Bewertung: 4.5 / 5
Mit Black Panther startete der bereits 18te Film des Marvel Cinematic Universe und läutet das 10-jährige Jubiläum, das 2008 mit Iron Man begann, ein. Doch dieser Umstand führte auch dazu, dass eine gewisse Vorfreude anfangs nicht entstehen konnte. Zu generisch wirkten die Trailer. Und zu groß der Schatten von Infinity War, welcher bereits in wenigen Monaten starten wird.
Umso schöner wenn die anfängliche Skepsis weicht indem man einen tollen Film serviert bekommt, welcher es locker unter die besten Filme des MCU schafft.
Handlung
Nachdem T´Challas Vater während des Civil Wars verstarb, kehrt sein Sohn nach Wakanda zurück um den Thron zu besteigen. Doch auch wenn Wakanda, bedingt durch das nur dort vorkommende Vibranium, ein futuristisches Eldorado ist, so leben die Menschen dort noch unter einer sehr strengen Tradition. Deshalb muss T´Challa sich gegen die Erben der 5 Stämme durchsetzen bevor er den Thron erklimmen kann. Doch schnell merkt er, dass es das eine ist, sich mit den Avengers auf einem Flugplatz zu kloppen und ein Superheld zu sein. Denn als König muss er bestimmte Entscheidungen treffen, die ihm auch durch seine Widersacher beim Kampf um den Thron klar werden. Soll das isolierte Wakanda sich mehr öffnen um Menschen zu helfen, vor allem den afrikanischen Nachbarländern? Oder existiert dann die Gefahr, dass die Technologie in falsche Hände gerät? Diese Entscheidung muss T´Challa schneller treffen als ihm lieb ist, als mit Ulysses Klaue ein alter Gegenspieler auf den Plan tritt. Doch die eigentliche Gefahr lauert in einer dunklen Familiengeschichte, welche Wakanda und die Welt ins Chaos stürzen könnte.
Trailer zu Black Panther
Charaktere
Auch wenn der Film fälschlicherweise als erster schwarzer Superheldenfilm gefeiert wird und man ihm damit nicht gerecht wird, so setzt man beim Cast von Black Panther fast ausschließlich auf afrikanische/afroamerikanische Darsteller. Und dies ist dann schon ein Unikum, für das MCU sowieso. Man kann den Cast nicht genügend loben für seine Arbeit, negativ sticht keiner heraus und selbst die Nebenrollen machen einen überragenden Job. Shuri bringt den typischen Marvel-Humor rein und ist einfach auch durch ihr Auftreten liebenswert, man kann nur hoffen, dass sie mal auf Tony Stark trifft. Nakia ist mehr als ein Love-Interest und ist ein Symbol der Probleme, welche einige Bewohner mit ihrem eigenen Land haben. Das starke Frauen-Trio wird durch Okoje komplettiert, welche als Dora ihrem Land treu ergeben ist. Erwähnenswert ist auch die Figur von Forest Whitaker, welcher wie immer eine tolle Präsenz zeigt. Neben dem afrikanischen Cast hat man dann auch mit Everett Ross und Ulysses Klaue zwei weiße Darsteller, die eine größere Rolle einnehmen. Andy Serkis kann als Gegenspieler Klaue seine Darbietung aus Age of Ultron nochmals toppen - er beweist, dass er auch abseits der Ceasar/Gollum/Kong-Sparte ein wirklich hervorragender Schauspieler ist. Auch Martin Freeman legt einen guten Job hin, wobei man kritisieren kann, dass seine Rolle für den Film komplett gestrichen werden könnte, zudem erinnert das Spiel mehr als einmal an Bilbo Beutlin.
Vergessen dürfen wir natürlich nicht Chadwick Boseman, welcher nach Civil War nun zum zweiten Mal das Panther-Kostüm anzieht. Konnte er sich dort bereits auszeichnen, legt er diesmal noch eine Schippe drauf - und repräsentiert hervorragend die Zerrissenheit, welche seine Entscheidungen auslösen. Selten konnte sich eine Figur so schnell mit seinem Schauspieler verbinden und mit Boseman hat man schon einen Nachfolger für die wohl scheidenden Robert Downey Junior oder Chris Evans gefunden. Ihm gegenüber steht Michael B. Jordan, welcher die schwere Rolle hat, einen Antagonisten im MCU zu spielen. Denn auch mit Fanbrille muss man erkennen, dass dies nur in den wenigsten Filmen auch gelang und der Fokus zu stark auf dem Helden selbst lag. Trotzdem gab es 2017 Verbesserungen mit Hela, Vulture und Ego - doch sie werden alle von Killmonger getoppt. Zwar besitzt er eine Vorgeschichte, die vorhersehbar ist und seine Motivation ist passend, doch auch bekannt. Dies stört jedoch nicht, wenn es so dargestellt wird wie in Black Panther. Denn wo die Motivation eines Zemo an dem bescheuertem Plan scheiterte oder ein andere Gegenspieler einfach nur die Welt eroberten wollten, so ist Killmonger weder schwarz noch weiß gezeichnet - er bewegt sich in der Mitte und deshalb kann man ihn verstehen. Isoliert von seiner Heimat, verraten von der Familie tut er eigentlich genau das, was sein Recht ist. Teilweise hat man Sympathien mit ihm, man versteht ihn und man erkennt, dass es sein gutes Recht ist, was er auch einfordert. Leider sind seine Taten dann die falschen und seine Ideen verkommen zu einer Bedrohung für die Welt. Wo Civil War, Age of Ultron oder Spider-Man noch Probleme hatten, geht Black Panther den richtigen Weg und man hat echtes Mitleid mit dem Charakter. Killmonger reiht sich somit mühelos in die Reihe der besten MCU-Gegenspieler ein, ich würde ihn sogar als einen der besten Schurken des Genre bezeichnen.
