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Boyz n the Hood - Jungs im Viertel

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Boyz n the Hood - Jungs im Viertel Kritik

Boyz n the Hood - Jungs im Viertel Kritik

Boyz n the Hood - Jungs im Viertel Kritik
0 Kommentare - 14.08.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Boyz n the Hood - Jungs im Viertel" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

In South Central L.A. wird die vorwiegend afroamerikanische Bevölkerung von Banden regiert. Der junge Tré Styles (Cuba Gooding Jr.) muss nun dort hinziehen, weil er sich in der Schule nicht benommen hat. Also wächst er fortan bei seinem Vater Jason Styles (Laurence Fishburne) auf. In Ricky Baker (Morris Chestnut) findet er einen Freund und in der attraktiven Brandi (Nia Long) eine Freundin. Dummerweise gerät Ricky bald schon mit einem örtlichen Bandenführer aneinander.

Das neoliberale Amerika ist, vor die Wahl gestellt zwischen dem und was sich dar sonst noch in irgendwelchen dunklen Kammern tummelt, ein Ort, ein Kollektiv oder eine Ideologie für Menschen, die primär an den amerikanischen Traum glauben. Es ist zugegebenermaßen auch sehr schwer, nicht daran zu glauben, wenn sich dieser für einen selbst am Ende des Tages bestätigt. Doch gerade, weil es ein System gibt, nach de segregativ alles ausgesondert wird, was nicht reich, weiß, hetero oder eben körperlich komplett gesund ist, gibt es unter anderem Probleme. Es wäre zwar falsch und naiv zu sagen, daß System ist daran schuld und das Individuum hat auf nichts einen Einfluss. Nein, daß ist ja gerade das Perfide am Kapitalismus, daß die Schuldfrage gar nicht so einfach zu klären ist. Und wieso überhaupt von Schuld sprechen? In jedem System gibt es doch solche, die davon ausgespuckt und abgesondert werden. Nun Marx sagte mal, daß auf eine kommunistische Utopie aus einem Kapitalismus entstehen wird und entstehen muss. Insofern ist doch auch alles in Ordnung, oder? Wenn da nicht das Problem wäre, wie das Marketing zum Film verspricht, daß jeder 21. schwarze Amerikaner ermordet wird und das fast immer von anderen schwarzen Amerikanern. Eine perverse Zahl, wenn man sich das mal vor Augen führt. Und Anfang der 1990er Jahre schuf Regisseur John Singleton einen Film, der eben jenes, schwarze Lebensgefühl porträtieren sollte und damit Amerika wachrütteln sollte. Zumindest war das wohl der Plan.

Und da tut sich auch gleichsam ein Problem auf. Denn selbst wenn man den Zustand verzeiht, daß es sich bei Boyz n the Hood – Jungs im Viertel um eine Zustandsbeschreibung handelt und eben weniger filmisches Können dahintersteckt, wenn man eben einfach nur Tatsachen ablichtet, so muss man gleichzeitig auch zugestehen, daß es eben ein wichtiger Film ist. Ich tue mich sehr schwer jetzt einen Vergleich zu bringen, weil das ganz schnell nach hinten losgehen kann und dennoch wage ich an der Stelle mal den Vorsprung und sage, es ist ein wenig – und zwar nur rein filmisch! – wie Schindlers Liste (1993). Nicht von der Thematik, nicht vom Inhalt, sehr wohl aber vom Gefühl her, daß der Film erzeugen soll. Denn auch Spielbergs bedrückendes Werk hat das Problem, daß es mehr eine Trauerbewältigung ist, als ein Film, der etwas Radikales aufdeckt, der etwas Radikales bewirken möchte. Und so ähnlich ist es eben auch mit Singeltons Debütfilm. Für Menschen, die um diese Probleme wissen – und ich würde mich an der Stelle jetzt einfach mal frech dazugesellen – ist das vielleicht nicht ganz so aufschlussreich, wenngleich auch immer noch schockierend genug, wie für andere Menschen. Daher ist der Effekt, aber auch die Machart, die Singelton hier an den Tag legt, vielleicht etwas in die Jahre gekommen und vielleicht deshalb auch etwas schlechter, als man es wahrhaben möchte. Nichtsdestoweniger ist meine Ansicht vielleicht auch eine zu privilegierte, da ich das so in der Form niemals erlebt habe.

