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Wunder

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Wunder Kritik

Wunder Kritik

Wunder Kritik
0 Kommentare - 12.02.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Wunder" ist.
Wunder

Bewertung: 3.5 / 5

Der kleine August „Auggie“ Pullman (jacob Tremblay) musste sich seit seiner Geburt zahlreichen Operation unterziehen. Aufgrund eines Gendefektes hat er ein stark entstelltes Gesicht, weswegen er zu Jause von seiner Mutter Isabel (Julia Roberts) unterrichtet wird. Als Auggie zehn Jahre alt wird, diskutieren seine Mutter und sein Vater Nate (Owen Wilson) darüber, ob er nicht demnächst eine richtige Schule besuchen soll und kurz darauf besucht Auggie die fünfte Klasse der Beecher Prep. Dort lernt er einige neue Kinder kennen, welche ihm mal mehr mal weniger freundlich gesonnen sind.

Taschentücher werden die meisten Leute sicherlich benötigen, wenn sie sich Wunder anschauen. Die Geschichte um einen entstellten Jungen, der bedingt durch die Ängste seiner Eltern nie so ganz Teil der Gesellschaft sein konnte, ist in weiten Teilen nicht gerade wenig manipulativ. So hat man schon von vorneherein, ob der großartigen Darstellung durch Jacob Trembley, der einsetzenden Musik und den kunterbunten Bildern der Kamera starke Gefühle für diesen Auggie. Klar ist er vermeintlich entstellt und man erwischt sich vielleicht auch hier und dabei der Frage, wie man damit umginge. Doch der Film will ja auch genau das erreichen, nämlich daß man über diese Geschichte nicht nachdenkt, sondern sie durchemotionalisiert. Und dann wirken besonders die Szenen des Triumphes, wenn Auggie sich dann doch mit Kindern anfreunden kann und allen Hürden zum Trotz zu dem wird, was er schon immer sein wollte. Eine sehr amerikanische Geschichte ist das in jedem Fall und an der Stelle könnte dann auch schon fast alles zu dem Film gesagt sein.

Trailer zu Wunder

Wäre da nicht die sehr intelligente Regie und die Geschichte, die sich eben dazu bewegt, auch unterschiedliche Perspektiven zu inszenieren. So zeigt der Film auf, was gute Filme eben ausmacht. Meistens im Genre des Kriminalfilms zu finden, ist aber auch Wunder talentiert darin zu zeigen, wie sich ein Zustand auf alle Beteiligten auswirkt. So nimmt der Film im Verlauf eine unerwartete Wendung und erzählt nicht nur die Geschichte der unterschiedlichen Familienmitglieder, sondern gleichzeitig sogar die, derjenigen, die Auggie vielleicht schaden mögen. So wird klar, dass Auggies Schwester Olivia eben immer zurückstecken muss, weil ihre Eltern, insbesondere aber ihre Mutter sich große Sorgen um Auggie machen. Dann wiederum ist der Film auch erschreckend ehrlich darin zu zeigen, daß Eltern in solchen Fällen oftmals überbehütende Funktionen einnehmen, um das Kind zu schützen. Besonders an Julia Roberts Isabel Pullman wird gezeigt, daß nahestehende Menschen, die ein stigmatisiertes Kind zur Welt bringen, darunter leiden, daß ihr Kind nicht „normal“ oder eben „anders“ ist, und deshalb versuchen, dem Kind alles zu ermöglichen, was sie können und gleichzeitig in ständiger Sorge um das Wohlergehen des Kindes sind.

Doch Regisseur Stephen Chbosky, der schon mit Vielleicht lieber morgen (2012) bewies, daß ihm Coming of Age-Filme über Menschen mit Krankheiten liegen, lässt nicht nur die Familie in den Mittelpunkt rücken, sondern bedingt durch die Vorlage von R. J. Palacio zeigt der Film sogar Familien auf, die Auggie und seinem Aussehen weniger freundlich gesonnen sind. So gibt es im Film ein Gespräch mit dem Schüler Julian Albans, dem Schuldirektor und auch Julians Eltern, die darüber reden, daß Julian Auggie mobbt. Dabei scheint der Film ein besonders gutes Verständnis für Eltern und ihre Kinder zu haben. Denn Julian ist ebenso wie viele Kinder und auch Auggies Schwester das Produkt von Vernachlässigung, die sich dann wiederum im Materialismus und dem Unverständnis der Eltern widerspiegelt. Es ist zum einen erschreckend zu sehen, wie genau der Film zu wissen scheint, wie letzten Endes Eltern, aber auch Schulabläufe innerhalb der Gesellschaft geregelt werden. So kommen natürlich die Phrasen des üblichen Unschuldslammes und der Erziehung zum Vorschein, wenngleich die Eltern hier eben auch völlig inkompetent sind. Und diese Tatsache ist nicht nur absolut realitätsnah, sondern ein Problem, daß sich durch alle Gesellschaftssichten zieht. Zwar gibt es durchaus auch inkompetente Eltern in allen gesellschaftlichen Schichten, dennoch ist die Handhabung des Problems hier durch gut betagte Menschen, eben auch sehr realistisch.

Und daß sich diese Probleme der Integration Stigmatisierter so authentisch anfühlt, liegt nicht zuletzt auch daran, daß alle Schauspielerinnen und Schauspieler im Film ihr Rollen ziemlich gut verkörpern. So ist besonders Owen Wilson beeindruckend, da er für seine Verhältnisse erstaunlich ernst spielt und auch gegen Julia Roberts nicht zurücksteckt. Roberts hingegen ist gewohnt souverän, während aber vor allem der junge Cast hervorsticht. Daß Jacob Tremblay spielen kann, weiß auch jeder, der ihn bereits Raum (2015) gesehen hat. Und auch hier zeigt Tremblay, daß ihm sowohl ernste, als auch humorvolle Szenen mit einer Leichtigkeit und einer Präsenz gelingen, die manchem gestandenem Schauspieler nicht gelingt. So schafft Tremblay es nicht nur, mit seiner Figur eben die pure Emotion hervorzurufen, gleichzeitig nimmt man ihm den lebensfrohen, aber durchaus intelligenten Jungen sofort ab. Selbiges gilt aber für so ziemlich alle Jungschauspieler im Film, wodurch er eben viel an Glaubwürdigkeit gewinnt. Und dabei sind die Schauspieler nicht nur einfache Figuren, sondern facettenreiche Menschen.

Daher gelingt es dem Film auch in seiner Gesamtheit die unglaublich komplexe Annäherung isolierter in eine soziale Gruppe zu zeichnen. So weiß der Film auch um den Umstand, dass Vorurteile und Diskriminierung bei Kindern nicht nur auf einer anderen Ebene stattfinden, gleichzeitig aber auch ganz anders ausgedrückt werden, als Ausgrenzung durch Erwachsene. Nicht zuletzt auch deshalb wirkt das gesamte Werk trotz der harten Geschichte so vermeintlich leichtfüßig.

Ja, Wunder drückt bewusst auf die Tränendrüse und kann mitunter als ziemlich manipulativ gewertet werden. Auf der anderen Seite steht der Film Genrekollegen dabei aber in nichts nach und gewinnt durch die realistische Zeichnung der Figuren, unterschiedlicher Perspektiven und gesellschaftlicher Schichten ein realitätsnahes Bild, das sich trotzdem in purem Optimismus auserzählt. Schauspielerisch stark und inszenatorisch mit dem nötigen Blick für die wirklichen Probleme innerhalb der Gesellschaft.

Wunder Bewertung
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