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Die Welt des Gaming ist zurück in Köln

Das gamescom-Comeback - Teil 1: Hat die Messe noch Zukunft?

Das gamescom-Comeback - Teil 1: Hat die Messe noch Zukunft?
5 Kommentare - So, 28.08.2022 von F. Bastuck
Erstmals wieder seit 2019 fand in Köln vor Ort mit Besuchern aus der ganzen Welt die gamescom statt. Doch die letzten Jahre haben auch hier ihre Spuren hinterlassen.

„Die gamescom ist eine der wichtigsten Plattformen für Computer- und Videospiele weltweit. Hier in Nordrhein-Westfalen werden die großen Spieletrends erlebbar gemacht und der Gaming-Community wird ein exklusiver Blick in die Zukunft der Spielewelt gewährt. […] Ich freue mich, dass die gamescom in diesem Jahr wieder mit persönlichem Austausch stattfinden kann.“ - So Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst während der politischen Eröffnung der gamescom.

Nachdem die weltweit größte Computerspiel-Messe in den letzten zwei Jahren pandemiebedingt vor Ort ausfallen musste und nur rein digital stattgefunden hatte, öffnete man in diesem Jahr wieder die Tore in Köln für Besucher aus der ganzen Welt. Und es ist in der Tat schön, die gamescom wieder vor Ort mit anderen Menschen erleben zu dürfen. Doch nach all den Veränderungen und Problemen der letzten Jahre, stellte sich bei vielen im Vorfeld die Frage: Hat die Messe überhaupt noch Zukunft?

Gelebte Normalität

Wir müssen bei unserer Besprechung der Messe leider erst einmal kritische Töne anspielen und wollen folgendes direkt am Anfang hinter uns bringen: Auch wir sind, wie sicher viele von euch, genervt von der Pandemie. Doch leider ist sie eben noch nicht vorbei. Und doch suchte man auf der gamescom, trotz des erwartbar großen Andrangs vieler Menschen aus der ganzen Welt, vergeblich entsprechende Maßnahmen.

Es gab keine Testzentren vor Ort, keine Kontrollen beim Einlass und auch keine Maskenpflicht. Abstände suchte man ebenfalls vergeblich. Warum man nicht längst digitale Warteschlangen bei den Ständen eingeführt hat, ist uns vor allem in diesem Jahr ein großes Rätsel. Stattdessen steht man an den Ständen dicht gedrängt mit fremden Menschen stundenlang an.

Natürlich trugen dennoch einige der Besucher, und selbst einige der Messeangestellten, Masken, aber diese Leute waren bei weitem in der Unterzahl. Und um das klarzustellen: Wir fordern keine absolute Maskenpflicht auf der Messe. Uns geht es hierbei gar nicht so sehr um die einzelnen Maßnahmen an sich, sondern um das gänzliche Fehlen so ziemlich sämtlicher.

Den einzigen Hinweis, den wir gefunden haben, befand sich vor der Rolltreppe im Pressezentrum mit der Aufforderung, drei Stufen freizulassen. Mit den Bildern völlig überfüllter Rolltreppen auf der Messe im Hinterkopf, wo es keinerlei Hinweise gab, Abstand zu lassen, hat uns dies leicht irritiert.

Und es war schon vor der Pandemie mitunter wenig erfreulich, verschwitze und teils klebrige Controller zu benutzen, die am Tag bereits durch wer weiß viele Hände gewandert sind. Aber gerade in diesem Jahr wirkt es noch wesentlich befremdlicher, dass diese zwischendurch nicht desinfiziert werden. Tatsächlich haben wir nur ein einziges Mal gesehen, dass etwas gesäubert wurde, und das war eines der neuen Smartphones, die am Samsung-Stand ausgestellt waren.

