es von Nolan oft kennt sind die Frauenrollen eher sekundär. Rachel Dawes ist zwar eine taffe Frau und jammert nicht nur rum, aber bleibt für zwei Figuren letztendlich nur Mittel zum Zweck. Das kann man durchaus kritisch sehen, aber bei der vollgepackten Handlung wäre ein weiterer Schwerpunkt wohl zu viel gewesen.
Im Jahr 2013 wurde durch Edward Snowden die NSA Abhör-Affäre ausgedeckt. Genau dieses Thema erzählte Nolan bereits 2008 in The Dark Knight - mit genau den gleichen Mitteln: In Form von Mobiltelefonen. Schon hier gibt es knallharte Kritik gegen diese Technik, in diesem Film sogar mit der entsprechenden Konsequenz und der Entscheidung für den Datenschutz. Eine Sache, welche wir in unserer Gegenwart vermissen.
Entscheidungen sind ein weiteres Thema. Die Protagonisten werden immer wieder vor Situationen gestellt, wählen zu müssen. Selten haben sie bei diesen Entscheidungen eine faire Wahl. Aber auch hier wird thematisiert, dass man Entscheidungen trifft und mit Konsequenzen leben muss. Wie einfach oder unfair sie auch waren. Zudem wird die Wahrheit zu einem dehnbaren Begriff. Ist es immer hilfreich und förderlich alles zu wissen? Verdienen wir manchmal mehr?
Die finanziellen Tricks sowie juristischen Kniffe, welche ebenfalls in The Dark Knight zum Einsatz kommen, wurden noch gar nicht erwähnt. Ganz zu schweigen von den grandiosen Actionszenen, den überwiegend handgemachten Effekten oder der Tatsache, dass es sich hier um den Mittelteil einer Trilogie handelt.
Diese Kritik sollte aufzeigen, dass The Dark Knight mehr ist als eine starke Comicverfilmung mit einer ebenso starken Darbietung eines leider viel zu früh gestorbenen Schauspielers, worauf der Film in der breiten Diskussion oft reduziert wird.
Hierbei handelt es sich um ein Schwergewicht der Filmgeschichte, was vielschichtig ist und mehrmals gesehen werden sollte. The Dark Knight ist zudem der Beweis, dass Christopher Nolan auch abseits seiner Zeitrelativierung einer der begnadetsten Regisseure unserer Zeit ist.