Bewertung: 4 / 5
Es ist faszinierend, dass im Jahr 2006 zwei Filme über Zauberei im 19. Jahrhundert ihren Weg in die Lichtspielhäuser fanden über die damals kaum jemand gesprochen hat. Prestige von Christopher Nolan und eben The Illusionist von Neil Burger.
Beide Filme waren an den Kinokassen nicht sonderlich erwähnenswert. Finanziell im Plus, aber überschaubar. Gesprochen hat 2006 kaum einer über diese Werke. Möglicherweise in Folge der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft™, welche damals zumindest in der europäischen Gesellschaft den Ton angab. Prestige wurde ein paar Jahre später von vielen Zuschauern entdeckt, weil Christopher Nolan enorme Popularität erreichte. Aber über The Illusionist spricht bis heute kaum jemand.
Statt London wie im bekannteren Beitrag ist die Handlung hier in Wien angesiedelt. Wir befinden uns ebenfalls im 19. Jahrhundert und auch die Wiener sind begeistert von Zaubervorführungen. Bei diesen sind eifrig versucht zu verstehen, wie bestimmte Tricks funktionieren. Nicht nur von den Zuschauern sondern auch von der Polizei. Manche scheinbaren Beschwörungen könnten als Anstachelung oder als Lüge verurteilt werden.
Mr. Eisenheim (Edward Norton) arbeitet als ein Illusionist und begeistert mit seinen Vorführungen die Zuschauer als auch Chefinspektor der Polizei. Bei einer Vorführung ist gar der Kronprinz mit seiner Verlobten zu Gast. In der Verlobten Sophie (Jessica Biel) erkennt Eisenheim seine Jugendliebe wieder.
Im Vorfeld fragt man sich natürlich sofort: Ist der Film besser oder schlechter als Prestige? Der Film ist definitiv anders, er setzt andere Schwerpunkte. Der Film begreift sich selbst nicht als Zaubertrick und hat etwas mehr Platz für Liebe, Gefühl und Hoffnung. Trotzdem werden die magischen Momente eindrucksvoll atmosphärisch inszeniert.
Genau diesen beiden Punkten holt The Illusionist seine Stärken. Die beiden Hauptdarsteller Edward Norton und Jessica Biel haben eine wunderbare Chemie miteinander. Aber auch das Zusammenspiel zwischen Norton und dem Chefinspektor, gespielt von Paul Giamatti, passt. Bei diesen Dialogen wird sehr gut die Faszination für die Zauberei und für die Illusion vermittelt. Ein bisschen platt kommt der Kronprinz (Rufus Sewell), er hätte facettenreicher geschrieben worden sein. Aber mit den beiden guten Kombinationen Norton & Biel bzw. Norton & Giamatti wird die durchaus leidenschaftliche Geschichte wundervoll über 110 Minuten erzählt.
Als Zuschauer ist man immer dabei mit rätseln wie Tricks funktionieren und bei manchen Dingen fragt man sich, ob das überhaupt noch ein Trick sein kann. Ein paar kleinere Taschenspielertricks werden offen erklärt. Wobei die große Leidenschaft nicht bei der Zauberkunst bleibt (vergleich mit Prestige) sondern sich der Film eher auf zwischenmenschliche Beziehungen fokussiert und hier sehr gut punkten kann.
Wer Filme über die Zauberei mag, sollte the The Illusionist wirklich anschauen. Auch wenn einem Prestige nicht gefallen hat.