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Barry Seal - Only in America

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Barry Seal: Only in America Kritik

Barry Seal - Only in America Kritik

Barry Seal - Only in America Kritik
0 Kommentare - 15.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Barry Seal - Only in America" ist.
Barry Seal - Only in America

Bewertung: 3.5 / 5

In den 1980er Jahren schmuggelt der Pilot Barry Seal (Tom Cruise) Drogen und Waffen und macht damit sehr viel Geld. Seine illegalen Aktivitäten wickelt er über das kleine Örtchen Mena im Bundesstaat Arkansas ab. Seine Erfahrungen als Schmuggler machen ihn auch für die CIA interessant, daß ihn bald für verdeckte Operationen in Südamerika rekrutiert. Seal entdeckt jedoch schnell, daß er auch seiner Funktion weiterhin Geschäfte mit verschiedenen Parteien machen kann und verstrickt sich so in ein kompliziertes Netz aus Machenschaften, in dem amerikanische Geheimdienste, Guerillakämpfer und der Drogenbaron Pablo Escobar des Medellín-Kartells beteiligt sind.

Normalerweise sind handwerkliche Stilmittel in der Wertung eines Films fast egal. In der Regel fallen sie nämlich nur dann auf, wenn sie wirklich schlecht gemacht sind, oder über ordentlich gut. John Wick (2014) wäre ein Beispiel für einen Film, der sich eigentlich auf reines Handwerk beläuft, weil es da nicht um großes Schauspiel oder eine wirklich nachvollziehbare Welt geht. Auch ein 1917 (2019) wäre ein Film, der nicht unbedingt dadurch überzeugt, daß er eine wirklich innovative Geschichte, oder gar großes Charakterdrama erzählen würde. Dieser überzeugt vor allem dadurch, daß er eigentlich ein sich bewegendes Gemälde ist und Poesie in Bildern versteht. Wenn man etwas in Barry Seal: Only in America heraussuchen wollte, dann fände man ganz schnell das ein oder andere Manko. So zum Beispiel der Filter, der so wirkt, als hätte jemand gegen die Linse uriniert. Natürlich hat das einen Zweck und soll untermauern, in welcher Zeit sich der Film befindet. Aber dann muss man sich wirklich fragen, ob man das braucht. Denn tatsächlich kann man es auch einfach sagen, oder dem Zuschauer durch Dialoge erklären. Es herrscht ja auch allgemein ein breiter Irrglaube, nachdem man eine vergangene Zeit durch einen anderen Filter hervorhebt. So tat man es ja auch in Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002). Dort allerdings nur für Momente, weil nicht der gesamte Film, wie im Falle von diesem hier, in der Vergangenheit angesiedelt wird. Dadurch wird nämlich die historische Vergangenheit zur filmischen Gegenwart und insofern ist es obsolet.

Nun könnte man natürlich sagen, daß dieser Film in seiner reinen Handlung wahnwitzig anmutet und ab einem gewissen Punkt vielleicht auch zu verschachtelt daherkommen möchte, wenngleich er natürlich alles andere als komplex ist. Viel schwerer wiegt aber das Problem, daß dieses Werk hier eine Geschichte erzählt, die man so oder so ähnlich nun schon mehrere Male gesehen hat. Um nur ein paar Beispiele zu nennen, kann man sagen, daß Barry Seal: Only in America eine abgewandelte Variante von Filmen wie Lord of War – Händler des Todes (2005), The Wolf of Wall Street (2013) oder War Dogs (2016) geworden ist. Man kann also in etwa schon relativ schnell erahnen, wohin sich die Reise der Figur bewegen wird. Doch das muss ja gar nicht schlimm sein, denn rein ideologisch trennt sich das Werk ein wenig von den genannten Beispielen und wirft auch die ein oder andere Frage auf. Dafür aber mal ein kurzer Hollywood-Exkurs. So ist Martin Scorese als Vertreter des New Hollywood-Kino bekannt, einer Ära, in der es vor allem darum ging die Gräueltaten der Amerikaner und die Sinnlosigkeit des Vietnamkrieges, sowie die immer präsente Angst vor einem potentiellen Dritten Weltkrieges und den pervertierten Kapitalismus anzukreiden. Solche Filme dreht man in abgewandelter Form, mit neuen Konflikten ja bis heute. In Scorsese-Werken geht es in der Regel um die Mafia und um Geldwäsche, Mord, Prostitution und so weiter und so fort. Allerdings haben nicht wenige dieser Filme, so etwa auch ein GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (1990) das Problem, daß der Staat am Ende gewinnt und die Antihelden am Ende den Gar aus gemacht werden oder gar eine Resozialisierung in Form eines Gefängnisaufenthaltes oder gar einer Läuterung durch den tatsächlichen Gott stattfindet. Insofern kann man schon sagen, daß es um Moral geht und diese Filme belehren wollen, was problematisch ist. In Barry Seal: Only in America gibt es ein ähnliches Verfahren, allerdings wird die Moral so ein wenig ausgeschlossen. Sie soll sein.

