Bewertung: 4 / 5
Wohl leicht Spoiler-Lastig (:
Da ist sie also, Captain Marvel. Im Vorfeld hat der Film ja durchaus hohe Erwartungen mit sich gebracht, nachdem unter anderem immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass sie die "mächtigste" im MCU-Ensemble sein soll. Spannend war aber auch die Frage, ob es sich nach einem Wonder Woman Klon anfühlt, zu sehr auf gezwungen "starke Frauen" gesetzt wird und wie der Film ein paar Lücken schließen/Fragen beantworten wird, da er ja nun mal in der Vergangenheit spielt.
Vorab zur Story im Allgemeinen:
Diese wird von Movie Jones ein wenig gescholten. Aber ich muss sagen, am Ende war ich recht positiv angetan. Ich fand es ganz interessant gemacht, wie der Film mit einem verschwommenen Bild der Vergangenheit beginnt und dann Stück für Stück die Erinnerungen zurück, um gegen Ende des Filmes ein klares Bild zu ergeben. Hier wird man auch als Zuschauer bewusst erst auf die falsche Fährte gelockt. Dieses Wechselspiel zwischen "Wer ist der eigentliche Böse?" könnte man sicherlich noch intensiver betreiben, fand ich aber insgesamt einen durchaus gelungenen Aha-Effekt, durch den der Film nicht ganz so linear und tausendmal gesehen wirkt, wie andere Origin-Storys im MCU.
Ich kann mir vorstellen, dass Brie Larsons schauspielerische Leistung die Leute spaltet. Ihre Figur ist durchaus ein wenig eigen und schwankt ziemlich zwischen mal sehr introvertiert und dann wieder unerwartet extrovertiert. Das würde ich aber gar nicht endgültig als gut oder schlecht werten wollen, sondern finde es einfach erstmal "anders". Ich kann mir allerdings vorstellen, dass sich diese Art im Laufe des MCU noch weiter lockern wird.
Nur wie sie immer mit breiten Schultern rumgelaufen ist (Pose wie auf dem Plakat), fand ich manchmal etwas albern :D
Was die CGI-Leute aus den Gesichtern von Fury und Culson gemacht haben, ist schon Wahnsinn. Gut, gerade Jackson ist vielleicht auch nicht die schwierigste Versuchsperson, da er gefühlt seit 30 Jahren gleich aussieht, aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Verjüngungskur es unnatürlich wirkt.
Apropros Fury:
Wie ich zu seiner Figur stehen soll, weiß ich nicht so recht. Mir erscheint er zu "spaßig" im Vergleiß zum scheinbaren Gießgram, der er in späteren Jahren ist. Gut, das könnte man auf seine Jugend in dem Film schieben. Für mich fehlt allerdings ein Stück, das seine weitere Entwicklung zum späteren Fury zeigt - aber das ist dann wohl ein Ding für Disney+?
Enttäuscht bin ich von dem Verlust seines Auges. Das wirkte auf mich etwas lieblos gezwungen, im Sinne von "Ach, mir müssen das ja auch noch irgendwie einbauen...ja dann machen wir das schnell so und gut ist".
Mendelssohn als Skrull fand ich sehr gut. Ich fand seine undeutliche Sprechweise immer herrlich - keine Ahnung, was die deutsche Synchro draus macht. Aber er hat den Skrull durchaus etwas "Menschliches" gegeben und sie nicht wie eine Klischeehafte Alien-Rasse werden lassen.
Was die Skrull im Allgemeinen angeht, bin ich froh über den Twist. Eine Secret Invasion, die von Comic-Insidern immer mal angedeutet wurde, hätte ich furchtbar nervig gefunden. Das ganze Hydra-Thema wurde für meinen Geschmack speziell durch Agents of S.H.I.E.L.D. viel zu sehr in die Breite gezogen. Dieses ewige "Ha ha! Ich bin gar keiner von den Guten, sondern war die ganze Zeit ein Doppel-Agent!" und "vertraue niemandem!" ist einfach nicht mein Geschmack bzw. erscheint mir gerne auch zu gezwungen. Von daher bin ich froh - so sieht es zumindest aus - Spoiler, Spoiler - dass sie nicht impliziert haben, dass sich die Skrull unter den Menschen versteckt haben, oder sogar einer der Aveners die ganze Zeit ein Skrull war.
Nicht ganz verstanden habe ich zugegeben, warum gerade dieser Antrieb so Kriegs-Entscheidend sein soll. Scheinbar können die doch eh alle schon ziemlich flott durchs All reisen. Aber letztlich.auch egal. Ist ja eh nur Mittel zum Zweck für die Story. Die hätten auch magische Gummi-Bärchen erforschen können...
Letztlich ist Captain Marvel aus meiner Sicht ein durchaus gelungener Film geworden. Es gibt bei weitem linearere und unlogischere Action-Filme und Comic-Verfilmungen. Und vor allem versucht der Film nicht mit aller Macht eine politische Agenda aufzudrücken. Während ich Ant Man & The Wasp ziemlich schwach und unnötig fand, finde ich Captain Marvel wieder eine deutliche Steigerung - wenn natürlich auch nicht der Stärkste Eintrag im MCU. Gerade wenn der Film früher Teil des MCU gewesen wäre, hätte man ihn sicherlich noch stärker empfunden.
Von daher gibt es von mir 4 von 5 Hüten.
Trivia:
Eine große Überraschung war für mich, dass das Marvel-Intro wurde zu Ehren von Stan Lee umgewandelt - der ganze Saal hat für ihn applaudiert.
Ebenfalls applaudiert hat der Saal nach der ersten Post Credit Szene.
Es gibt ja gerne Leute, die über Kino meckern. Zu teuer, zu viele Gerüche, Leute die labern...aber solche Momente kann man einfach nicht zu Hause vorm Fernseher haben.
Man kann ebenfalls viel über die bösen Blockbuster meckern, die die Kino-Landschaft platt machen, aber diese Begeisterung, dass ein Saal bei solchen Stellen applaudiert...das hat in meiner Wahrnehmung nur das MCU geschafft. Das gehört ihnen meiner Meinung nach durchaus hoch angerechnet.