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Three Kings

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Mission (not) accomplished: take one

Three Kings Kritik

Three Kings Kritik
19 Kommentare - 23.03.2020 von MB80
In dieser Userkritik verrät euch MB80, wie gut "Three Kings" ist.

März 1991, der Golfkrieg scheint offiziell zu Ende zu sein, und die Truppen von Saddam Hussein befinden sich in einem fragilen Waffenstillstand mit den Koalitionstruppen. Vollkommen sicher über ihren Auftrag sind sich zumindest die US Truppen nicht mehr. "Are we killing people or what?" ruft der GI Troy (Mark Wahlberg) seinem Trupp bei der Sichtung eines irakischen Soldaten zu, wirklich beantworten kann ihm die Frage keiner. Klare Konsequenzen wird es trotzdem geben. Die Amerikaner entschließen sich letztendlich, ihren Sieg erst einmal zu feiern, bevor die Scherben des Krieges, halb verhungerte Gefangene, zusammengekehrt werden. Dabei fällt Troy und seinem Kumpel Conrad (Spike Jonze mal als Schauspieler) eine Karte in die Hand, und zusammen mit dem Special Forces Major Archie Gates (George Clooney), der sich seine Zeit damit vertreibt, Kriegsgeschichten im Austausch gegen Sex an die Presse weiterzugeben, und "Chief" (Ice Cube) heckt das extrem unterschiedliche Quartett den Plan aus, das aktuelle Chaos auszunutzen, um ein wenig persönliche Beute zu machen. Denn Saddams Truppen waren während ihrer kurzen Besatzung von Kuwait nicht faul und haben alles mitgehen lassen was nicht festgenagelt war, und ein guter Teil davon wird in geheimen Bunkern vermutet.
Am Bunker angekommen, wird dem kleinen Trupp schnell klar: Jackpot! Sie haben sich leider auch in ein Hornissennest gesetzt, denn die USA haben nach dem Kollaps der irakischen Armee die Bevölkerung zum Aufstand gegen Saddam aufgerufen, die Kampfhandlungen zwischen den Armeen sind aber offiziell abgeschlossen. Und so finden sich unsere Hobby-Bankräuber an einer Kreuzung zwischen verzweifelten Zivilisten, Saddams republikanischer Garde, ihren eigenen Interessen und ihrem Gewissen.

Filme, die sich nicht in eine bestimmte Schublade packen lassen, haben einen besonderen Reiz auf mich: man weiß nie genau, was man bekommt. Gleichzeitig haben diese Filme eine besondere Herausforderung: ohne Genre-Regeln ist es oft schwer, den richtigen Ton beziehungsweise Nerv zu treffen. Three Kings ist einer der besseren Vertreter dieses "kein Genre" Genres, ein Action-Bankraub-Abenteuerfilm, der gleichzeitig eine bissige politische Satire ist, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass die gezeigte Thematik in der Realität bittere Konsequenzen für die Involvierten hatten.

Der Golfkrieg von 1990/91 wird, oder wurde, ja gerne als ganz lupenreine Geschichte verkauft: USA gut, Irak böse, Kuwait das Opfer, USA smash! Regisseur David O. Russell hat nun in der Geschichte von John Ridley das ideale Material gefunden, um die verschiedenen Kontroversen, die besonders das Ende dieses Krieges betreffen, einmal zu bearbeiten. Dabei bedient er sich angenehm selten predigender Monologe, sondern lässt die abstrusen Szenen und Bilder für sich selber sprechen.
Dies fängt bereits mit unserem charismatischen, aber komplett unharmonischen Quartett an, die bestenfalls die offiziellen Statements zur Begründung des Krieges im Kopf und schlimmstenfalls keine Ahnung haben, warum sie hier sind. Russel hat dem Team nicht umsonst einen sozio-ökonomischen Hintergrund gegeben, der die Tendenzen der USA, wer in ihren Kriegen wirklich an die Front muss, wieder spiegelt (für Interessierte, einfach mal "McNamaras Morons" nachschlagen). Und das Drehbuch, bei dem mit wenigen Ausnahmen im gesamten Film die Zahnräder wunderbar ineinander greifen, zieht dies konsequent durch: Archie, der cleverste und Anführer der Gruppe, wird die leeren Versprechungen seiner Regierung wiederholen müssen, und das schwächste Glied der Truppe wird den Preis dafür zahlen. Ein fieser Kommentar auf die Kriegsführung im Kapitalismus? Es wird nicht der einzige bleiben.

