
Aus manch einem Filmtitel wäre beinahe nichts geworden, schaut man sich so manchen Arbeitstitel an.
Wenn es nach manch einem Autor geht, dann gibt es nichts Schwierigeres als den Titel für sein Werk zu finden. Bei Filmen ist das nicht anders, weshalb auch der eine oder andere Blockbuster unter den unterschiedlichsten Titeln geführt wird - mal offiziell, mal inoffiziell - ehe der finale Titel feststeht. Dabei ist nicht die Rede von heutzutage äußerst beliebten "Tarnnamen", um eine Produktion geheimzuhalten - als ob das wirklich gelingen würde.
Die Rede ist von Titeln, die ernsthaft in Betracht gezogen wurden oder es sogar bis kurz vor knapp geschafft hatten, sich zu halten - dann aber doch noch gekippt wurden. Das stellt unter anderem Guy Ritchie mit The Gentlemen unter Beweis. Wie sich der Film ursprünglich nannte, das wisst ihr als aufmerksame MJ-Leser entweder aus unserer entsprechenden News oder ihr erfahrt es, wenn ihr an dieser Stelle weiterlest.
Star Beast
Fangen wir zum Aufwärmen mal mit etwas ganz Einfachem an. Könnt ihr euch Star Beast als Titel für eine der bekanntesten Filmreihen der Geschichte vorstellen? Wir uns auch nicht. Das klingt - selbst für die späten 70er - dann doch zu kitschig. Zum Glück haben die Verantwortlichen Star Beast über Bord geworfen und sich zumindest im Englischen einen einprägsameren und eingängigeren Titel gesucht. Kurz und knapp: Alien.

Wusstet ihr, nicht wahr? War ja auch ganz einfach. Dann räumen wir doch gleich den nächsten Klacks aber Klassiker aus dem Weg, der euch gewiss auch schon das ein oder andere Mal zu Ohren gekommen ist, in einer solchen Liste aber einfach nicht fehlen darf.
Star Wars - Revenge of the Jedi
Jep, ging es nach dem ersten Titel - lassen wir käsige Arbeitstitel beiseite - wäre Star Wars: Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter beinahe als Rache der Jedi-Ritter in die Kinos gekommen. Sogar Material mit dem Aufdruck Revenge of the Jedi war bereits gedruckt worden, als man sich entschied, den Titel zu kippen. Rache sei nicht mit den Wegen der Jedi vereinbar…
Mena
Kommen wir nun zu einem neueren Vertreter geänderter Filmtitel. Wer ein klein wenig mehr mit der Geschichte vertraut ist, weiß, dass sich hinter Mena die Basis in Arkansas verbirgt, von der aus der Drogenschmuggler Barry Seal seine Geschäfte tätigte. Sonderlich kinotauglich kam den Machern der Titel dann offenbar doch nicht vor, weshalb eine Alternative hermusste. Im Original entschied man sich für American Made, in Deutschland prangt der Name des von Tom Cruise dargestellten Schmugglers im erneut vom Original abweichenden Titel: Barry Seal - Only in America.

Sollen wir gleich bei Tom Cruise bleiben? Dann gibt es hier einen etwas… kurioseren Fall.
Live. Die. Repeat.
In die Kinos kam Edge of Tomorrow unter eben jenem Titel. Im Marketing stellte sich die Tagline Live. Die. Repeat. jedoch als omnipräsent heraus und teils dominierte sie den Film, womit Edge of Tomorrow gar bei Amazon fast ausschließlich unter Live. Die. Repeat. geführt wurde. Regisseur Doug Liman geht aber noch einen Schritt weiter: Sollte Teil 2 tatsächlich wie von ihm vorgesehen als Live. Die. Repeat and Repeat an den Start gehen, wünscht er sich, dass Edge of Tomorrow endgültig aus dem Titel von Teil 1 verschwindet.

Und wo wir schon bei Identitätskrisen sind…
Projekt: Neuland
In einer ebensolchen steckte der Film A World Beyond hierzulande. Man darf zwar bezweifeln, ob der ehrgeizige Streifen ohne zahlreiche Titeländerungen erfolgreicher gewesen wäre, gut getan hat es ihm aber gewiss nicht. Im Original nennt sich A World Beyond schlicht Tomorrowland, ein Titel, der auch im Deutschen zunächst veranschlagt war, bis sich kurzzeitig Projekt: Neuland durchsetzte. Da ist man ja schon fast froh darum, dass wir jetzt eben dort gelandet sind, wo wir sind: bei A World Beyond.