Setting
Neben dem großartigen Cast ist aber das Setting der eigentliche Star des Films. Auch wenn die Erwartungen gering waren, so hatte ich Hoffnungen: Afrofuturismus, afrikanische Kultur, afrikanische Landschaften und afrikanische Musik. Dies wurde auf allen Ebenen erfüllt und sogar getoppt. Regenwald, Savanne, Wasserfälle - dies ist Afrika wie man es sich vorstellt. Verbunden mit der Technologie, einer futuristischen Stadt und einer einzigartigen Technologie ist ein solches Setting noch nie im Kino gewesen. Die Detailverliebtheit der Macher ist zu bewundern: Kostüme (Oscar-Nominierung wäre nächstes Jahr mehr als verdient), Design der Stadt, ja sogar der gesamten Technologie. Wenn man in einem Labor steht, welches das von Tony Stark in die Tasche haut, und man trotzdem Wandmalereien und afrikanische Details erkennt, dann hat der Film vieles richtig gemacht. Passend dazu die Musik: Hatte ich nach den Trailern aufgrund des Clichees (Schwarze hören HipHop) Bedenken, so waren diese eigentlich komplett umsonst. Die afrikanische Tradition die im Film groß geschrieben wird, wird im Film on afrikanischer Musik untermalt. Trommeln und Gesang, wüsste man nicht um was es sich für einen Film handelt, so könnte man auch ne Doku von Afrika vor sich glauben. Unterbrochen wird diese rhythmische Musik immer wieder mal von Hop Hop-Songs, welche sich aber hervorragend eingliedern. Die 16-jährige Shuri hört in ihrem Labor eben coole Mucke - welche 16-jährige tut das nicht? Und in Südkorea? Fast and the Furios meets Superhelden - da brauch man fast keinen Teil 9 mehr.
Die Musik wird dann vor allem in den Action-Szenen gut genutzt, etwas was man Marvel ja auch immer mal vorwarf. Dadurch werden vor allem die Kämpfe ohne Superhelden-Kram sehr intensiv und spannend. Die Choreo ist dabei schön traditionell mit Speeren und Klingen, wie man sich dies bei der afrikanischen Kultur vorstellt, Black Panther haut eben nicht so drauf wie Hulk oder Thor, was ,man ja schon in Civil War erkennen konnte.
Ein Wort natürlich zu den Effekten, die teilweise stark kritisiert werden. Natürlich ist da viel CGI vorhanden, denn wir haben es hier mit Sci-Fiction zu tun. Es gibt leider in Afrika keine vergleichbaren Landschaften und wenn doch, so sind diese nicht mit der Technik wie in Wakanda verbunden. Mir fiel das CGI nur einmal negativ ins Auge und dies störte die gesamte Szene, vor allem da man es nur wegen der Action machte. Wenn man bedenkt, dass man im gleichen Haus einen Film wie The Jungle Book machte, dann ist dies mehr als ärgerlich.
Aktuelle Themen
Winter Soldier wird immer wieder als einer der besten Filme bezeichnet, auch weil er als Politikthriller und Spy-Film deutlich näher an der Realität ist als andere MCU-Filme. Thor 3 als Sci-Fi-Komödie, Ant-Man als Heist-Movie oder Spider-Man als Coming out of Age-Movie - alle haben Elemente, bleiben im Kern jedoch Superheldenfilme. Bei Black Panther weichen die Grenzen, da es mehr als nur um einen Superheldenfilm geht und dies liegt z.B daran, dass T´Challa mehr König sein muss als ein Thor es z.B je war. Der Film ist voller aktueller Themen und es ist interessant zu sehen wie man Botschaften so prägend platzieren kann, dass jeder versteht um was es geht, ohne mit dem mahnenden Finger zu zeigen. Die Flüchtlingskrise, die Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerung, die Sklaverei, die Dritte-Welt-Problematik, sanitäre Hilfen - ja sogar Donald Trump bekommt sein Fett weg. Während in anderen Filmen dies eine Nebenerscheinung ist, so hat Black Panther diese Themen als Handlung und erst durch die Frage: was kann man tun um zu helfen oder macht man nur alles schlimmer, wird T´Challa zu der Figur die eines Königs würdig ist.