Glaubt es uns, auch wir sind dieses Thema leid. Leider ist es nach wie vor ein Teil unseres Lebens. Dennoch wollen wir uns jetzt endlich mehr auf die Messe an sich konzentrieren. Und auch wenn das jetzt so klang, als sei alles wie 2019, so gab es doch Veränderungen.

Die neue Realität

Aufgrund des begrenzten Kartenkontingents von rund 60.000 pro Tag war bereits im Vorfeld klar, dass es in diesem Jahr keinen neuen Besucherrekord geben wird und die Gesamtbesucherzahl von etwa 370.000 aus dem Jahr 2019 nicht erreicht werden kann. Leer war es natürlich trotzdem nicht, wie auch die offiziellen Zahlen der gamescom 2022 beweisen: 265.000 Besucher aus über 100 Ländern besuchten in diesem Jahr die Messe, darunter 25.000 Fachbesucher.

Auch die von Geoff Keighley moderierte Opening Night Live war erneut mit 12 Millionen Views und 2000 Zuschauern vor Ort ein voller Erfolg. Bereits zehn Minuten nach dem Start war die gamescom die Nr. 1 in den weltweiten Twitter-Trends. Das digitale Programm der Messe erreichte bis Samstagabend 130 Millionen Views. Die eingangs gestellte Frage können wir wohl schon hier eindeutig beantworten: Nein, die gamescom ist nicht tot. Absolut nicht.

Vielleicht wären sogar noch ein wenig mehr Besucher möglich gewesen, denn: Erstmals überhaupt in der Geschichte der gamescom fand die Messe außerhalb der Sommerferien in NRW statt. Normalerweise können die Schüler fest davon ausgehen, die letzte Woche ihrer Ferien in Köln auf der Messe verbringen zu können. Wenig überraschend daher, dass der Samstag bereits vor zwei Wochen als erster Tag komplett ausverkauft war.

Auf der Messe selbst, besonders in der Entertainment Area, in dessen Hallen die Besucher die Stände der vielen Videospiele vorfinden, war die Atmosphäre in diesem Jahr zwar vertraut, aber doch etwas anders. Es gab gefühlt weniger Shows an den Ständen. Bühnen gibt es zwar weiterhin, doch verwandelten die sich in den Jahren zuvor stets in laute Party-Stände, wo haufenweise Merchandise in die Mengen geworfen wurde. Davon war in diesem Jahr kaum etwas zu sehen. Es wirkte alles etwas ruhiger. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stimmung insgesamt hervorragend war. Die Freude über die gamescom war überall spürbar.

Die Pandemie hatte natürlich auch auf die Gaming-Branche erheblichen Einfluss und das war auf der gamescom ebenfalls spürbar. Vieles, auch was die Entwicklung von Videospielen betrifft, hat sich in den letzten Jahren verändert. Vor allem die ganz großen Games benötigen mittlerweile einfach sehr viel Zeit für die Entwicklung und für die Studios der Branche war das Desaster rund um Cyberpunk 2077, bei dessen unfertiger Veröffentlichung, eine Leere. Hinzu kommt die finanzielle Situation, die sich ebenfalls im Grunde bei allen seit drei Jahren erschwert hat.

Auch am Beispiel von Sony kann man die Entwicklung der letzten Jahre erkennen. Eine Playstation 5-Konsole ist, auch aufgrund des nach wie vor herrschenden Chip-Mangels, immer noch kaum zu bekommen. Und letzte Woche machte zudem die Neuigkeit die Runde, dass der Preis für die Konsole aufgrund der globalen wirtschaftlichen Inflation erhöht wird. Eine PS5 mit Festplattenlaufwerk kostet ab sofort 549,99 Euro, also 50 Euro mehr als zuvor.

Das Ergebnis all dessen: Im Vorfeld kündigten große Publisher an, dieses Jahr nicht vor Ort vertreten zu sein. Nintendo und Sony sind die größten Namen, die man in diesem Jahr auf der gamescom vergeblich sucht. Aber auch EA, Square Enix oder Activision Blizzard waren nicht mit einem eigenen Stand vertreten. Und ja, dies machte sich durchaus bemerkbar.