Der Golfkrieg ging auch als erster "Medienkrieg" in die Geschichte ein, und auch hier bleibt der Film nicht stumm. Wenn Archies Vorgesetzter ihm dies direkt am Anfang nochmal ausbuchstabiert, während sich zwei Reporterinnen gleichzeitig über Kreuz streiten, was der Preis für eine gute Story ist, kommt schon ein gutes Stück "Kubrick-Vibe" auf ("Gentlemen, you cant fight in here! This is the War Room!"). Wie das Drehbuch die Reporterin Adrianna (Nora Dunn) in die Handlung einwebt ist ebenfalls clever, so wird diese zunächst in die Irre geführt, dann einfach benutzt, um das Ziel zu erreichen. Ein intelligenter Schnitt hilf dabei, die Abkopplung zwischen Präsentation und Realität durch die Medien scharf einzufangen. So zoomt die Kamera auf das Gesicht von Adrianna in einem Fernseher, während sie über die gute Stimmung der feiernden GI berichtet und gleichzeitig irakische Truppen aus dem Bunker rennen, um die Rebellen zu bekämpfen, und schneidet dann direkt zu Adrianna, die eigentlich nur 50 Meter entfernt in der aktuellen Kriegssituation steht, keine Ahnung hat, was passiert, aber schwer bemüht ist, die richtigen Worte und die beste Einstellung zu finden.

Der Film schafft den Balanceakt, gleichzeitig durch gestochen scharfe Dialoge zu amüsieren und zu polarisieren, aber dennoch ein Gefühl von realer Bedrohung zu schaffen. Russel gelingt dies vor allem durch einige gezielt gestreute Szenen, welche die Brutalität des Krieges immer wieder einfangen (vor allem die Anfangsszene, und eine Illustration des Effektes einer Kugel auf einen Körper), sowie den Einsatz von grobkörnigem Filmmaterial, welche dem Film einen dokumentarischen Charakter geben. Unterstützt wird das noch durch eine sehr "geschäftige" Kamera, oft Hand-gehalten, die durch häufiges rein- und rauszoomen gerade bei den Actionszenen das Gefühl vermitteln, mitten im Geschehen zu sein. Über eine langweilige, statische Regie kann man sich sicherlich nicht beklagen, und Russel ist es gelungen, diese Szenen relativ selten zu halten, aber wenn sie kommen, dann explosiv. Ein weiterer Trick, mit dem er in dieser politischen Satire ein Gefühl von konstanter Bedrohung schafft. Aufgeweicht wird dies wieder in den entspannteren Szenen, in denen der Film einen leichtgängigen Soundtrack nutzt, was den Kontrast aber wiederum schärft.

Hätte ich einen wirklichen Kritikpunkt, dann wäre es wohl das (halbwegs) Happy End, welches dem Film vielleicht ein wenig den Zahn zieht. Ich kann allerdings damit leben, immerhin gibt es auch unserem Quartett ein letztendlich hart verdientes Ende, und ein fieseres hätte man den Zuschauern schwer verkaufen können. Dennoch ist der Film extrem erfolgreich darin, dieses nagende Gefühl vieler nach dem Krieg einzufangen, dass dieser eigentlich sein wirkliches Ende gar nicht gefunden hat, und unvollendet geblieben ist.

