Bewertung: 4.5 / 5
Heute habe ich mir mal wieder "Die Tribute von Panem" angesehen.
Achtung, Spoiler voraus!
Trailer zu Die Tribute von Panem - The Hunger Games
Ein wirklich sehr intensiver und starker Film, der sehr viele Aspekte unserer Gesellschaft (aktuell sowie aus der Vergangenheit) aufgreift und auf tolle Weise geschickt miteinander vermischt. In der zukünftigen Welt herrscht ein machtgieriger und skrupelloser Tyrann mit einer skrupellosen Regierung vom "kapitol" aus über 12 Distrikte, wobei die Autorität durch Angst und Einschüchterung unter Demonstration von Übermacht druch Technologie, Waffen, Überfluss und Reichtum herrscht. Der Aufstand durch die 12 äußeren Distrikte 75 Jahr zuvor fußte wahrscheinlich auf Armut, Unterdrückung und Ungerechtigkeit. Natürlich wird das durch den amtierenden Präsidenten anders dargestellt. Die "Hungerspiele" sind eine Form der Abschreckung durch Demonstration von Macht und Einfluss, um das Volk gefügig zu halten. Womit ginge das besser als mit Kindern und Jugendlichen? Gleichzeitig wird den Menschen auch ein letzter Funke Hoffnung gelassen, nämlich dass bei den Hungerspielen eines der "Tribute" überleben kann, während alle anderen 23 sterben müssen. "Tribute" ist auch so ein entmenschlichender Begriff, um zu verdeutlichen, dass Menschen der 12 Distrikte nur wie Vieh betrachtet werden, das der Regierungen und herrschenden Klasse gehört. So grausam das auch aus unserer Perspektive ist, so realistisch ist dies leider auch, wie die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte immer wieder zeigt und wie es auch heutige Länder immer noch zeigen.
Die Darstellung dieser Gesellschaft ist extrem glaubhaft und intwensiv und lässt mich als Zuschauer von der ersten Minute an vor Angst mitfiebern und bangen. Schon gleich am Anfang erfährt man als Zuschauer, worum es bei den Hungerspielen geht und wie die Menschen damit umgehen. Die 24 Teilnehmer werden unter den 12 bis 18-jährigen jedes Distrikts aus einer Lotterie gezogen, jeweils ein Mädchen und ein Junge aus jedem Distrikt. Die Angst ist für den Zuschauer dabei förmlich greifbar und spürbar, was durch die Langsamkeit der "Ernte-Szene" noch massiv verstärkt wird. Die Spannung wird bis zur "Ziehung" auf die Spitze getrieben, nur um dann noch weiter anzusteigen. Die ersten 70 Minuten des Films geht es nur um die Vorstellung der Hauptcharaktere, die "Ernte" und die Vorbereitungen auf das "Hungerspiel". Die Spannung wird langsam aber sicher immer mehr auf die Spitze getrieben, bis zu dem Punkt, als die "Tribute" dann in die "Arena" entlassen werden.
Aber wer glaubt, jetzt wird es besser, wird eines besseren belehrt, denn jetzt geht es um das nackte Überleben, um Leben und Tod. Ist ein guter Mensch in der Lage, andere Kinder und Jugendliche zu töten, um selbst zu überleben? Die ganze Zeit über stelle ich als Zuschauer die Moral der Hungerspiele infrage, erst recht der Menschen des Regierungsdistrikts, die die Show genießen, als wäre sie nur Spaß, obwohl dabei echte Kinder und Jugendliche sterben. Wie krank das alles ist, nur um wieder festzustellen, dass viele Menschen vor uns sowas in früheren Zeiten wirklcih duchmachen mussten, sei es durch Kriege, durch Armut, durch Unterdrückung, durch Ausbeutung oder durch alles gleichzeitig.Gleichzeitig keimt immer wieder Hoffnung auf, wenn Katniss anderen hilft statt das eigene Überleben zu sichern.
Auch schauspielerisch ist der Film hervorragend besetzt. Die Leistungen, insbesondere durch Jennifer Lawrence, sind herausragend. Sie schafft es immer, echte Gefühle der jeweiligen Situationen glaubhaft rüberzubringen. Als Beispiel will ich die Situaton der "Ernte" nehmen: Als ihre Schwester aus der Lotterie gezogen wird, kann man die Angst und Panik in ihren Augen sehen, als wäre sie echt. Dann der Mut, sich selbst an Stelle ihrer kleinen Schwester anzubieten. Einfach unglaublich. Ein weiteres tolles Beispiel ist der Moment, wenn die Hungerspiele beginnen und sie vor Angst am ganzen Körper zittert. Wie bitte kann man sowas schauspielern? Einfach grandios!
Auch musikalisch ist der Film wirklich toll untermalt. Einige Stücke der Musik sind sehr prägnant und schaffen es, die Gefühle der Szenen noch weiter zu unterstreichen und zu intensivieren. Einfach nur toll.
Das Setting ist auch klasse dargestellt worden, ob nun der ärmliche Bergarbeiter-Distrikt 12, wo Katniss herkommt, oder der Regierungsdistrikt mit seinem Prunk und Reichtum. Auch der Wald ist toll in Szene gesetzt worden.
Was mir nict ganz so gut gefällt, sind Schnitt und Kamera. Die Kamera wackelt leider sehr viel und zoomt zudem häufig sehr nah ans Geschehen, wodurch hin und wieder die Übersicht verlorengeht und mir als Zuschauer leicht "schwindelig" wird. Als ob das nicht schon nervig genug wäre, wird dann gerade auch in Kampfszenen und wenn es unübersichtlich wird, sehr häufig die Perspektive durch viele schnelle Schnitte gewechselt. Im Vergleich zu den positiven anderen Aspekten des Films haben die Produzenten und die Regie an der Stelle völlig versagt.
Insgesamt ein sehr starker und intensiver Film, einfach eine Wucht, wofür ich ihn echt liebe! Leider wird die Klasse ein wenig durch die Kameraführung und den schnellen Schnitt ein wenig geschmälert.
9/10 Punkte - Hoher Wiederschauwert