Am kommenden Donnerstag, dem 20. März startet Disneys neuestes Live-Action-Remake Schneewittchen (Originaltitel: Disney’s Snow White) in den deutschen Kinos - doch schon seit Produktionsbeginn sorgt der Film für hitzige Diskussionen und Kontroversen. Produktionsprobleme, Debatten um die Besetzung und kreative Richtungswechsel haben das Projekt immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten lassen und dazu geführt, dass sich Schneewittchen zu einer echten Herausforderung für das Studio entwickelt hat.
Die Neuverfilmung von Schneewittchen war lange als eines der nächsten großen Disney-Remakes geplant - mit Rachel Zegler (West Side Story) in der Hauptrolle und Wonder Woman Gal Gadot als böse Königin. Doch inzwischen ist vom märchenhaften Disney-Glanz kaum noch etwas übrig. So hatte die Neuauflage des Disney-Klassikers von Beginn an mit Kritik zu kämpfen. Schon die erste Ankündigung, die ikonischen sieben Zwerge durch „magische Kreaturen“ zu ersetzen, wurde von einigen Stimmen in der Öffentlichkeit mit Skepsis aufgenommen und als überzogener Modernisierungsversuch gewertet, der sich zu weit von der ursprünglichen Geschichte entferne.
Weitere Empörungen - vor allem in bestimmten Online-Kreisen - betrafen die Besetzung der lateinamerikanischen Schauspielerin Rachel Zegler als Titelheldin. Kritiker argumentierten, dass die Hautfarbe von Schneewittchen im Original als „weiß wie Schnee“ beschrieben werde und sahen in der Neubesetzung eine zu starke Abweichung von der Vorlage. Zudem äußerte sich Schauspieler Peter Dinklage (Game of Thrones) scharf über die vermeintliche Gefühllosigkeit des Films gegenüber kleinen Menschen. Er kritisierte insbesondere die „rückwärtsgewandte Geschichte über sieben Zwerge, die in einer Höhle leben“, die seiner Meinung nach negative Stereotype verstärke.
Darüber hinaus sorgten die politischen Ansichten der beiden Hauptdarstellerinnen für Diskussionen. Zegler, die sich selbst als „pro-palästinensisch“ bezeichnete und Gal Gadot, die in den israelischen Verteidigungsstreitkräften diente, nahmen zu den politischen Spannungen im Nahen Osten Stellung. Gadot nutzte eine Rede bei einem Gipfeltreffen der Anti-Defamation League, um diejenigen zu kritisieren, die „die Hamas nicht verurteilen, sondern ein Massaker an Juden feiern, rechtfertigen und bejubeln“, was zu weiteren Spannungen und Meinungsverschiedenheiten führte.
Als wäre dies alles nicht genug, geriet Rachel Zegler abermals in die Kritik, nachdem sie in Interviews Aussagen traf, die viele Fans als respektlos gegenüber dem Original empfanden. So erklärte sie etwa, dass die neue Version eine modernere, selbstbestimmte Schneewittchen zeigen werde - und dass sie den alten Film als „problematisch“ empfinde. Die Reaktionen darauf waren heftig: Fans warfen Disney vor, mit seiner „Neuausrichtung“ die eigene Geschichte zu verleugnen.
Die späte Entscheidung von Disney, den Ticketvorverkauf für Schneewittchen erst 11 Tage vor dem Kinostart zu beginnen, wirft Fragen auf. Normalerweise beginnt der Vorverkauf für einen Eventfilm dieser Größenordnung mindestens einen Monat vorher. Es wird spekuliert, dass Disney diese Strategie bewusst gewählt hat, um negative Schlagzeilen über schleppende Vorverkäufe möglichst zu vermeiden und so lange wie möglich hinauszuzögern. Branchenkenner deuten diesen Schritt als mögliches Zeichen für mangelndes Vertrauen in das eigene Werk. Der Verzicht auf eine große Premierenfeier mit Presse und rotem Teppich, verstärkt diesen Eindruck. Darsteller Martin Klebba, der einem der Zwerge seine Stimme leiht, schilderte gegenüber dem Hollywood Reporter, dass die Veranstaltung eher einer „Vorparty“ gleiche, man schaue sich den Film an und das war es dann.
Ursprünglich sollte Schneewittchen im März 2024 in die Kinos kommen, doch dann folgte eine deutliche Verschiebung: Der neue Starttermin wurde auf März 2025 gelegt. Offiziell hieß es, dies geschehe aufgrund des Schauspielerstreiks, doch Insider vermuten, dass Disney mit dem Film haderte. Immer wieder gab es Berichte über Nachdrehs und Anpassungen an der Story, die das Budget auf über 200 Millionen Dollar anwachsen ließen.
Ein weiteres Zeichen für Disneys Unsicherheit ist die Tatsache, dass der Filmtitel Schneewittchen nicht mehr „die sieben Zwerge“ erwähnt, so wie es in der Zeichentrickversion von 1937 noch der Fall war. Anscheinend weiß das Studio selbst nicht so genau, wie es mit der Modernisierung der berühmten sieben Weggefährten umgehen soll.
Die Probleme des Schneewittchen-Remakes verdeutlichen aber auch die generellen Herausforderungen des Mäusekonzerns bei Live-Action-Neuverfilmungen. Die einst sicheren Kassenmagneten geraten zunehmend in die Kritik, insbesondere aufgrund fragwürdiger kreativer Entscheidungen und umstrittener Modernisierungen, die den Zauber der klassischen Geschichten zu verwässern drohen. Der mäßige Erfolg von Filmen wie Arielle, die Meerjungfrau in manchen Märkten zeigt, dass die Strategie, alte Klassiker neu aufzulegen, längst nicht mehr zwangsläufig zum erhofften Erfolg führt. Zwar konnte die Neuverfilmung, die im Vorfeld mit ähnlichen Debatten über die Diversität der Hauptbesetzung zu kämpfen hatte, keinen völligen Flop verzeichnen, doch hat sich Disney deutlich mehr von diesem Projekt erhofft. Das wirft die Frage auf, wie lange diese Strategie langfristig überhaupt noch tragfähig ist.
Einerseits will man bei Disney das Erbe der eigenen Klassiker bewahren, andererseits versucht man, den Zeitgeist zu treffen - doch diese Balance gelingt nicht immer. Allerdings sollte nicht unterschätzt werden, dass die meisten Kinogänger - vor allem Familien mit Kindern - die aufgeladenen Diskussionen rund um Besetzung, politische Statements oder Änderungen am Original wenig interessieren. Für sie zählt vor allem, ob der Film als unterhaltsames Märchen funktioniert. Sollte Schneewittchen dies schaffen, könnte sich das Remake trotz der hitzigen Debatten im Vorfeld als Erfolg erweisen.
Was denkt ihr: Wird sich Disney mit Schneewittchen retten können, oder droht dem Studio hier eine weitere Enttäuschung? Und wie steht ihr generell zu den Neuverfilmungen der alten Klassiker?