Bewertung: 4.5 / 5
Es ist Montagmorgen – zwei Tage, nachdem ich Star Wars Episode VIII – Die letzten Jedi im Kino gesehen habe – in gutem alten 2D, bei welchem ich durch keine der vielen Unzulänglichkeiten der 3D-Technik abgelenkt werden kann, wo alles noch groß wirkt und ich den Film mit jeder Pore aufsaugen kann.
Es ist Montagmorgen und immer noch bin ich über die Diskussionen über diesen Film verwundert. Was habe ich gesehen, was andere nicht gesehen habe? Oder besser gefragt, warum fallen für mich diverse Probleme bei weitem nicht so sehr ins Gewicht, wie anderen?
Trailer zu Star Wars - Die letzten Jedi
Ich stehe morgens auf, um mich für die Arbeit fertig zu machen. Meine Kinder erwarten mich schon ganz aufgeregt. Es hat die ganze Nacht durch geschneit und draußen ist die Welt durch eine weiße Schneeschicht zugedeckt. Ein Anblick, der auch mein Herz höher schlagen lässt. Ich liebe Schnee.
Ich verlasse das Haus, trete in eine unberührte weiße Schicht aus Zucker, die die ganze Welt miteinander zu verschmelzen scheint und ziehe die frische und saubere Luft in meine Lungen. Ich liebe Schnee und die eisige Luft. Auf meinem Weg zum Bahnhof knirscht der Schnee unter meinen Füßen. Ich könnte Stunden lang das Knirschen fühlen und hören. Es schneit. Die Natur sieht einfach wunderbar aus unter diesem magischen weißen Pulver.
Am Bahnhof muss ich noch durch eine Unterführung, die zu meinem Gleis führt. Dort unten, jenseits der weißen Pracht, tummeln sich Menschen und starren in ihre Smartphones. Es gibt viel zu tun, Whatsapp schreit, Amazon verkauft und Spiele locken. Schnee ist keine gute Partie für diese diffizilen Elektrogeräte und in der Unterführung ist es schön trocken.
Ich stapfe über den Bahnsteig und kann einfach nicht stehen bleiben. Mein Blick schweift über die Bäume zu den Gleisen, von denen man nur schmale metallene Striche im Weiß sieht. Ich kann nicht stehen bleiben, denn der Schnee knarrt so wunderbar unter meinen Füßen. Ich liebe Schnee.
"Was ist das für eine seltsame Review?" mag sich der ein, oder andere denken. Nun, heute Morgen fiel mir ein, was dieser neue Star Wars Film in mir auslöste. Ich saß im Kino und mein Herz begann das reflektierende Licht von der Leinwand und den Ton aus den Lautsprechern zu absorbieren. Ich saß in einem neuen Teil der Geschichte, die Mitte einer Trilogie, deren Ende ich noch nicht kenne. Der Film nahm mich direkt an die Hand und entführte mich aus dem Kinositz direkt in diese fantastische Welt, voller Raumschiffe, Aliens, Helden und Antihelden.
Ich gebe zu, es gibt Logiklücken, die möglicherweise auch dem Wiederstand zu überleben helfen. Aber diese gab`s praktisch in jedem Star Wars Film. Wie wahrscheinlich ist auf der Erde eine Sonnenfinsternis? Richtig: Genauso wahrscheinlich, wie ein Todesstern, der aus dem Hyperraum ausgerechnet hinter Yavin fällt, damit die Rebellen auch wirklich genug Zeit haben, um den Gegenangriff zu starten.
Ich gebe auch zu, es gibt einiges an Humor, aber an eine Parodie musste ich nie denken. Und, man ahnt es schon, diese gab`s praktisch in jedem Star Wars Film. Chewie schwingt mit einer Handvoll Ewoks an einer Liane, inklusive Tarzanschrei, auf einen AT-ST. Wirklich parodistisch wurde mMn lediglich die Prequel Trilogie mit ihren lustigen Kampfdroiden, Jar Jar Binks und Laurel & Hardy a.k.a. R2-D2 und C-3PO.
Wenn ich raus in den Schnee gehe, ist mir natürlich bewusst, dass ich ausrutschen und mir höllisch das Steißbein verstauchen kann, das Auto wird ein Spielzeug der Natur und dennoch liebe ich den Schnee. Nicht (nur), weil er so schön aussieht, sondern, weil das Komplettpaket stimmt. Die Schneeflocken tanzen vergnügt vom Himmel, der Schnee knirscht unter meinen Füßen, die Luft ist eisig und sauber... Das Herz schlägt höher, Endorphine werden freigesetzt und meine Augen können sich nicht satt sehen. Ich sauge die Stimmung und die Umwelt in mich auf.
Ebenso wirkte Episode 8 bei mir. Und am Schluss verließ ich das Kino und wollte wissen, wie es weiter geht. Es funktioniert für mich ganz einfach. Handlungsstränge aus Episode 7 werden aufgegriffen und sinnvoll weiter gesponnen. Ich liebe die neuen Figuren und bin endlich bei dem Punkt angekommen, die alten Helden loszulassen und "das Schiff und seine Geschichte" in die Obhut einer neuen, jüngeren Generation zu übergeben.
Ich kann dabei tatsächlich auch alle verstehen, die dieses "Gefühl von Schnee" nicht erlebten - aus den unterschiedlichsten Gründen, sei es durch Priorisierung, oder das Gefühl man versuche hier lediglich Geld zu machen, was grundsätzlich sicher nicht falsch ist, da jede Firma Gewinnmaximierung anstrebt.
Meine Erwartungen an den Winter wurden heute Morgen erfüllt und jene an Star Wars am vergangenen Samstag im Kino. Was die endgültige Magie eines Star Wars Films ausmacht, habe ich ja bereits, zusammen mit Sully, in unserem Special geklärt. Diese besondere Magie konnte Episode 8 zwar nicht erreichen, und somit kann ich auch nicht die volle Punktzahl geben, aber sie ist verdammt dicht dran. Der Film hat alles, was es braucht, um mich zu verzaubern. Tolle Figuren, schöne Anspielungen, einen klasse Soundtrack und vor allem Mystik wird groß geschrieben: Kurz, ein fantastisches Abenteuer in einer weit, weit entfernten Galaxis.