Gut zwanzig Jahre später hat der Film nichts von seiner Wirkung verloren. Spätestens als der Sohn von George Bush dann einige Jahre nach dem Erschienen nochmals in den Irak einrückte, um den Job seines Vaters zu erledigen, muss Regisseur David O. Russel und viele Zuschauer ein ziemlich klammes Gefühl überkommen haben. Wenn man heute bedenkt, dass das Versagen darin, die irakische Bevölkerung gegen Saddam zu unterstützen, und gleichzeitig amerikanische Truppen in Saudi-Arabien zu lassen, direkt in das mündete, was viele zwischendurch als Amerikas zweites Vietnam bezeichneten, dann gibt das dem Film fast schon prophetische Wirkung.

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19 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
26.03.2020 20:32 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Gott sei dank gibt es Google Translator tongue-out

Dünyayi Kurtaran Adam
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MB80 : : Black Lodge Su
26.03.2020 17:27 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

MobyDick:

Hehe, wollte auch kein Fass aufmachen, ich hab den Film glaube ich mit 16 oder so gesehen, wahrscheinlich hab ich damals zum dritten mal das dritte Reich in der Schule und war einfach genervt. Damals wusste ich auch nicht, was ein "B-Movie" oder "Nazisploitaion" ist... Heute kann ich da bestimmt gut drüber lachen. Wie gesagt, irgendwie ist das hängen geblieben.

"Die Auswanderer wurden hier meistens als Mercedesfahrende, bayrische Hüte tragenden Dummbeutel dargestellt, die nicht nur ziemlich deppert waren, sondern zudem natürlich auch noch kleinlich und aggressiv, und bei erstbester Gelegenheit die Leute bedrohten, sie zu vergasen. Zudem wurde angedeutet, dass sie irgendwelche Hitlerbilder mittlerweile anbeteten."

Joa mei, fahren halt 3er-BMW, sonst ist das jetzt auch nicht so weit... Spass. Nee, bei der Passage musste ich gerade lachen. Die eigene Diaspora mit Vorurteilen gegenüber der neuen Heimat balasten, oh je, gibts dafür ein Fremdwort?! Kann ich gut verstehen, wenn einem das gegen den Strich geht.

Und natürlich beende ich den Kommentar jetzt damit, dass ich dir immer mal schreiben wollte, dass du echt gutes Deutsch schreibst tongue-out Wie auch sonst...

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
26.03.2020 15:20 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

MB80

Yep, genau der ist das smile

Kann ich zu einem gewissen Grad nachvollziehen, aber zur Verteidigung des Films muss ich auch sagen, dass er das nicht aus irgendeiner gearteten Agenda heraus macht sondern weil es ein waschechter B-Movie ist mit dem einzigen Zweck der Unterhaltung, was man auch daran sieht, dass sie sich am Ende mit dem Nazi verbünden.

Aber grundsätzlich kann ich das ganz gut nachvollziehen. Mir ging es mit einigen türkischen Filmen, die sich Komödien schimpfen, in meiner Jugend so, wo es darum ging, dass die einheimischen Türken die deutschländer Türken übers Ohr hauten. Die Auswanderer wurden hier meistens als Mercedesfahrende, bayrische Hüte tragenden Dummbeutel dargestellt, die nicht nur ziemlich deppert waren, sondern zudem natürlich auch noch kleinlich und aggressiv, und bei erstbester Gelegenheit die Leute bedrohten, sie zu vergasen. Zudem wurde angedeutet, dass sie irgendwelche Hitlerbilder mittlerweile anbeteten.

Klar war das extrem ärgerlich, da man als Heranwachsender dadurch in eine ärgerliche Identifikationsrolle gedrängt wird. Besonders ärgerlich wird es dann natürlich, dass man irgendwie in keiner der beiden Ländern sich 100% willkommen fühlt, und das obwohl man schon dritte oder vierte Generation schon hier ist, wenn man immer wieder "gelobt" wird für seine Deutschkenntnisse, oder die Kinder im Kindergarten schon wegen eines etwas dunkleren Teints vom Fussball ausgegrenzt werden. Mittlerweile habe ich aber gelernt, dass ich mich nicht durch Gruppen sondern durch meine Identität definiere, und kann sogar diese Art Film wieder halbwegs genießen.

