Bewertung: 4 / 5
Beginn meines Rewatch-Marathons der X-Men-Filmreihe von Fox.
X-Men ist so ziemlich DER Superheldenfilm, der dem Genre die Wende im Kino gebracht hat. Bis dahin gab es im Kino schon seit Jahren keinen vernünftigen Superheldenfilm mehr, und alles, was man mit dem Genre verband, stammt aus den 70ern und 80ern mit mehr oder weniger guten Filmen. Batman & Batman Returns sind natürlich absoluter Kult und boten für damalige Verhältnisse eine herausragend hohe Qualität, Superman 1-3 waren ebenfalls recht beliebt, trotz ihrer vielen inhaltlichen Mängel. Von den realen Spider-Man-Verfilmungen der 70er will ich nicht erst sprechen. Die fand ich schon als Kind doof. Die 90er haben hingegen kaum etwas gutes in dem Genre hervorgebracht.
Trailer zu X-Men
Für mich persönlich begann 2000 also eine neue Ära, denn Superhelden abseits von Batman, Superman und Spiderman kannte ich eigentlich gar nicht. Superhelden-Comics habe ich nie gelesen. Und dann kam X-Men, der gleich viele neue Helden auf die Leinwand brachte, von denen ich bis dato nie etwas gehört habe. Fortan war ich ein Fan von Superheldenfilmen, obwohl diese damals natürlich noch kaum etabliert waren. Kurz darauf kam dann noch die Neuverfilmung von Spider-Man, die dann ebenfalls klasse war. X-Men hingegen hat mir vom Thema und als Film schon damals immer besser gefallen: Eine ganze Gruppe an Helden, die zusammen auf der Leinwand als Team agieren, hatte einen ganz anderen Reiz als dieser eine Spider-Man.
Gemessen an heutigen Maßstäben aus Sicht des Jahres 2024 wirkt der Film natürlich schon etwas angestaubt, vor allem hinsichtlich der Computereffekte und der Erzählstruktur. Andererseits lässt ihn gerade letzteres auch erfrischend wirken, wenn man bedenkt, wie lieblos viele der heutigen Superheldenfilme so sind. Der Film zieht den Aufbau nicht so extrem in die Länge, sondern wirft die Zuschauer direkt ins Geschehen hinein. Man muss quasi alles erstmal als gegeben hinnehmen. Es gibt Mutanten, und das nicht erst seit „heute“, sondern schon seit Jahrzehnten, und es werden immer mehr.
Wir bekommen mehrere Charaktere und gleich auch die bereits bestehenden X-Men vorgesetzt, ohne dass man sich lange mit Charakterzeichnungen oder Origins auseinandersetzt. Dies kann man positiv wie negativ auslegen. Positiv wirkt sich das auf das Tempo des Films aus, negativ wiederum, weil einige Charaktere dadurch nur wenig beleuchtet werden und entsprechend blass bleiben, z. B. Storm und Cyclops sowie die bösen Antagonisten Sabretooth, Mystique und Toad. Recht interessant sind dagegen Logan „Wolverine“, Charles Xavier, Eric „Magneto“ Lehnsherr. Rogue und ihr Werdegang sind am ehesten noch als eine kurze Origin zu betrachten. Senator Kelly hingegen bleibt leider auch recht blass. Seinen Groll gegen die X-Men kann man nie so richtig begreifen oder nachvollziehen.
30 Minuten mehr hätten dem Aufbau der Handlung und vor allem der Charakterzeichnung sicherlich gut getan. Trotz allem hat die Charakterzeichnung für den Film ausgereicht, damit dieser funktioniert und gefällt, obwohl der Film leider hier und da ein wenig zu gehetzt wirkt. Klasse finde ich aber, WIE das Team so zusammenkommt.
Absolute Bestbesetzung sind auf jeden Fall Hugh Jackman, Patrick Stewart und Ian McKellen. Die drei schauspielern großartig und machen ihre Charaktere greifbar und auf ihre eigene Weise sympathisch oder unsympathisch. Ich würde mal behaupten, dass diese drei es sind, welche die X-Men 2000 auf der Leinwand oder im Heimkino erst so richtig populär gemacht haben. Wolverine im Speziellen ist bis heute einer der beliebtesten Helden, und das sicherlich zum Großteil dank Hugh Jackman.
Die Actionszenen können sich allesamt noch gut sehen lassen, auch wenn man merkt, dass hier und da vielleicht mehr möglich gewesen wäre. Aber gut, der Film war damals ein Risiko und dementsprechend gering hat man auch das Budget gehalten.
Die Computereffekte jedoch halten sich in der Masse erstaunlich zurück und der Film geizt dafür nicht mit diversen praktischen Effekten, was den Film sogar nach 24 Jahren noch richtig ansehnlich wirken lässt. Wenn allerdings doch mal Computereffekte zu sehen sind, wirken diese natürlich etwas fehl am Platze.
Großartig für die Zeit ist auch die Tonabmischung gewesen, die auch heute noch ziemlich gut daherkommt. Hier und da wirken Stimmen und Dialoge manchmal etwas zu leise (in der deutschen Version), aber ansonsten ist die Tonabmischung doch recht räumlich und ausdrucksstark.
Die Musik enthält bisher noch kaum das bekannte X-Men-Theme, ist aber dennoch hier und da echt gut gelungen und transportiert manchmal auch gut die Gefühle.
Der Humor des Films hält sich stark in Grenzen und der Film nimmt sich insgesamt sehr ernst, und das gefällt mir äußerst gut. Der ein oder andere Spruch ist vorhanden, doch dies nimmt der Ernsthaftigkeit der Handlung niemals den Wind aus den Segeln oder lässt diese lächerlich wirken.
Insgesamt ist X-Men ein guter und gelungener Auftakt einer fantastischen Filmreihe, welcher zudem das tote Genre der Superhelden wieder leinwandtauglich gemacht und rehabilitiert hat. Hier und da wäre sicherlich mehr möglich gewesen, vor allem aus heutiger Sicht, doch ich finde diesen Auftakt dennoch durchweg gelungen und spaßig. Richtig los geht es sowieso erst mit der Fortsetzung, die dann in allen Belangen die Schwächen ausmerzt und die Stärken ausbaut.
Bewertung: 8/10 Punkte
Wiederschauwert: Hoch
Nachhaltiger Eindruck: Gering
Emotionale Tiefe: Mittel