Bewertung: 5 / 5
Preview-Time am Mittwoch - hieß heute für mich Deadpool. Obwohl ich Montag die OV (erneut in charmanter Begleitung von MarieTrin) folgen lassen werde konnte ich mich heute nicht zusammenreißen und MUSSTE diesen Film ansehen. Was letztlich vom Hype, den geilen Trailern und dem genialen Marketing im Film zu spüren war gilt es hier herauszustellen.
Inhalt:
Wade Wilson ist ein Söldner der für Geld Dinge macht - Menschen hilft, Menschen verprügelt, Menschen einschüchtert - Dinge die ein Söldner eben so macht. Bis er Vanessa kennenlernt, eine Prostituierte die sein Herz erobert oder umgekehrt. Bis zur Krebsdiagnose, die ihn zwingt sich in die Hände des dubiosen Ajax zu begeben, der ihn vom Krebs befreien und gleichzeitig zum Helden machen soll...
Trailer zu Deadpool
Kritik:
Die Story um Deadpools Origin sollte jedem halbwegs comicfirmen Menschen ohnehin im Kern bekannt sein, aber selbst die Trailer und ein wenig Popkulturinteresse in den letzten Jahren ließen einen fast zwangsläufig über den unsterblichen, schwarzhumorigen und großmäuligen Possenreißer des Marveluniversums stolpern, sodass einem Mr. Pool kein gänzlich Fremder sein sollte. Ein Wunder fast, dass man sich bis heute nicht getraut hat etwas mit der Figur anzufangen.
Wobei - Blende zurück ins Jahr 2009 - da war doch was in einem X-Men-Spin-Off mit Wolverine in der Titelrolle. Ryan Reynolds tauchte hier bereits erstmals im X-Men-Universum als Wade Wilson auf und war am Ende als "Etwas" zu sehen was die Macher dreist als Deadpool in den Credits betitelten. Ja, das war vor 7 Jahren und eine Frechheit für alle Comicfans. Doch Reynolds wusste um das Potenzial der Figur und hatte mit der Verhackstückelung der quasi coolsten Figur im X-Men-Universum herzlich wenig zu tun. Er wollte mehr, er wollte die Figur nochmal spielen - RICHTIG spielen und Deadpool als das auf die Leinwand bringen was er eben ist.
Mit Deadpool rehabilitiert sich Reynolds dann nun auch mehr als beeindruckend und schafft es schier perfekt die Badass-Attitüde des zweifelhaften Helden 1:1 auf die Leinwand zu übertragen. Ein lockerer Spruch jagt den nächsten, Popkulturreferenzen geben sich mit Spitzen und Sticheleien gegen andere Comichelden - und auch die bisher in verschiedenen Comicverfilmungen von Reynolds selbst verkörperten Figuren - die Klinke in die Hand und Reynolds hat einfach sichtlich den Spaß seines Lebens.
Das überträgt sich natürlich auch aufs Publikum, die Sprüche zünden, das regelmäßige Durchbrechen der vierten Wand und somit direkte Adressieren der Zuschauer ist unglaublich gut gelungen und überhaupt gönnt sich der Film unglaublich viele Freiheiten die man so im Kino in einer Blockbusterproduktion wohl selten gesehen hat. Blutige, harte und direkte Kämpfe und Shootouts, massig Stunts, gekonnter Einsatz von Deadpools Kräften und Waffen und dazu eine fokussierte Kameraführung lassen alle Actionsequenzen zum großen, brutalen Spaß werden bei dem auch die Übersicht nie flöten geht. CGI fällt den ganzen Film über praktisch überhaupt nicht auf, was den Film zusätzlich an Qualität gewinnen lässt. Alle Szenen wirken real und wuchtig, die Stunts passieren praktisch alle in der Kamera und man bekommt nie das Gefühl in einem CGI-Gewitter unterzugehen.