EA oder auch Activision Blizzard hatten in der Vergangenheit sehr große Stände, oft jeweils gleich ein ganzes Drittel einer Halle. Und man merkte einfach, dass dies fehlte. Hinzu kommt, dass selbst die Publisher, die auch in diesem Jahr vor Ort waren, stark verkleinert auftraten. Microsoft war der Einzige der ganz Großen auf der Messe. Auch sie nehmen für gewöhnlich ein Drittel einer ganzen Halle ein. Doch in diesem Jahr war es ein vergleichsweise kleiner Stand, vielleicht ein Drittel der sonstigen Größe.

Insgesamt waren 1100 Aussteller aus 53 Ländern auf der gamescom vertreten, die sich auf einer Gesamtfläche von 220.000 Quadratmetern Fläche verteilt haben. Diese Zahlen sind auf Augenhöhe mit denen von 2019. Dennoch war es verglichen eine eher kleinere Messe, der kleineren Spiele und mit kleineren Ständen.

Aufgrund dessen nutzte man in diesem Jahr auch die Halle 6, sonst Teil der Entertainment Area, gänzlich anders als sonst und verwandelte sie vollständig in eine Event Area mit großer Bühne. Unter anderem die Opening Night Live fand hier statt.

Aber das Fehlen vieler Aussteller kann man der gamescom selbst nicht vorwerfen. Es ist einfach ein Zeichen der aktuellen Zeit. Mittlerweile haben Firmen wie Sony oder Nintendo zudem ihre eigenen Livestreams, in denen sie Neuigkeiten verkünden und Games vorstellen.

Deren Fehlen hatte aber auch zwei Vorteile: Zum einen war die gamescom in diesem Jahr wesentlich weiträumiger als sonst, die Abstände zwischen den Ständen größer und die Gänge breiter. Zusammen mit der geringeren Anzahl an zugelassenen Besuchern hatte man mehr Platz zur Verfügung und die Massen konnten sich besser verteilen. Was aber keinesfalls heißt, dass es sich leer anfühlte.

Der andere Vorteil betrifft logischerweise die eher kleineren Videospiele, die durch das Fehlen der großen Blockbuster-Games in diesem Jahr verstärkt im Fokus standen und besser auf sich Aufmerksam machen konnten. Es ist daher auch kein Zufall, dass die Indie Area als deutlich größter Stand mit weit über 100 Spielen von Indie-Entwicklern in diesem Jahr so groß war wie noch nie zuvor.

gamescom 2022 - Top oder Flop?

Allein, dass die gamescom wieder stattfand, darf als großer Erfolg gewertet werden. Und das rege Interesse der Besucher, die enorme internationale Aufmerksamkeit, auch durch die Opening Night Live, wird sicher so manchem großen Publisher sich fragen lassen, ob es vielleicht ein Fehler war, in diesem Jahr nicht doch nach Köln gekommen zu sein.

Es wird spannend zu sehen sein, wie die gamescom im kommenden Jahr aussehen und wie die allgemeine Entwicklung der Branche sein wird. Dass sie 2023 wieder stattfindet, das steht bereits fest. Vom 23. bis 27. August findet die gamescom im kommenden Jahr statt. Aber ob es je wieder, wie früher, eine Masse an großen Blockbuster-Games dort geben wird? Lohnt es sich finanziell für die Publisher überhaupt noch, mit großen Ständen auf sich aufmerksam zu machen? Oder setzt sich der Trend hin zu vergleichsweise eher kleinen Ständen fort?

Die gamescom 2022 hat gezeigt, was sich in der Gaming-Branche alles verändert hat, aber auch, dass sie noch äußerst lebendig ist. Sorgen um die Zukunft machen muss man sich nicht, sowohl was die Branche als auch was die Messe betrifft. Das Motto der letzten Jahre war The Heart of Gaming. Und das Herz, es schlägt noch genauso stark wie früher.

