Bewertung: 4.5 / 5
Diese Kritik ist spoilerfrei. Die Justice League kam 2017 nach einer schwierigen Produktion ins Kino und hat alle enttäuscht oder zumindest ernüchtert. Auf diese ganzen Belange um die damalige Produktion und was danach passiert ist, wird hier nicht eingegangen, das hat man in der Vergangenheit oft genug gelesen und jeder weiß was Sache ist. In dieser Woche ist tatsächlich eines der größten Filmexperimente der jüngeren Filmgeschichte vollendet wurden und Zack Snyders Justice League hat den Weg in die Wohnzimmer gefunden.
Trailer zu Zack Snyder’s Justice League
Ich war im Vorfeld wahnsinnig gespannt darauf, wie sich dieser große Aufwand wohl anfühlen wird, zudem mit einer Laufzeit von fast 4 Stunden – das kann doch gar nicht funktionieren.
Tatsächlich hat der Film in seinen ersten 1-2 Stunden ein paar Momente wo man sich überlegt, ob man das in dieser Ausführlichkeit zeigen muss. Aber die knapp 4 Stunden fühlen sich trotz allem richtig an, weil alle Szenen nachvollziehbare Aufgaben erfüllen und bislang blasse Charaktere stärker beleuchten.
Dabei fängt Zack Snyders Justice League ähnlich wie Batman v Superman an – nämlich mit einer unmittelbaren Verknüpfung zu seinem Vorgänger – und das tut richtig gut.
Anfangs sieht man noch recht viele Parallelen zur Kinofassung von 2017 aber im Laufe der Zeit verwässert dieser Eindruck und der Film fühlt sich mehr und mehr komplett eigenständig an.
Rein von den Charakteren sind die größten Profiteure vermutlich Cyborg und Steppenwolf. Waren beide vor vier Jahren noch Abziehbilder, bekommen sie Hintergrund, Motive und teilweise sogar ein Facelifting. Jedoch profitiert so ziemlich jede Figur von diesem Directors Cut, ohne nun im Detail auf jeden eingehen zu wollen. Bei muss man sagen, dass diese Justice League einfach wunderbare Charaktere hat. Allein Diana Prince, dargestellt durch Gal Gadot. Viel wird von den Wonder Woman Filmen gesprochen, aber tatsächlich funktioniert sie in den Filmen von Snyder mit Abstand am Besten. Zudem hat man ganz einfach mit Batman und Superman die zwei ikonischsten Comichelden, welche man sich vorstellen kann. Elegant geht man mit dem übermächtigen Superman um, auch der irdische Batman findet in diesem außerirdischen Spektakel seinen richtigen Platz. Zudem sind Arthur, Barry und der eingangs angesprochene Cyborg angenehme Ergänzungen, welche insgesamt eine starke Chemie bilden, die zunehmend im Laufe der vier Stunden wächst.
Aber der große Pluspunkt von Zack Snyders Justice League ist, dass man von der ersten Minute an merkt, dass Snyder einen Plan für seine nun dreiteilige Geschichte hat. Die Filme greifen alle sehr gut ineinander und nutzen ihre Anknüpfpunkte. Während die Kinofassung von 2017 sich wie überwiegend wie ein unpassendes Stückwerk angefühlt hat, bekommt man hier die authentische Fortsetzung von Batman v Superman geboten.
Zack Snyder legt seinen gewohnten Grundton an den Tag (oder an die Nacht?) den man mögen muss. Wer mit vorherigen Werken Schwierigkeiten hatte, der wird es hier nicht anders haben. Dieser Grundton ist überwiegend düster, mystisch und teilweise biblisch-philosophisch. Durch eine stimmige Gruppendynamik gibt es jedoch passende Auflockerungen die einen nicht rausreißen.
Das Bildformat ist natürlich schade, haben sich doch die Leute in den letzten 15 Jahren alle ihre 16:9 Fernseher in die Wohnzimmer gestellt – aber zumindest die Bildinformationen sind alle da und man kann sich im Laufe der Zeit schon an das Format gewöhnen. Die optischen Effekte kommen allesamt ordentlich rüber, ohne etwas besonders hervorzuheben. Unter den Umständen ist das aller Ehren wert. Musikalisch bleiben vor allem die starken Themen zu Wonder Woman und Man of Steel im Ohr, die weiteren Stücke sind solide.
Eines der spannendsten Filmexperimente der letzten Jahre ist zumindest vom filmischen Wert voll aufgegangen. Zack Snyders Justice League fühlt sich richtig an und rundet die bisherige Geschichte ab. Der Abspann inkl. seiner Musik unterschreibt die persönliche Note, welche die Produktion dieses Films begleitet hat. Nach all den Fanpetitionen und Diskussionen ist es einem schon fast unangenehm, aber der Wunsch nach einer Vollendung der DC Geschichte wird lauter werden und das ist mehr als nachvollziehbar.
In Anbetracht der spannenden Produktion, des starken Ergebnisses und das Gefühl, in einer Pandemie trotzdem ein echtes Filmhighlight zu erleben erhält Zack Snyders Justice League von mir 9 von 10 möglichen Punkten.