Bewertung: 4.5 / 5
Mit 1917 startet nun einmal mehr ein neuer Kriegsfilm in den deutschen Kinos, der in den letzten Tagen und Wochen für ordentlich Furore gesorgt hat. Dabei konnte der Film u.a die Auszeichnung für den Besten Film bei den Golden Globes sowie 10 Oscar Nominierungen einbuchen...
Trailer zu 1917
"Auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkrieges sollen die beiden britischen Soldaten Schofield (George Mackay, Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück) und Blake (Dean-Charles Chapman, Game of Thrones) eine nahezu unmögliche Mission erfüllen. In einem unbarmherzigen Wettlauf gegen die Zeit müssen sie sich tief in Feindesgebiet wagen und eine Nachricht überbringen, die verhindern soll, dass Hunderte ihrer Kameraden in eine tödliche Falle geraten. Auch das Leben von Blakes Bruder hängt vom Gelingen dieser Mission ab"
Zuerst war mein Interesse eher gering an dem Film. Die Trailer sahen nicht übel aus, doch angesicht der vielen Kriegsfilme, die jährlich erscheinen und der großen Konkurrenz im Januar war ich mir unsicher, ob der Film es Wert wäre, ein Kinoticket einzulösen.
Angesicht der positiven Resonanz und des imensen Erfolges bei den Preiverleihungen, habe ich mich letzten Endes doch dafür entschieden den Streifen im Kino zu sehen.
Jedoch bleibt am Ende die Frage: Kann der Film sich von anderen Filmen seines Genres absetzen und etwas Eigenes kreiren?
Die Antwort darauf lautet definitiv Ja. Und sogar sehr.
Einen großen Teil dazu trägt die Kameraarbbeit bei.
Dazu sollte erwähnt werden, dass es in 1917 erscheint als würde es über die gesamte Laufzeit von 120 Minuten keinen einzigen Schnitt geben. Das ist ein ambitioniertes Ziel, dass hier jedoch perfekt funktioniert. (Jedenfalls habe ich jedenfalls keinen bemerkt). Dafür sollte es erstmal ein großes Lob an den Cutter des Stücks geben.
Über den ganzen Film hinweg bleibt die Kamera an den beiden Hauptprotagonisten kleben, was dazu führt, dass sich alles sehr realistisch anfühlt. Man taucht in die Welt der Figuren ein, wie in kaum einem anderen Film. So lernt man die Figuren extrem nah kennen und schnell freundet man sich mit ihnen an. Das sorgt dafür, dass man die Gefühle und Eindrücke der beiden höhst intensiv teilt.
Intensiv ist in 1917 das Stichwort. Die Hauptfuguren befinden sich in einem Kampf gegen die Zeit. Ununterbrochen befinden sie sich in Bewegung, und mit ihnen auch die Kamera. So kommt man während der Handlung kaum zur Ruhe, was die Spannung enorm steigert.
Und wenn es dann mal doch stille Momente gibt, dann sind diese doch wichtig um den Charakteren Zeit zu geben das gesehene zu verarbeiten. Bei all der Action ist es für mich dennoch das Wichtigste zu sehen, wie die Menschen mit dem Krieg umgehen.
Besonders gefallen hat mir die Chemie zwischen Schofield und Blake. Gerade in den Dialogen zwischen den Beiden zeigt sich eine weitere starke des Films: Authentizität.
Es gibt Szenen, die man im Prinzip her schon 1000 mal gesehen hat und trotzdem fühlen sie sich frisch an. Man hat es hier nämlich weitestgehend geschafft Klieschees zu überwinden.
Gerade, weil wir als Zuschauer so nah am Geschehen dran sind, ist es wichtig, dass das Szenenbild in 1917 so realistisch rüberkommt. Hier wird viel durch Matsch und Gruben gelaufen, wodurch man sich als Zuschauer selbst oft eindedrängt und dreckig fühlt, was die Situation der Soldaten im Krieg gut wiederspiegelt.
Der Cast hat zwar einige bekannte Gesichter, u.a gibt es eine Wiedervereinigung von Andrew Scott und Bendict Cumberbatch, die allerdings nur 2 minütige Kurzauftritte haben, weshalb ihre Leistung nur schwer zu bewerten ist. Überzeugen können vorallem die jungen Hauptdasteller, die mit diesem Film die perfekte Bühne bekommen, da sie eigentlich in jeder Sekunde des Films zu sehen sind.
Zwar sind es keine oscarreifen Performances (und in diesem Jahr wird eh kein vorbeikommen an Joaquin Phoenix sein) und dennoch hoffe ich die beiden in den kommenden Jahren wiederzusehen.
Am Ende will ich noch festhalten, dass die Musik mir sehr imponiert hat und den Nervenkitzsel im Streifen nochmal steigert.
Fazit:
Schnittloses, authentisches Kriegsdrama mit überragener Kameraarbeit, dass einen mit seiner Intensivität emotional packt. Der Film schafft es sich von anderen Kriegsfilmen abzuheben und hat zwei tolle Newcomer als Hauptfiguren.