So, genug Weltschmerz weiter mit Trashtalk laughing

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
26.03.2020 07:28 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@PaulLeger
"Wundert mich ja, dass ihr "The Fighter" nicht gesehen habt."

Der interessiert mich unter den Russell-Filmen auch am meisten.
Der Rest eher nicht so^^ Aber jetzt zumindest "Three Kings".

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MB80 : : Black Lodge Su
25.03.2020 22:41 Uhr
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Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

MobyDick:

Nachtrag... hab gerade mal Google konsultiert. Das ist doch "Kellys Heroes" im Original, den habe ich als Teenager mal gesehen. Ich weiß noch, dass ich (ja, ich!) mich damals über die Darstellung der Deutschen aufgeregt habe, aber naja... 70er, jugoslawische Ko-Produktion...

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MB80 : : Black Lodge Su
25.03.2020 22:33 Uhr | Editiert am 25.03.2020 - 22:44 Uhr
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Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

MobyDick:

Erstmal schön, dass du noch lebst!

"Der Film fängt als Hallodrieschinken an und wandelt sich zu einer bitteren Bestandsaufnahme, nur um dann mit einer humanden Botschaft zu enden.

[...]

Und hier möchte ich mich ganz klar gegen MB80s These stellen, dass der Film dann weniger gut aufgenommen worden wäre."

Also ich weiß, was du mit Hallodireschinken meinst, würde aber einwerfen, dass direkt die erste Szene etabliert, dass man diese ganze Situation ersnt nehmen sollte. Zum Ende: also bei mir wäre ein böseres Ende sicher gut angekommen, wie gesagt ich glaube es handelt sich hier um so eine "First Blood" Situation. Kann sein, muss nicht, hätte man auch verhunzen können... ist schon ok so.

Wo ich widersprechen würde ist bei deiner These zu Clooneys Einfluss. Clooney war damals noch nicht so eine Größe, war noch bei "Emergency Room" aktiv, noch nicht so viele Filme auf dem Buckel, und geriet beim Dreh permanent mit Russel in die Wolle. Höhepunkt war wohl, dass sich die beiden wegen der Position eines Statisten gekloppt haben, also glaube ich nicht, dass der Clooney das Ende hätte verbiegen können.

Deshalb würde ich auch deinem Punkt 3 widersprechen, der Filme wäre gescheitert, denn das Ziel hast du ihm gerade angedichtet wink

Aber "Stosstrupp Gold" tu ich mal auf meine Liste. Ob ich den Tag noch erlebe, wo die mal kürzer wird?

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MB80 : : Black Lodge Su
25.03.2020 22:13 Uhr
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Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

PaulLeger:

"Da es so lange her ist, hätte ich nicht mehr genau sagen können wie ich ihn damals bewertet habe, daher musste ich es mal eben checken."

Ah, alles klar... na das hört sich ja nach 6-7/10 an. Mit deiner IMDB Einschätzung gehe ich übrigens etwa mit, ab 7 ist das in der Regel schon was.

"The Fighter" ist seit Jahren irgendwo auf meiner Liste, und jetzt hab ich ihn mir mal bei Amazon geliehen. Erwarte also die Tage feedback ;)

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
25.03.2020 22:11 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

MB80, PaulLeger und Luhp92

Sorry, bin momentan anderweitig eingebundener, daher gerade etwas weniger hier unterwegs.

Ich versuche mal, die Punkte nacheinander abzuhaken, kann sein, dass ich den einen oder anderen von euch dabei wiederhole, also auch hier nochmal sorry...