BREAK
Scary Movie
Auch, dass ein verworfener Filmtitel später einmal der Titel eines anderen Filmes darstellen wird, kommt durchaus vor. Paradebeispiel hierfür ist Scary Movie, ähm, Scream, oder…? Was wir heutzutage unter Scream kennen, sollte sich einst Titel Scary Movie nennen. Was wir unter dem heutigen Scary Movie kennen, muss dem geneigten Filmfan gewiss nicht erklärt werden. Und damit keine Langeweile aufkommt, anbei noch ein kleiner Fakt: Angeblich soll Schauspielerin Rose McGowan sogar noch die Weinflasche besitzen, die Cast und Crew während der Wrap Party übergeben wurde - Aufschrift: Scary Movie und verschlossen! Über den Sammlerwert darf spekuliert werden ;)

The Snow Queen
Kaum ein Disney-Film wurde in den vergangenen Jahren so umjubelt wie Frozen. Ob das mit dem einst vorgesehenen Titel The Snow Queen auch funktioniert hätte? Lange Zeit befand sich der Film schließlich unter genau jenem Titel in der Entwicklung und wurde zwischenzeitlich sogar auf Eis gelegt. Zugegeben The Snow Queen klingt fast ein wenig angestaubt, aber das Ausgangsmaterial - Die Eiskönigin von Hans Christian Andersen - hat ja auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. In Deutschland blieb man dem Original bekanntermaßen treu. Hierzulande trudelte Frozen als Die Eiskönigin - Völlig unverfroren in den Kinos ein und löste eine Lawine der Begeisterung aus.

Red Sun, Black Sand
Von der frostigen Landschaft der Eiskönigin verschlägt es uns nun an den Strand. Das klingt schöner, als es die tragischen Ereignisse, die in Red Sun, Black Sand dargestellt werden, jemals waren. Decken wir den tatsächlichen Filmtitel Letters from Iwo Jima auf, wird euch bestimmt auch klar weshalb: Der Film handelt von der Schlacht um Iwojima im Jahre 1944, wo noch heute die Überreste von Tausenden getöteter Soldaten liegen. Weshalb der Titel geändert wurde, ist nicht ganz klar. Die Tragik der Ereignisse liest sich aus Letters from Iwo Jima jedoch viel deutlicher heraus als aus Red Sun, Black Sand - finden wir zumindest.

Androids Dream
Auch aus diesem Titel spricht eine gewisse Tragik, wenn auch völlig anders geartet. Von träumenden Androiden ist in dem Roman Do Androids Dream of Electric Sheep? von Philip K. Dick die Rede. Doch schon damals kam der Film basierend auf dem Werk unter dem schnittigeren Namen Blade Runner in die Kinos. Viel gebracht hat das nicht. Erst später mauserte er sich zum Kulthit eines eingeschworenen Publikums. Ähnlich erging es auch der Fortsetzung Blade Runner 2049, an der lange Zeit unter dem Titel Blade Runner: Androids Dream gearbeitet wurde. Später wurde auch über Blade Runner: Acid Zoo nachgedacht. Hat beides was, findet ihr nicht?

Licence Revoked
Ein wahrer Klassiker und nicht minder umstritten ist auch dieser Kulthit aus den 80ern. Selbst erstes Teaser-Material wurde einst auf den Markt gebracht, das den Schriftzug Licence Revoked trug. Um Verwechslungen mit dem James-Bond-Roman von John Gardner zu verhindern, der unter dem Titel Licence Renewed erschien, entschied man sich für den Titel, den wir alle kennen: Licence to Kill. Außerdem wäre es dem ein oder anderen US-Bürger gewiss sauer aufgestoßen, an seine eingezogene Fahrerlaubnis erinnert zu werden, denn genau dieser Begriff wird dafür ebenso verwendet.