Der Soundtrack ist ebenfalls überladen mit genialen Songs, von WHAM! bis hin zum Deadpool-Rap ist massig Musik dabei die einem die spaßige Zeit noch versüßt. Ob nun augenzwinkernd das Geschehen im Bild unterstützend oder ironisch überspitzend, der Score sitzt und fügt sich nahtlos ins Gesamtbild ein.
Bei den Darstellern gibt es neben dem alles und jeden an die Wand spielenden, witzelnden und prügelnden Ryan Reynolds vor allem Morena Baccarin als Vanessa und Ed Skrein als Ajax zu vermerken. Während Baccarin einen hervorragenden Konterpart zu Reynolds bildet und ebenfalls etliche coole Momente voller Sprücheklopferei spendiert bekommt , spielt sie sich mit ihm die Bälle zu und man spürt sofort eine sexy Chemie zwischen den beiden Darstellern und ihren Figuren. Skrein spielt einen sadistischen, hassenswerten und zugleich seltsam charmanten Bösewicht, der mit seinem übermenschlich starken "Sidekick" Angel Dust, gespielt von Gina Carano, ein Gefühl von Bedrohlichkeit vermittelt und zugleich einen eiskalten und recht humorlosen Gegenpo(o)l zum Titelhelden bildet.
Auf Seiten von Team Deadpool finden sich zudem glücklicherweise mit Colossus (erstmals verkörpert von Andre Tricoteux) und Negasonic Teenage Warhead (gespielt von Brianna Hildebrand) zwei Mitglieder der X-Men, die eine Verbindung zum X-Men-Universum spüren lassen. Der Film wird zwar nur recht lose verknüpft, aber es ist und bleibt auch Reynolds Deadpool-Show und mehr X-Men hätte es auch nicht sein dürfen ohne vom Kern des Films abzulenken.
Kritikpunkte finden sich im Grunde keine nennenswerten, die Geschichte ist zwar eher als "zweckdienlich" zu bezeichnen, aber zu einer Figur zu Deadpool passt eben erstmal eine, im Film visuell großartig mit Rückblenden erzählte, simple Story die sich ganz auf die Stärken des Hauptcharakters verlässt. Und die liegen nun einmal im oben genannten Sprücheklopfen und scheißcool sein.
Fazit:
Deadpool ist eine blutige, spaßige, mit Popkultur- und Comicreferenzen vollgestopfte Achterbahnfahrt - eine Ryan Reynolds One-Man-Show die zugleich alle Stärken der Figur aufs Genialste ausspielt und sich dabei keine Blöße gibt. Musik, Ideen, Kreativität, Kompromisslosigkeit, Humor - hier stimmt von vorne bis hinten alles. Der Film ist ein Ritt den man einfach antreten sollte, der unfassbar lustig ist und mehr Lacher bereithält als die meisten Komödien. Dabei nimmt er sich nie ernst, gerät nie in die Gefahr irgendwo politisch korrekt zu wirken oder schlechten Geschmack zu umschiffen und trifft damit genau den Nerv seiner Figur.
Deadpool ist jetzt schon das erste richtig große Comichighlight des Jahres und wohl der bislang lustigste und seiner Figur treuste Film in der langen Liste der bisherigen Comicverfilmungen. In Sachen Selbstironie und Popkulturreferenzen macht ihm bisher maximal Scott Pilgrim vs. The World Konkurrenz und so verdient sich Deadpool seine
5/5 Sterne bzw. 10/10 Punkte
mehr als eindrucksvoll und rehabilitiert Ryan Reynolds für seine bisherigen Comic-Auftritte mehr als genial. Hiermit hat sich neben Robert "Tony Stark" Downey Jr. und Hugh "Wolverine" Jackman Ryan "Deadpool" Reynolds als dritter Darsteller eine Comicfigur so zu Eigen gemacht, dass ich mir niemand anderen mehr in der Rolle vorstellen kann oder will.