Bewertung: 3 / 5
Wenn man nach einem Albtraum erwacht, schwirren die Bilder mit einem mulmigen Gefühl noch für eine bestimmte Zeit im Kopf herum. Nachdem sich dies allerdings gelegt hat, stellt man fest, dass der Traum zwar eventuell innere Ängste wiederspiegelt, aber in seinem Aufbau doch recht albern war. Die gedankliche Fantasie ist trügerisch und kann so eine Albernheit leicht in etwas Furchterregendes umwandeln. Danach dreht man sich im Bett auf die andere Seite, denkt an etwas Anderes und schläft wieder ein. Am nächsten Morgen hat man den Albtraum dann entweder vergessen oder kann darüber lachen.
Nun, so empfand ich "The Texas Chainsaw Massacre": wie einen Albtraum nach dem Erwachen. Ein Traum, der nach einem ruhigen, harmlosen Einstieg Stück für Stück von Schrecken (Leatherface) durchzogen wird. Ein Schrecken, der immer stärker und intensiver wird, was schließlich in einer Verfolgungsjagd durch den Wald mündet. Die Protagonistin des Traums wird von einem verrückten Tankwart gefangen genommen und in ein Haus verschleppt. Dort stellt sich heraus, dass der Kettensägen schwingende Hüne in Wirklichkeit ein Infantiler ist, der mit seinem geistig verwirrten Bruder, dem verrückten Tankwart und einem Vampir-Opa eine Kannibalenparty schmeißt. Während des Dinners lassen sie ihrer Verrücktheit und Verwirrtheit freien Lauf, die Protagonistin schreit aus vollem Leib und der Traum selbst zelebriert dies mit hektischen Nahaufnahmen und schriller Musik.
Und von diesem letzten Teil des Traums hat man sich im Schlaf erschrecken lassen? Die gruselige Stimmung aus der Waldverfolgungsjagd schwingt nach dem Aufwachen noch mit, aber die verrückte Kannibalenszene im Haus erscheint nun doch reichlich albern. Danach dreht man sich im Bett auf die andere Seite und schläft wieder ein. Was vom Albtraum hängen bleibt, wird sich dann am nächsten Morgen zeigen.
P.S.: Ausnahmlos alle (Hobby-)Kritiker, die ich mir zu Gemüte führe, feiern "The Texas Chainsaw Massacre" ab und die meisten sehen hier neben Romeros "Night of the Living Dead" die Begründung des politisierten Horrorfilms. Letzteres ist dem Film natürlich weiterhin hochanzurechnen, verfehlt für mich dann aber doch etwas die Wirkung, da mich das letzte Fünftel komplett aus der Atmosphäre gerissen hat.