1. Grundsätzlich habe ich ja selbst auch gar nichts gegen den AVClub, wie MB80 ja sicherlich weiss, ganz im Gegenteil. Ich erinnere mich auch recht dunkel, dass ich besagten Artikel damals auch mal gelesen habe, wenn es der etwas ältere Artikel ist. Und ich fand ihn zwar interessant, aber auch ich bin nicht der Meinung, dass 1999 ein besonders wertvolles Jahr gewesen sein soll. Wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich sogar das Jahr des anderen Clooney Vehikels mit ähnlichem geografischem Setting (Syriana) was hochqualitative Filme aus den USA angeht deutlich höher einwerten, und selbst 2004/05 würde ich nicht als so ein Hammerjahrgang wie die bereits erwähnten 1939 oder 1994 ansehen. Es sind zwar ganz gute Filme dabei, aber die gibt es in der Art jedes Jahr. Die beiden besprochenen Filme: Matrix ist für mich ganz mies gealtert, Being John Malkovich ist zwar herausragend aber sicherlich kein Mainstream und die anderen Filme reissen jetzt auch nicht die Welt aus den Angeln.

2. Three Kings selbst habe ich natürlich auch gesehen, auch damals, und ich muss zugeben, dass ich ih zwar als ganz gut und überraschend in Erinnerung habe, aber alles andere als überragend. Das liegt jetzt aber weniger an der Umsetzung oder den bewusst gewählten tonalen Schwankungen als vielmehr an der mangelnden Konsequenz am Ende. Der Film fängt als Hallodrieschinken an und wandelt sich zu einer bitteren Bestandsaufnahme, nur um dann mit einer humanden Botschaft zu enden. Viel eindrücklicher wäre der Film allerdings geworden, wenn man mich fragt, wenn die drei Figuren zwar merken, was da abgeht und sich ein moralisches Leuchten bei Ihnen entwickelt, sie ihr Ding dann aber trotzdem rücksichtslos durchziehen und einfach abhauen. Und hier möchte ich mich ganz klar gegen MB80s These stellen, dass der Film dann weniger gut aufgenommen worden wäre. Ein Lord of War beispielsweise zieht das Ding kompromisslos durch und wird auch heute noch als sehr gut angesehen (Übrigens aus der oben erwähnten Zeit 04/05). Der Punkt hier ist aber wahrscheinlich eher, dass ein Clooney hier schon so viel Macht hatte, dass er seine politische Message unters Volk bringen wollte. Mit beispielsweise einem Kevin Spacey in der Hauptrolle (damals noch nicht in Ungnade gefallen und ziemlich angesagt als Chrakatermime) könnte ich mir ein böseres perfideres moralischeres Filmchen durchaus vorstellen. So habe ich Three Kings mit irgendwas zwischen 7-8 Punkten in Erinnerung, was zwar ziemlich gut ist, aber bei mir auch ein bißchen nach nicht ganz ausgenutztem Potential riecht.

3. Wenn euch diese Prämisse der Hallodries, die sich ohne moralische Rücksicht auf Verluste in einem Kriegsgebiet einen Schatz unter den Nagel reissen wollen, und dabei unfreiwillig zu Helden werden, dennoch konsequent ihr Ding durchziehen (also etwas, wobei Three Kings dann doch scheitert), interessiert, dem empfehle ich als sarkastisch lustiges Kontrastprogramm den (ich nenne es mal) Spaghetti-Kriegs-Film Stosstrupp Gold. Hier bedient man sich der erfolgreichen Leone-Spaghetti-Western-Formel von sarkatsischen Arschlöchern, als Identifikationsfiguren getarnt, weil sie alle so cool sind, die sich im Krieg bereichern wollen. Der Film unternimmt dabei nicht einmal den Versuch, irgendwie moralisch zu werden, und lässt die Haudegen im Bedarfsfall sogar mit den Nazis kolabieren, nur um an ihr Ziel zu kommen. Und mit Eastwood, Sutherland sr. in jung, Savallas auch noch tiptop besetzt.