Unterstrichen wird das von der Persona Barry Seal noch am ehesten. Schließlich ist dieser Mensch ein Paradebeispiel für die amerikanische Außenpolitik. Allgemein lässt sich dabei wohl sagen, daß Seal als jemand, der dem Staat einen Strich spielt und sie an der Nase herumführt, vor allem dadurch so interessant wirkt, weil er den Staat damit austricksen kann. So wird er zwar überführt gewissermaßen, ist aber für den amerikanischen Geheimdienst nicht unwichtig, weil er Verbindungen aufbauen kann, an Orte kommt, wo man sonst nicht so gut hinkommt und so weiter und so fort. Dabei macht der Film gar keinen Hehl daraus, daß diese Form der Realität in jedweder Form absurd und irgendwie fragwürdig ist. Unterfüttert wird das vor allem von Tom Cruise, der hier auch nach etlichen Jahren des immer gleichen Agenten mal wieder zeigen kann, was für ein Comedy-Timing und Charisma der Mann hat. Natürlich reicht auch das nicht an die ganz großen seiner Ära heran und so würde Cruise wohl jeden Vergleich mit Brad Pitt verlieren, abgesehen von dem Totalausfall Interview mit einem Vampir (1994). Es fällt auf, daß Barry Seal: Only in America sich gar nicht so zäh anfühlt, wie es hin und wieder diese klischierten Geschichten über Betrüger und Exzesse sind. Das liegt wohl wieder in der Absurdität, aber auch dadurch im ständigen Wechsel von Szenerien und Situationen begründet.

Insgesamt will der Film vor allem den Exzess, mit Politik, Macht und der Übernahme von System über Individuum in dem Mittelpunkt rücken. Die Komplexität dessen geht auch vollends auf, weil der Film sich keineswegs auf Schwere festlegt, oder Widersprüche in Zweifel stellt. Man muss sich das mal vor Augen halten, daß ein Staat wie Amerika, der zu jener Zeit den Drogen den Krieg erklärte und sie zum Staatsfeind Nummer eins machte, hier von eben jenen Mitarbeitern der Regierung, besser gesagt waschechten Patrioten in das Land importiert wurden. Dabei macht Liman das zu keinem Zeitpunkt irgendwie plakativ, sondern versteckt seine bitterböse Satire hinter einem klaren Aufzeigen von Fakten, die selbst Uncle Sam nicht widerlegen könnte. Natürlich kann man hier leicht auch den Überblick über das politische Treiben verlieren. So werden Waffen von A nach B transportiert, nur um einen Feind zu eliminieren, der vor zwei Wochen noch ein Freund war. Diese Tradition der amerikanischen Außenpolitik setzt sich natürlich seit jeher fort und zeigt auf, wie komplex doch eigentlich die Probleme in Krisengebieten eigentlich sind, besser gesagt, wie stark involviert Amerika im Ausbau und der Eskalationsphase kleinerer, bis größerer Konflikte ist.

Ungewohnt frisch kommt Cruise in Barry Seal: Only in America rüber. Selten sieht man ihn noch so komplex, während der Film als Satire funktioniert und dennoch die ein oder andere Länge aufweist. Ebenso hätte das Treiben durchaus auch etwas drastischer daherkommen können. Gleichwohl ist es primär unterhaltsam, als das es wirklich wirr oder undurchsichtig daherkäme und man die Zusammenhänge nicht unter einen Hut bringen könnte. Das ist wohl die bemerkenswerteste Leistung am gesamten Film.

Trailer zu Barry Seal - Only in America

Barry Seal - Only in America Bewertung
Bewertung des Films
710

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