The Lunch Bunch
Bevor wir wieder ins All aufbrechen, stärken wir uns beim Frühstück. The Lunch Bunch - ganz schön treffend beschrieben. Eine Gruppe von Leuten, die sich zum Frühstück treffen. Dennoch… Irgendetwas stört. Vielleicht hatte es mit der Dichterei beim Lunch Bunch zu tun, dass man sich letztlich für The Breakfast Club entschied?
BREAK
Pacific Air Flight 121
Nähern wir uns dem All mit dieser luftigen Zwischenstation. Pacific Air Flight 121 - sperriger Titel, nicht? Stellt euch mal die Plakate vor oder das DVD-Cover erst. Was erwartet uns bei diesem Titel? Eine weitere Flugzeugkatastrophe? Eine Flugzeugentführung? Oder einfach nur ein durchgeknallter Urlaubstrip an Bord des Pacific Air Flight 121? Nein. Snakes on a Plane. Das erwartet uns hinter dieser Mogelpackung. Nicht unbedingt kürzer, aber umso griffiger und vor allem ehrlicher.

Watch the Skies
So, jetzt den Blick nach oben gerichtet. Watch the Skies klingt ganz danach, als müssten wir uns vor etwas fürchten, was von dort oben runterkommt. Oder soll dies nur ein Aufruf an alle SETI-Begeisterten und Hobby-Astronomen sein, die gern den funkelnden Nachthimmel beobachten? Ganz gleich: Dieser Film ist ein Beispiel dafür, dass Titel gelegentlich auch unhandlicher werden. Handlich ist Close Encounters of the Third Kind schließlich weder im Original noch im Deutschen. Unheimliche Begegnung der Dritten Art klingt aber zumindest noch ein wenig…unheimlicher.
How the Solar Space Was Won
Auch das ist ein ganz ordentlicher Brocken an Titel. Klingt zudem ein wenig hochtrabend und vor allem wiederum sperrig. Fast wie eine Anleitung: Die 10 ultimativen Tipps zur Erschließung des Sonnensystems…?! 2001 - A Space Odyssey ist da deutlich kompakter, sagt dennoch aus, um was es geht und weckt in allen Entdeckern mindestens genauso stark das Verlangen, den Weltraum zu erkunden wie How the Solar Space Was Won. Vielleicht sogar noch mehr.

Avengers - Infinity War Teil 2
Mit dem Weltraum haben die Helden in diesem Film auch zu tun, unsere lieben Avengers, die sich ab Avengers - Infinity War dem durchgeknallten intergalaktischen Schurken Thanos stellen mussten. Wie auch dieser dritte Teil der Avengers-Reihe nannte sich Avengers - Endgame anfangs Infinity War - man denke sich an dieser Stelle entsprechend Part 1 und Part 2 dazu. Die Handlung beider Filme war zwar nach wie vor eng verwoben, um so den Abschluss des bisherigen MCU zu bilden, Teil vier verlor jedoch den Zusatz Infinity War (Teil 2) und bekam stattdessen den Untertitel Endgame.
"Avengers - Endgame" Trailer 2 (dt.)
Toff Guys
Da wären wir also, beim aktuellsten Fall in dieser Liste. Bei Guy Ritchies neuem Film, der genretechnisch an seine alten anknüpft, konnte man sich lange Zeit nicht entscheiden, wie er denn nun heißen sollte. Zumindest wirkte es nach außen hin so. Mit Toff Guys fing es an, was auch richtig schön britisch klang. Dann wurde daraus Bush, aus welchem Grund auch immer (vielleicht erschließt es sich einem, wenn man den Film sieht). Letzten Endes legte man sich aber auf The Gentlemen fest - obwohl Matthew McConaughey und Konsorten alles andere als das zu sein scheinen...

Gewiss könnte man diese Liste an Filmtiteln noch ewig weiterführen. Es gibt schließlich genügend Klassiker, die wir vielleicht gar nie kennengelernt hätten, wären sie unter anderem Titel in die Kinos gekommen. Manches Mal hat eine Änderung des Titels schon ihren Sinn, ob dekorativer oder marketing-technischer Natur. Ein anderes Mal mag man sich hingegen fragen, weshalb die erste Wahl nicht auch die finale war - gäbe es doch kaum eine bessere.