Interessant ist der Film dennoch. Nicht nur rein von den Schauspielern, die sich da tummeln, von denen man sehr viele kennt und schätzt, sondern viel eher deshalb, weil der Film schon eine gewisse Form von systemischer Intelligenz aufweist und eben nicht die reine Rassenfrage ins Zentrum rückt. Im Prinzip zeichnet Boyz n the Hood – Jungs im Viertel nie einen ausgefleischten Antagonismus, oder gibt etwas an die Hand, was irgendwann eskalieren muss. Es wirkt beiläufig, dafür filmisch wohl ungewöhnlich, aber eben das hat ja seinen Grund. Denn der Film will eigentlich erstmal genau diesen Zustand zeigen, in dem sich eben Menschen bekriegen aus Gründen, die für Außenstehende, vielleicht auch für die Menschen selber in den Situationen kaum nachvollziehbar sind. Es gibt kaum einen Grund, außer das eigene Ego zu stärken, oder eben gewisse, illegale Aktivitäten zu verschleiern. Mitunter wirkt das sogar willkürlich, wie diese titelgebenden Jungs im Viertel aufeinander losgehen und am Ende des Tages dann einer nach dem anderen sinnlos krepiert. Ja, es gibt kaum eine schöne Umschreibung für diesen Zustand, der ja wohl in einigen Teilen nach wie vor vorherrscht. Und das kann man und das muss man eben mit klassischem Staatsversagen beschreiben. Nicht umsonst werden Viertel überall, eigentlich nach sozialem Stand unterteilt. Je mehr Kohle man hat, desto besser und ruhiger die Wohnlage. Und daran merkt man auch im Film, daß sich der Klassenkampf nie so richtig einstellen kann, weil die vermeintliche Unterschicht, also die ökonomische Unterschicht eben immer damit beschäftigt ist, sich selber zu bekriegen.

Natürlich leben da auch Menschen in den Tag hinein. Und wenn man dem Hörensagen glauben will, dann fängt der Film eben gekonnt das Lebensgefühl jener Gegenden ein, in denen es viel um Drogen, Sex, Männlichkeitsphantasien und Gewalt geht. Man sollte aber nicht dazu übergehen, die Frauen hier als reine Objekte zu bezeichnen. Wird es wohl auch geben, ist aber Boyz n the Hood – Jungs im Viertel jetzt eher weniger der Fall. Diese Damen hier sind zum Großteil insofern emanzipiert, als daß sie zumindest den Herren immer wieder entgegentreten können und sich damit Gehör und Respekt verschaffen können. Zudem ist es eben auch so, daß hier Polizisten – die im Übrigen zu Teilen auch die gleiche Hautfarbe haben, wodurch die Rassenfrage so ein wenig gekonnt negiert wird – teils brutale Gewalt ausüben, um ihre Macht zu demonstrieren. Aus heutiger Sicht wohl aktueller denn je, wenn mal wieder ein schwarzer, unbewaffneter Mann, von Polizisten erschossen wird. Aber daran merkt man auch eine Überforderung, die nicht zentral im Film ist, aber eben zwischen den Zeilen immer mitschwingt, wodurch eine Eskalation der Situation wesentlich näherkommt.

Ambivalenzen, wohin man auch sieht. Boyz n the Hood – Jungs im Viertel ist eins systemisch intelligenter Film, der mit dem Finger in der richtigen Wunde wühlt. Dummerweise ist er vielleicht filmisch dafür zu einfach, aber eben auch ehrlich, weil das Lebensgefühl nicht von oben herab betrachtet wird und Menschen, eben zu Menschen werden, denen ein anderes Schicksal ereilte.

Boyz n the Hood - Jungs im Viertel Bewertung
Bewertung des Films
710

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