Bewertung: 4 / 5
Im Zuge der Oscarverleihung in die breite Aufmerksamkeit gerückt. Anfang Juni ist Der schlimmste Mensch der Welt nun auch endlich bei uns gestartet. Die norwegische Produktion stammt vom Regisseur Joachim Trier und diese Kritik ist spoilerfrei.
Der skandinavische Film ist seit längerer Zeit auf dem Vormarsch und Joachim Trier hat vor fünf Jahren mit Thelma eine spannende Coming of Age Geschichte erzählt, in der er verschiedene Themen vermischt hat.
Mit Der schlimmste Mensch der Welt erwartet uns ebenfalls eine Art Coming of Age Geschichte, aber hier sind wir ein paar Jahre weiter im Leben. Was soll eine Ende 20 Jährige mit ihrem Leben anfangen? Was will ein Mittvierziger noch erreichen? Erzählt wird von Personen mit einer Art Mid Life Crises.
Trailer zu Der schlimmste Mensch der Welt
Wie für einen guten skandinavischen Film gewöhnt ist die Inszenierung sehr gekonnt und gelassen. Es werden zudem die schönen Landschaften des Nordens eingefangen, aber auch das Leben in der Stadt thematisiert. Im Kern geht es darum, was wir aus unserem Leben machen wollen und was das gesellschaftliche Umfeld von einem erwartet.
Dabei wird Der schlimmste Mensch der Welt oft als eine Komödie betitelt. Diese Einschätzung ist ziemlich daneben. Natürlich gibt es hier und da mal ein bisschen Witz, aber alles in allem ist der Film ein (hartes) Drama, was einen durchaus an die Nieren gehen kann.
Mit einer Laufzeit von 128 Minuten ist der Film jedoch einen Tick zu lang geraten. Zwar strukturiert Trier ihn schön in zwölf Kapiteln plus Prolog und Epilog, trotzdem hätte man das eine oder andere doch beschleunigen können. Dem ruhigen und eindringlichen Filmfluss hätte es nicht gestört.
Schauspielerisch ist Der schlimmste Mensch der Welt sehr gut gespielt, die Dialoge sind stark geschrieben und die Handlung verfällt in keinster Weise dem Kitsch. Man bekommt eine sehr authentische Geschichte serviert, bei der jeder erwachsene Mensch wohl mitfühlen kann. Zeitgleich werden ein paar gesellschaftliche Entwicklungen bzgl. Gleichberechtigungen thematisiert und es ist der erste Spielfilm seit der Pandemie bei dem mir eine Atemschutzmaske im Alltag auffiel. (nur eine Szene, kein Dauerzustand)
Wer einen authentischen Film sehen mag, mit Geschichten die aus dem Leben gegriffen sind, der sollte sich hier die Zeit nehmen. Insbesondere Menschen in den 30er und 40er Jahren dürften sich teilweise gut wiedererkennen.
