Bewertung: 4.5 / 5
Am gestrigen Abend habe ich mir "Top Gun - Maverick" im Kino angesehen. Hier mein persönlicher Eindruck vom Film (spoilerfrei und nur minimale Spoiler im dritten Absatz, aber das habe ich an der Stelle nochmal extra ertwähnt.):
Vorab ein paar Worte zu dem Originalfilm der 80er: Ich bin kein großer Fan des Films, denn ihm fehlt das gewisse Etwas, um grandios zu sein. Vor allem die innere Logik in der Story ist ein Problem des Films. Aber auch sonst ist er aus heutiger Sicht nur noch solide bis gut. Der Soundtrack, Tom Cruise, Val Kilmer und die anderen allerdings haben überzeugt und der Film hat mir recht gut gefallen.
Trailer zu Top Gun - Maverick
"Top Gun - Maverick" allerdings hebt einfach alles, was den Vorgänger ausgemacht hat, auf ein ganz neues Level. Action, Spannung, Inszenierung, Tonabmischung, Kameratechnik und schauspielerische Leistungen sind allesamt auf sehr hohem Niveau. Einzig die Story ist extrem flach und dient nur dazu, um den Film und seine extrem geile Inszenierung zu rechtfertigen. Für mich ist das aber völlig okay.
Kurz zur Story (minimale Spoiler): Der Feind (nicht namentlich benannt / fiktiv) hat ein Atomlager in einem Krater, umgeben von Flugabwehrraketen und feindlichen Kampfjets und einem Störsender. Die besten Kampfpiloten der Navy müssen dieses Atomlager zerstören. Maverick muss die Piloten dafür trainieren und die Auswahl treffen, welche sechs von den zwölf Piloten am Ende den Einsatz fliegen. Gooses Sohn ist einer von den zwölf Kampfpiloten, was natürlich für Maverick eine persönliche Herausforderung darstellt. Der Feind wird im ganzen Film nur abstrakt gezeigt. Es gibt keine Flaggen und es gibt keine wirklich sichtbaren Menschen außer den Piloten des Feindes. Daher ist das Feindbild hier sehr abstrakt und unpersönlich. Aber das stört den Filmfluss in kaum, weil der Fokus halt gänzlich anders gelagert ist. (Spoiler Ende)
Trotz der flachen Story ist der Film sehr spannend und intensiv, vor allem im letzten Drittel, wenn es dann richtig zur Sache geht. Emotional konnte der Film mich abholen und ließ mich mit den Charakteren mitfiebern. Der Film nimmt sich die nötige Zeit, um die Charaktere einzuführen und die Beziehung der Charaktere untereinander aufzubauen. Der Film fühlt sich niemals gehetzt an, wirkt aber auch keinesfalls gestreckt oder zu lang. Er hat mit 131 Minuten genau die richtige Laufzeit.
Tom Cruise spielt Maverick, den ewigen „Captain“, bessern denn je. Er überzeugt mit seiner gewohnten Coolness, seinem Charme, seinem Selbstbewusstsein und seinem Charisma. Er bringt Emotionen im Film gut rüber und zeigt hier mehr davon als in seinen anderen Filmrollen. Wie immer ist Cruise einfach nur DER Star schlechthin.
Miles Teller spielt Gooses Sohn „Rooster“ ebenfalls sehr überzeugend. Der Konflikt zwischen ihm und Maverick kommt gut rüber und sorgt für die ein oder andere emotionale Szene. Interessant ist, dass Miles Teller hier optisch dem damaligen Goose sehr ähnlich sieht.
Jennifer Conelly spielt Penny Benjamin, eine Frau, die Maverick bereits seit längerem zu kennen scheint, allerdings spielte sie im Originalfilm nicht mit. Zwischen den beiden schien es in der Vergangenheit öfter mal kurze Liebschaften gegeben zu haben. Conelly spielt Penny sehr überzeugend und ist eine Art „Anker“ für Maverick, wenn er mal nicht weiterweiß oder um ihm Mut zu machen.
Sogar Val Kilmer spielt hier nochmal kurz mit, und die Szene ist wirklich extrem rührend. Mehr verrate ich dazu nicht. Eine tolle Würdigung an den alten Star, der heute leider von Krankheit geplagt ist.
Die anderen Schauspieler/-innen sind eher Nebenrollen, aber jede/-r davon spielt ihre/seine Rolle gut und glaubhaft.
Die Kameratechnik ist einfach nur der Wahnsinn. Die Aufnahmen in den Cockpits, außerhalb der Flugzeuge und auch die genialen Luftaufnahmen aus der Entfernung sind einfach ein hammergeiler Anblick. Häufig werden Totalaufnahmen gezeigt, sowohl am Boden als auch in der Luft, und das ist immer wieder ein beeindruckender Anblick. Vor allem auch die Aufnahmen, die so weit von den schnellen F-18 entfernt sind, dass diese gut mit dem Auge verfolgt werden können, sind wirklich beeindruckend.
Die Schnitte sind auch gut, wenn auch manchmal etwas zu schnell. Aber das ist in dieser Art Film auch kaum anders machbar, denn hier geht es ja schnell und rasant zu, daher passt es ganz gut.
Die Flug- und Actionszenen sind einfach nur unfassbar genial und heben die Messlatte für zukünftige Filme, die von Flugkämpfen und Flugzeugen handeln, auf ein extrem hohes Niveau. Die Flug- und Kampfmanöver werden gekonnt in Szene gesetzt und pressen den Zuschauer regelrecht in den Sitz.
Die Tonabmischung ist wahrscheinlich auf höchstem Niveau, doch leider kann unser Kino da nicht mehr ganz mithalten. Es wird mal Zeit für ein Upgrade in dem Kino, denn es ist schließlich das größte Kino in ganz Ostwestfalen-Lippe. Es wird Zeit, dass mal auf Dolby Atmos umgerüstet wird.
Der Soundtrack vermischt neues mit altem. Es wurde viel vom alten Film verwendet und ein wenig aufpoliert. Ein oder zwei gute neue Stücke sind aber auch dabei, unter anderem ein guter Song von Lady Gaga. Insgesamt ist die Musik aber immer noch klasse und unterstützt das Feeling und die Atmosphäre sehr gut.
Der Stil der 80er wurde gut erhalten und geschickt mit der heutigen Zeit kombiniert. Der Film versprüht sowohl den Charme der damaligen Zeit als auch den der heutigen Zeit.
Fazit
"Top Gun – Maverick" ist ein Actionspektakel der besonderen Art. Die Flugszenen und Kampfmanöver sind dank der grandiosen Kameraführung einfach ein Augenschmauß und referenzwürdig, der Ton ein Fest für die Ohren (ein gut ausgestattetes Kino vorausgesetzt), die Musik eine Ode an die 80er und die Story auf Charakterebene emotional. Nur die feindliche Partei bleibt abstrakt und blass, aber das ist wohl auch so gewollt. Diesen Film sollte man unbedingt auf der großen Leinwand mit guter Soundanlage erleben!
9/10 Punkte – Mittlerer Wiederschauwert