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5 Kommentare
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Rotwang : : Moviejones-Fan
29.08.2022 13:30 Uhr
0
Dabei seit: 11.06.20 | Posts: 892 | Reviews: 0 | Hüte: 26

@DerUnkenruf

Gut dass scheint dann wirklich der einzig plausible Grund dafür zu sein dass EA, Square Enix oder Activision Blizzard keinen eigenen Stand haben, danke für die Aufklärung!

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DerUnkenruf : : Moviejones-Fan
29.08.2022 13:07 Uhr
1
Dabei seit: 19.08.22 | Posts: 13 | Reviews: 0 | Hüte: 2

Schwer erträgliches, larmoyantes Wehklagen über angeblich fehlende Schutzbestimmungen gegen die "Pandemie". Panikminister Lauterbach scheint immer noch kultischen Einfluss auf seine Getreuen auszuüben. Wer all diesem Irrsinn noch immer glaubt, der ist intellektuell nicht mehr zu erreichen.

Dafür werden sich die "Mahner" im Herbst erneut bestätigt sehen, wenn anhand von zurechtgebogenen Zahlen und "Daten" der neuste "Notstand" ausgerufen wird.

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Mindsplitting : : Moviejones-Fan
28.08.2022 23:08 Uhr
0
Dabei seit: 18.12.14 | Posts: 1.042 | Reviews: 0 | Hüte: 49

Hab die Gamescom in über 2 Jahrzehnten des Gaming nur einmal besucht und fand es furchtbar.

Die meisten Spiele sind hinter verschlossenen wänden weil die USK fehlt, dadruch sieht man de facto nichts. Statt das sie ein oder 2 USK18 Hallen machen wo man nichts abschirmt und Laufpublikum zugucken kann.

Das was ich auf der Gamescom mit ewigen langer Latscherei und Warterei sehen kann, sehe ich zuhause in ner 2h Zusammenfassung.

Aber das ist alle auch eigenlich völlig egal. Denn es gibt viele Menschen die dort gerne hingehen und denen gönne ich den Spaß. Also ich würde sagen ja, solange die Messe gut besucht ist, hat sie auch eine Zukunft.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
28.08.2022 22:17 Uhr | Editiert am 28.08.2022 - 22:22 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.396 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Ich persönlich konnte mich nie für die Gamescom begeistern. Jedes Jahr ist die Rede von gedrängten Menschenmassen und langen Warteschlangen, um für ein paar Minuten ein Spiel anzutesten, das hat für mich überhaupt keinen Reiz. Ich war/bin allerdings auch kein großer Zocker, da kommt noch hinzu. Mein Bruder war ein paar Mal mit Freunden da, sie hatten aber auch den "Vorteil", dass einer von ihnen im Rollstuhl sitzt und sich deswegen nie in den Schlangen anstellen mussten. Einer ist dann immer als Begleitung mit reingekommen und im Laufe des Tages haben sie sich dabei abgewechselt.

Wenn überhaupt, wäre ich Anfang der 2010er Jahre nur wegen des Videodays (das Youtuber-Festival) dagewesen, der damals parallel zur Gamescom in anderen Räumlichkeiten der Messe stattfand.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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Poisonsery : : Moviejones-Fan
28.08.2022 20:58 Uhr
0
Dabei seit: 02.03.18 | Posts: 2.005 | Reviews: 7 | Hüte: 32

Das waren noch Zeiten als Jugendlicher zur GC damals Leipzig glaub ich XD. Aber für mich ist das nichts mehr. Und ohne Nintendo fahr ich nicht quer durch Deutschland. Aber ich denke früher wäre ich in der Region beheimatet das ich auch ohne Nintendo hingegangen wäre.

Poisonsery kommt vom Beyblade und ein Kürzel des Blades Poison Serpent :–)

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