Bewertung: 3.5 / 5
Achtung, diese Kritik enthält einige Spoiler!
"X-Men - Der letzte Widerstand" wurde nicht mehr von Bryan Singer, sondern von Brett Ratner inszeniert. Leider merkt man das. X-Men 3 wirkt vom Tempo und dem Pacing her ganz anders als noch die beiden Vorgänger. Er wirkt, vor allem gehetzter. Nichtsdestotrotz macht auch X-Men 3 Spaß und bietet eine gute Handlung, ein paar tolle Momente und Szenen und ist handwerklich ebenfalls auf einem ordentlichen Niveau.
Trailer zu X-Men - Der letzte Widerstand
Die Handlung ist eine konsequente Fortführung der Handlung der beiden Vorgänger-Filme. Es geht nun um den Krieg, der vor allem durch das „Heilmittel“ ausgelöst wird, welches Mutanten zu normalen Menschen ohne Mutationen oder Kräfte macht. Obwohl diese Prämisse eine gute Basis für eine sehr vielschichtige Erzählung mit moralischen Fragen mit sich bringt, wird dies leider kaum ausgenutzt. Hier und da werden ein paar moralische Fragen und auch die Uneinigkeit der Mutanten unter sich aufgeworfen, und es werden auch hier und da die Konsequenzen angekratzt, aber leider nur recht oberflächlich.
Der Film wirkt stellenweise sehr gehetzt, wodurch weder die Charaktere noch die Handlung mehr in die Tiefe gehen können. Es gibt kaum Raum zur Entfaltung. Auch die neu eingeführten Charaktere wie Kitty oder die Worthingtons bleiben leider recht blass. Die Abneigung von Warren Worthington II gegenüber Mutanten wird beispielsweise leider nie richtig greifbar und nachvollziehbar dargestellt. Die Handlung von Dark Phoenix bleibt zwar auch recht flach, ist aber in der Umsetzung besser gelungen, wie ich finde.
Logan bzw. Wolverine ist weiterhin das Herzstück des Films, und das ist natürlich weiterhin klasse. Hugh Jackman spielt auf gewohnt hohem Niveau und bringt das nötige Charisma auf die Leinwand, um den Zuschauer ständig bei Laune zu halten. Sowohl in den Actionszenen als auch bei den Dialogen macht es ungeheuer viel Spaß, Logan bzw. Wolverine zuzusehen. Dass Logan am Ende aber Jean / Dark Phoenix besiegen kann, finde ich etwas übertrieben. Seine Heilungskräfte sind hier etwas ZU extrem. Da blättert ihm das Fleisch von den Knochen und wächst augenblicklich wieder nach. Logan ist doch maximal ein Klasse-2-Mutant und hätte keinerlei Chance gegenüber Dark Phoenix. Aber man kann es auch so sehen, dass Jean ihm gegenüber immer noch etwas empfindet und ihm nicht alles entgegensetzt, was sie hat und ihn innerlich absichtlich an sich heranlässt, damit er sie töten kann.
Kitty ist mit der damals noch Ellen Page genannten Schauspielerin der sympathischste Neuzugang.
Magneto zeigt sich hier von seiner schlimmsten Seite, ist er sogar bereit, seinen alten Freund Xavier zu opfern. Immerhin zeigt er am Ende Einsicht, als er merkt, was er da mit Dark Phoenix entfesselt hat.
Charles Xavier hat auch wieder ein paar starke Szenen zu bieten, und sein Tod ist auch die wohl emotionalste Szene des Films und trifft mich als Zuschauer voll in die Magengrube.
Hank als neuer Charakter und Secretary des Präsidenten mag ich ebenfalls gern. Von ihm hätte ich hier im Film gerne noch mehr gesehen.
Die Actionszenen können sich auch hier sehen lassen und machen richtig viel Spaß. Es wurde allerdings im Gegensatz zum Vorgänger wesentlich mehr CGI eingesetzt, was dann doch wieder hier und da negativ auffällt. Aber zum Glück wurden auch einige praktische Effekte verwendet.
Die Tonabmischung ist auch hier wieder gut gelungen und bietet einiges für die Ohren.
Die Kameraführung ist okay. Es gibt jetzt keine Szenen, in denen man mit offenem Mund dasteht, doch man behält als Zuschauer immer einen guten Überblick über das Geschehen, auch in den Actionszenen, und das halte ich dem Film zu Gute.
Der Soundtrack von John Powell ist okay, aber nichts Besonderes. Er wirkt relativ 08/15. Auch das X-Men-Theme aus den Vorgängern wurde leider nicht mehr verwendet. Da haben mir die Soundtracks von X-Men und vor allem von X-Men 2 deutlich besser gefallen.
Im Fazit würde ich „X-Men – Der letzte Widerstand“ als den schwächsten Teil dieser in sich geschlossenen Trilogie betrachten. Er hat starke Momente, gute Actionszenen und sympathische Charaktere, erzählt eine interessante und spannende Geschichte, doch leider ist das Pacing zu hektisch und einige Figuren bleiben sehr blass. Auch die Musikuntermalung ist schwächer als in den Vorgängern. Logan hingegen ist weiterhin DER Charakter schlechthin. Dennoch macht auch dieser Film viel Spaß und ist immer noch gut schaubar. Ein solider Abschluss der Trilogie, der trotzdem leider hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt und sein Potential nicht richtig ausschöpft.
Bewertung: 7/10 Punkte
Wiederschauwert: Mittel
Nachhaltiger Eindruck: Gering
Emotionale Tiefe: Mittel