Bewertung: 2.5 / 5
Begonnen der Angriff der Kloncharaktere hat.
Als ich das erste mal vom Episode IV Remake las, wurde ich schon skeptisch. Doch ich hätte mir niemals vorstellen können, wie schlimm Episode VII in dieser Hinsicht tatsächlich geworden ist. Der Begriff "Episode IV Remake" ist sogar noch zu kurz gegriffen, in Wahrheit suchten sich die Drehbuchautoren die Handlungselemente aus der gesamten OT zusammen, wie es ihnen grade so passte, und bedienten sich dabei teilweise sogar an der PT. So gut wie keiner der Charaktere hat ein Eigenleben und werden oft pervertiert dargestellt, viele Pfade sind bereits vorgegeben durch die OT. Das soll es also gewesen sein? Der große Neustart der Star Wars Saga, welche die Reihe wieder auf alte Pfade zurückführt? Drei Jahre lang Geheimniskrämerei und dann so ein Abklatsch? Mit diesem unglaublich großen Hype und den enormen Erwartungshaltungen hat sich Disney sein eigenes Grab geschaufelt. Dass sogar Jurassic World innovativer daherkommt, sollte zu denken geben!
Dennoch bin ich der Auffassung, dass ich über den Remake-Charakter eventuell hätte hinwegsehen können, wenn der Film an sich stimmig gewesen wäre. Den entgültigen Genickbruch erleidet Episode VII allerdings, weil ihr zu großen Teilen die komplette Star Wars Atmophäre abhanden kommt. Zu 90-95% fühlt sich Episode VII nicht wie ein Star Wars Film an sondern nur wie ein gewöhnlicher Film. Es fehlt die typische Star Wars Magie, das Fantastische, das Abenteuerliche. Große, ergreifende Momente, wie sie in der OT und PT zu finden sind, sucht man hier vergeblich. Es gibt durchaus 3-4 Szenen, die in die richtige Richtung gehen, aber das ist eindeutig zu wenig! Abrams liefert ohne Zweifel beeindruckende Bilder, aber meistens verpuffen direkt als hübsches Eyecandy ohne Bedeutung. Da kann er noch so viele handgemachte Effekte und echte Kostüme, Kulissen und Requisiten verwenden, sie nützen nichts, wenn Abrams ihnen kein Leben einhauchen kann. Leider erhält diese "Back to the roots"-Attitüde dadurch erhebliche Kratzer, dass manche CGI-Szenen richtig, richtig billig aussehen. Obendrein war der 3D-Effekt vollkommen für die Katz und das bei einem Weltraum-Film. Unfassbar!
Wo Abrams bei der Regie versagt, steht John Williams in Sachen Musikuntermalung vollkommen neben sich. Den Soundtrack kann man nicht anders beschreiben, als eine komplette Deklassierung seines Talents. Wo bleiben die großen Themen, wie wir sie aus der OT und PT kennen? Stattdessen liefert er 08/15-Hintergrundgedudel am laufenden Band.
Trailer zu Star Wars - Das Erwachen der Macht
Was mich des Weiteren alle paar Minuten aus dem Film gerissen hat, war der übertriebene Einsatz an oftmals albernem Humor. Jeder Charakter muss irgendwie witzig sein und bekommt irgendwelche Sprüche in den Dialoge geschrieben, die in der Regel aber einfach nur peinlich sind. Vor allem Han Solo so zu sehen, tat besonders weh. Ist das hier jetzt eine schlechte Komödie à la Marvel oder ein Star Wars Film?
Nichtsdestotrotz empfand ich "The Force Awakens" nicht als schlechten Film, nur als ziemlich enttäuschenden. Als normaler Space Opera Film funktioniert er klasse, nur als Star Wars Film ist er inakzeptabel. Und wenn es die OT (und PT) nicht gäbe, würde ich "The Force Awakens" sogar als guten Star Wars Film bezeichnen. Die neuen Charaktere (Rey, Finn, Kylo Ren) haben mir trotz ihrer OT-Parallelen gefallen, auch wenn ich mich nur teilweise mit ihnen identifizieren konnte. Die Duelle zwischen Rey und Kylo Ren stellen für mich definitiv die besten Szenen des Films dar und schaffen es, die Star Wars Atmosphäre wiederaufleben zu lassen. Dementsprechend freue ich mich auf Episode VIII, weil die Geschichte durchaus Potential besitzt. Mit mehr Hintergrundwissen und großen Momenten könnten sich diese drei Charaktere definitv zu annehmbaren Star Wars Charakteren entwickeln.
Dass sie es nicht schon hier geschafft haben, liegt zu einem Teil auch daran, dass Episode VII an Charakteren nur so überquillt. Neben der alten Riege muss sich Abrams auch um einen Haufen an neuen Charakteren kümmern. Dabei hätte man mehrere altbekannte Gesichter einfach weglassen können, weil sie absolut keine Daseinsberechtigung haben und nur wegen des Nostalgiefaktors eingebaut wurden. Des Weiteren hätte man die Anzahl an neuen Charakteren etwas abspecken können, von den vier (!) Schurken sind zwei z.B. vollkommen irrelevant für die Geschichte. Problematisch wird es auch dann, wenn Schauspielernamen Erwartungen schüren und schließlich nicht halten können. Oscar Isaac erhält zu wenig Screentime, Max von Sydow, Lupita Nyongo, Domnhall Gleeson, Andy Serkis und Gwendoline Christie (die letzten beiden für mich besonders bitter) verkommen zu reinen Stichwortgebern.
Nun heißt es, zwei Jahre warten und hoffen, dass Rian Johnson seinen Regiejob besser versteht als Abrams, die Drehbuchautoren zu eigenen Ideen fähig sind und John Williams wieder zu alter Stärke zurückfindet. Immerhin fällt nach Episode VII jetzt vieles leichter. Ich bin skpetisch-gespannt.