Einbindung ins MCU
Selten fühlte sich ein Film so passend ins MCU eingefügt wie Black Panther. Dies liegt natürlich daran, dass wir einen Großteil der Origin bereits in Civil War hautnah miterleben konnten. Durch die Ereignisse in CW ist der Solofilm eine logische Konsequenz. Und so wird die Handlung auch logisch forgeführt und dies ist spannend wenn man bedenkt, dass der Gegenspieler diesmal nicht nur zufällig auf den Plan tritt. Während Doctor Strange, Ant-Man oder Spider-Man irgendwie im Rahmen des MCU erzwungen wirkten (wieso ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?), so ist Black Panther die logische Fortführung einer Geschichte. Während man nach Thor 2 den dritten Teil mit Hulk aufpeppte oder Spider-Man im Marketing Iron Man platzierte, kommt dieser Film dabei ohne andere Avengers aus. Anders als bei Ant-Man oder Doctor Strange werden diesmal die Avenegrs sogar nicht erwähnt. Klar fügt der Film sich perfekt ins MCU ein und bezieht sich auch Civil War oder Age of Ultron, trotzdem fühlt er sich sehr alleinstehend an. Ein Film welcher nur den Infinity War teast ist es nicht geworden.
Marvel-Humor
Klar, Humor kommt auch diesmal wie in jedem Marvel-Film vor. Während Thor 3 aber teilweise sogar Slapstick nutzte oder die Guardians und Spidey von Natur aus eher humorvoll sind, so schränkt man die Witze diesmal wieder etwas ein - so wie es auch schon Winter Soldier war. Vor allem Shuri sorgt für die nötigen Lacher, auch M´Baku kann einige Schmunzler auf seine Seite bringen, die berühmten Marvel-Oneliner dürfen auch nicht fehlen. Ansonsten ist der Film aber deutlich ernster und teilweise für Marvel-Verhältnisse recht brutal. Wenn Ulysses Klaue Joker-like mehrere Menschen einfach aus Spaß umbringt, dann merkt man sofort, dass es hier keine billigen Jokes geben wird. Da der Film sehr intensiv ist und eben auch wichtige Themen behandelt, passt dies auch hervorragend.
Die Optik hingegen ist wie immer bei Marvel bunt, was aber wie schon bei Thor 3 auch hier passt. Afrika ist bunt, Farben gehören zum Stil und alleine die bereits angesprochenen Kostüme sorgen nicht nur für Vielfalt sondern auch für eine wunderschöne Optik.
Ende gut alles gut?
Dies ist natürlich nicht der Fall und auch Black Panther hat mit einigen Problemen zu kämpfen. So gut der Antagonist auch dargestellt wurde, so problematisch ist hingegen, dass man diese Geschichte schon kennt. Wie immer haben die Trailer eindeutig zu viel verraten, hier bin ich aber auch selber Schuld. Dass die Handlung auch ohne Trailer vorhersehbar wird liegt dann daran, dass man diese Art von Story schon seit Ewigkeiten kennt. Schon in der Antike sind solche Handlungsstränge vorhanden, selbst im MCU gibt es ähnliche Vorgehensweise. Lustig ist natürlich auch der Vergleich mit dem "König der Löwen" - schon vor dem release gab es Ähnlichkeiten, wer den Film gesehen hat weiß was ich meine. Die Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen, trotzdem hat Black Panther immer noch genügend zu bieten.
Problematisch ist dann auch die Motivation einiger Charaktere, welche trotz der Länge des Films etwas fragwürdig ist und nicht klar wird. Wenn aus Freunde Feinde und umgekehrt werden und dies scheinbar offscreen, dann ist dies ärgerlich. Auch hier werden die Zuschauer wissen was ich meine, dies störte dann leider. Wenn man bei Star Wars 8 den Casino-Subplot, der durchaus seinen Sinn erfüllt, kritsiert, muss man dies auch beim Südkorea-Subplot tun. Dieser bringt zwar ne Actionszene und Everett Ross ins Spiel. Trotzdem war dies storytechnisch nicht nötig.
Fazit
Black Panther gehört ohne Zweifel zu den stärksten Solofilmen und Originsstorys des MCU. Ein wunderbarer Cast, ein Gegner den man verstehen kann, ein wundervolles unverbrauchtes Setting und Themen, welche unsere Aktualität beherrschen - dies sind die Zutaten mit denen Black Panther punkten kann. Abzüge gibt es durch die Story, welche einfach zu vorhersehbar ist, einen Storytwist kann man dies eigentlich nicht nennen. Da waren Iron Man 3 oder Spider-Man z.B deutlich stärker. Dies und die schwankende Motivation einiger Nebendarsteller führen dann dazu, dass das Gesamtbild etwas betrübt wird. Doch dies ist Meckern auf hohem Niveau, da Black Panther sich teilweise einfach frisch und unverbraucht anfühlt. Und die obligatorische After-Credit-Szene teast dann schon die Zukunft an, in der T´Challa als Black Panther mit Sicherheit eine große Rolle spielen wird.