Dünyayi Kurtaran Adam
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PaulLeger : : Moviejones-Fan
25.03.2020 19:34 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.331 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ MB80

Hab mich missverständlich ausgedrückt, meinte meine eigene Bewertung bei imdb, nicht den Durchschnittswert. Da es so lange her ist, hätte ich nicht mehr genau sagen können wie ich ihn damals bewertet habe, daher musste ich es mal eben checken.

Wobei ich 7,1 als Durchschnittswert bei imdb durchaus gut finde, alles über 7,0 stufe ich zumeist als anschauenswert ein.

Wundert mich ja, dass ihr "The Fighter" nicht gesehen habt.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
25.03.2020 18:23 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@MB80

"American Hustle" hat bei mir auch seine Wirkung verfehlt, es reichte immerhin für 5,5/10 Punkten^^

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MB80 : : Black Lodge Su
25.03.2020 13:24 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

luhp92:

Der Russel hat viele hoch gelobte Filme gemacht, von denen ich tatsächlich nur drei gesehen habe. "American Hustle" verfehlte damals bei mir seine Wirkung, hab den aber auch nur ein mal gesehen. Aber "Silver Linings" war ziemlich gut.

"7,8 bei den Kritikern und 7,54 beim Publikum.
Das passt bei beiden in etwa zum IMDB-Score."

Ist halt so ein bisschen Äpfel mit Birnen... Also ich behaupte mal, ein Film der mehr als 7.5 bei den Kritikern bekommt hat schon echte Qualitäten, während beim Publikum irgendwas um die 8 ja fast schon die Norm ist. IMDB finde ich da fas schon völlig unauswertbar, weil da alles einfach in einem Topf landet.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
25.03.2020 12:56 Uhr | Editiert am 25.03.2020 - 13:02 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@PaulLeger: Ok.

@MB80
"Hat eigentlich irgendwer "Three Kings" gesehen"

Ich habe jetzt wohl zum ersten Mal bewusst von dem Film gelesen.
Von David O. Russell kenne ich nur "American Hustle".

"Der Film hat aber auch eine gewisse Diskrepanz zwischen Kritikern und Publikum (94 vs 77% bei RT) [...]. Was wiederum den Score von "nur" 7.1 bei IMDB erklärt."

Average Rating auf Rottentomatoes: 7,8 bei den Kritikern und 7,54 beim Publikum.
Das passt bei beiden in etwa zum IMDB-Score.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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MB80 : : Black Lodge Su
25.03.2020 12:43 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

PaulLeger:

Ufff, IMDB... kein großer Fan. Der Film hat aber auch eine gewisse Diskrepanz zwischen Kritikern und Publikum (94 vs 77% bei RT), was ich mir dadurch erkläre, dass er halt nicht so gut in ne Schublade passt. Was wiederum den Score von "nur" 7.1 bei IMDB erklärt.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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PaulLeger : : Moviejones-Fan
25.03.2020 12:25 Uhr
0
Dabei seit: 26.10.19 | Posts: 2.331 | Reviews: 17 | Hüte: 261

@ luhp92

Die ändern für mich jetzt eher wenig am Status von 99 in einer Alltime-Betrachtung.

@ MB80

Ist fast 20 Jahre her, dass ich ihn gesehen habe, daher kann ich zu einer inhaltlichen Diskussion wenig beitragen. Meiner Erinnerung und imdb-Wertung nach aber qualitativ auch keiner, der es für 99 rausreißt.

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MB80 : : Black Lodge Su
25.03.2020 12:05 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

luhp92, PaulLeger:

Joa, die Liste lässt sich fortsetzen...

Hat eigentlich irgendwer "Three Kings" gesehen, oder ist der komplett in Vergessenheit geraten? Kann doch eigentlich nicht sein.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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