Bewertung: 5 / 5
Der Bauarbeiter Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) führt ein tristes Leben. Er würde so gerne mit seiner Frau Lori (Sharon Stone) zum nun mehr kolonisierten Mars fliegen, um dort zu leben. Dummerweise ist seine Frau dagegen, auf einen Planeten zu ziehen, auf dem derzeit auch Rebellen ihr Unwesen treiben. Doch muss Quaid seine Hoffnung nicht gänzlich begraben, als er einen Werbe-Spot der Firma Recall sieht, die verspricht das perfekte Urlaubsvergnügen zu schaffen, ohne das der Klient jemals wirklich dort gewesen ist. Quaid besucht die Firma und entscheidet sich, seine Erinnerungen von diesem Urlaub als Geheimagent einpflanzen zu lassen. Doch während des Eingriffes an seinem Gehirn geht plötzlich etwas schief und Quaid reagiert panisch und behauptet nun tatsächlich ein Geheimagent zu sein, während der Führungsstab von Recall versucht Douglas lautlos zum Schweigen zu bringen.
Wo soll man hier anfangen? Total Recall ist meines erachtens nichts weniger als ein Meisterwerk geworden. Denn während Regisseur Paul Verhoeven vor allem durch seine expliziten Bilder und satirischen Subtexte aus RoboCop bekannt wurde, legte er mit Total Recall tatsächlich nochmal deutlich einen drauf. Der Film muss sich nicht hinter den großen Science-Fiction-Klassikern Alien, Blade Runner, oder Star Wars verstecken, sondern ist ihnen mindestens ebenbürtig.
Daß liegt zum einen an der Geschichte. Denn während Douglas Quaids Suche nach sich selbst, taucht der Zuschauer in eine Welt ab, die so organisch und realstisch gezeichnet ist, wie selten. Selbst die oben genannten Genre-Vertreter fühlten sich für mich nie so Realitätsnahe an, wie Total Recall es tut. Da wirkt der Morast und das Umtriebge eines Sciene-Fiction Freudenhauses wie die wahrgewordene Utopie einer Klassengesellschaft. Und gleichzeitig kann der Zuschauer sich ebenfalls immer wieder fragen, was ist Realität, und was Fiktion.
Und während man Arnold Schwarzenegger auf seine Identitässuche begleitet, kommen einem immer wieder diese transhumanistischen Anleihen um den Menschen in den Kopf. Selten kann man über die Subtexte eines Filmes philosophieren, wie es bei Total Recall der Fall ist. Denn auch hier zeigt sich Ausbeutung und Neo-Liberalismus in Form einer viel zu dekadent gewordenen Gesellschaft. So besiedelt die Menschheit den Mars, und muss sich immer wieder die Klassenfrage stellen lassen.
Das mag dem ein oder anderen wie eine Lehrstunde in Sachen Moral und Anstand vorkommen, ist aber nach wie vor eine nicht wegzudenkende, existenzielle Frage unseres Seins. Und während Schwarzenegger in seinen anderen Filmen bestenfalls "ill be back" brüllen konnte, so ist er hier als wahrer Schauspieler zu treffen. Man kauft ihm tatsächlich diese Verwirrung und Panik ab, wenn er von Recall verfolgt wird. Ich hätte tatsächlich nie gedacht, daß dieser Mann sogar schauspielen kann.
Indess zieht die Handlung sich zu keinem Zeitpunkt hin. Im Gegenteil. So beginnt der Film mit einer phantastischen Einleitung und wird darauffolgend immer dynamischer, ohne dabei den Fokus auf die Handlung zu verlieren. Das lässt den Film nicht nur spannend wirken, sondern macht ihn tatsächlich sogar wirklich unvorhersehbar. Ronny Coxs Vilos Cohaagen ist ein undurchsichtiger, charismatischer Antagonist, der zwar schauspielerisch nicht umwerfend ist, aber einfach clever geschrieben wurde. Während Sharon Stone das sinnliche, erotische und undurchsichtige perfekt verkörpert.
Auch in Sachen Optik lässt sich der Film nicht lumpen. Ich hatte es ja an anderer Stelle bereits erwähnt, dennoch stelle ich es gerne nochmal heraus: Denn die Bilder, die von Jost Vacano krieiert wurden, und das Raue, Gewaltige dieser Welt zeichnen, wirken, auch dank des Szenenbildes täuschend echt. Man spührt förmlich die Vorlage von Philip K. Dick, der auch schon Blade Runner zu verantworten hatte.
Damit wird Regisseur Verhoeven spielend fertig und schafft es, nicht zuletzt auch wegen seiner Regiearbeit, und seiner ästhetisierenden Gewalt, dem tollen Pacing und unerwarteten Wendungen dauerhaft zu fesseln.
Ich hätte sowas tatsächlich nie für möglich gehalten: Einen Arnold Schwarzenegger-Film als Meisterwerk zu bezeichnen. Doch es ist wirklich passiert. So temporeich, philosophisch, echt, wütend und authenitisch fühlt sich diese Welt von Total Recall an, daß ich nicht anders kann, als diesen Film als eben solchen zu bezeichnen. Es stimmt einfach alles. Keine Längen, unnötigen Nebenplots. Gute Twists, die M. Night Shyamalan alt aussehen lassen. Keine nervigen Schauspieler, sondern ziemlich gute. Alles ist On-Point und hat mir nicht nur die Sprache verschlagen, sondern auch die Wörter verfusselt. Mit einem Wort: Atemberaubend.