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Die Verlegerin

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Die Verlegerin Kritik

Die Verlegerin Kritik

Die Verlegerin Kritik
0 Kommentare - 26.08.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Verlegerin" ist.
Die Verlegerin

Bewertung: 3 / 5

Inmitten der 1970er Jahren wird Katherine Graham (Meryl Streep) zu ersten Zeitungsverlegerin der USA. Schon recht bald, als ihr Post-Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) und der Reporter Ben Bagdikian (Bob Odenkirtk) ein geheimes Dokument vom Whistleblower Daniel Ellsberg (Matthew Rhys) erhalten, wird ihre Rolle auf die Probe gestellt. Die sogenannten Pentagon-Papers, die wichtige Informationen über die Rolle der USA in Vietnam-Krieg enthalten, sollen um jeden Preis veröffentlicht werden. Doch damit stellt Graham die Zukunft ihres Unternehmens und die Sicherheit ihrer Angestellten auf die Probe.

Es gibt einen großen Irrtum in der Filmwelt. Besser gesagt, in der Bewertung von Filmen. Das Stigma, daß diesen Werken anhaftet, ist, daß man behauptet, daß ein wichtiges Thema auch einen guten Film macht. Und genau diese Aussage tätigten viele, als sie über Die Verlegerin sprachen. Ein Werk, für den freien Journalismus und ein großartiges Schauspiel würde man hier zu Gesicht bekommen. Doch die Wahrheit, daß dieser Film in all seinen Belangen ein durch und durch routiniertes Stück Film ist. Ein großer Skandal ist das durchaus gewesen, der auch die Galionsfigur John F. Kennedy ganz klar in den Schatten stellt. Doch wenn man einfach einen Wikipediaartikel abfilmt, dann entsteht daraus leider Die Verlegerin. Die Pentagon-Papiere gehören natürlich neben den immer ständigen Skandalen des amerikanischen Systems zu den Materialien, die ähnliches Aufsehen erregten wie Edward Snowdens Offenlegung von systematischer Überwachung. Doch daß solche Themen allein nicht zum guten Film reichen, beweist Steven Spielberg mit diesem Film eindrucksvoll. Die Verlegerin ist in so ziemlich jedem Belang ein routiniertes Stück Arbeit. Ein großes Geheimnis kommt ans Tageslicht und nun müssen Menschen darüber abwägen, ob dieses Geheimnis mehr wert ist, als das eigene Leben. Ist natürlich ein wenig salopp, aber im Kern ist es genau das. Es geht um die Pressefreiheit, die mit zu den wichtigsten Gütern einer parlamentarischen Demokratie geht und dabei erinnert der Film natürlich an große Genreklassiker wie Die Unbestechlichen (1976), dessen Gegenstück er darstellt.

Trailer zu Die Verlegerin

Natürlich stellt Die Verlegerin sozusagen auch ein Zeitgeistprodukt in Sachen Abrechnung der Trump-Administration dar, dessen Verständnis der Presse- und Meinungsstreit natürlich auch interessant ist. Insofern hat dieser Film eine erstaunliche Aktualität, was man schnell in einem gewissen Zynismus hineinlegen könnte. Doch das macht Spielberg nicht, ohnehin scheint er ein klar analytisches Werk zu inszenieren, daß ohne große Manipulation der breiten Masse auskommt. Das findet sich dann auch in dem Schauspiel wieder. So hat Spielberg hier zwei der größten Schauspieler ihrer Generation zu bieten und dennoch scheinen beide Figuren sehr zurückhaltend zu agieren. Natürlich präsentiert der Film hier auch das Privatleben dieser, was zwar stereotyp bleibt und letztlich eine weitere Manipulation darstellt. Auf der anderen Seite verschafft es dem Film eine Glaubwürdigkeit, weil die Figuren so eine Echtheit zu sich haben, was auch bei der Schwere der Geschichte guttut. Denn dadurch gerät diese nicht zu sehr in den Hintergrund und bleibt viel mehr noch der eigentliche Fokus. Die Verlegerin will als politisches Statement verstanden werden. Nicht nur auf die Zeit, in der der Film spielt, sondern auch auf die Zeit, in welcher er gedreht wird. Dabei bleibt natürlich fraglich, ob der Film nicht noch direkter hätte sein können und die gesamte Drastik der schwindenden Demokratien im westlichen Raum zum Thema der Geschichte hätte erklären können.

Doch das ist eben nicht Spielbergs Spezialgebiet. Der Macher orientiert sich stark an Politfilmern wie Oliver Stone und hat überdies filmisch aber kaum etwas zu sagen. Der heimliche Star des Films hingegen ist dann eigentlich Bob Odenkirk als Ben Bagdikian. So ist sein Schauspiel das, was den Zuschauer am ehesten trifft, weil er die wirkliche Arbeit vollbringt. Dabei wird er trotz Untersagung durch ein Gericht dazu beauftragt, Nachforschungen zum Fall anzustellen. Hier gelingt es dem Film auch eine gute Spannung aufzubauen, weil das Finden eventueller Whistleblower in den eigenen Reihen natürlich auch so einen ganz eigenen Paranoiatouch zu sich hat. Gleichsam baut der Film neben der Politgeschichte auch einen cleveren Subplot um die Frage, die titelgebende Verlegerin im Film ein. So sind die 1970er Jahre natürlich auch dafür prädestiniert, das Thema Sexismus und Emanzipation in einer Männer-Domäne zu thematisieren. Diese Wege sind dann natürlich sehr erwartbar, in der Konsequenz des Filmes aber auch gut in Szene gebracht, weil es dann nicht mehr nur um den Skandal als solchen geht, sondern auch um die Rolle, die Menschen in der Auflösung dessen spielen.

Natürlich hat die Welt sich verändert, wobei dieser Umstand sich weniger politisch niederschlägt, sondern auf medialer Ebene stattfindet. Man könnte gerade in diesen Gedanken wühlen und sich fragen, ob Spielberg einfach nur klassische Recherchearbeit darstellen wollte. Doch die Tatsache, daß der Film sich eben auch mit ganz modernen Fragen beschäftigt, lässt einen stutzig werden. Gerade die Medien werden hier doch als klar und eindeutig beschrieben. Dabei könnte man sich fragen, ob der Nutzen, den moderne Medien wie Twitter oder derlei auf die Weltpolitik haben können, wirklich so positiv ist. So gibt es ja genügend Schwurbler, die nur dadurch Aufmerksamkeit generieren. Gleichsam steckt darin, wenn dem so ist, auch etwas sehr Konservatives und fast schon blindes. Nun würde man selber vermutlich nicht sagen, daß moderne Medien eine wirkliche Bereicherung sind, gleichsam hat man aber auch gerade in der MeToo-Debatte gesehen, wie wichtig diese Anonymisierung sein kann. Dennoch ist die Informationskultur durch die Neuen Medien natürlich noch mal viel breiter geworden, was die journalistische Arbeit in jedem Fall erschwert. Worauf Spielberg gerade in diesem Belang hin möchte, ist zwar irgendwie schon etwas klarer, dennoch in jedem Fall Interpretationsfrage.

Und dabei bleibt es. Die Verlegerin ist ein Film, der Neu mit Alt vermischt und den sogenannten Spiegel vorhalten möchte. Zustände von heute mit damals zu vergleichen, ist eine grundsätzlich gute Idee. Der Film leidet jedoch an zu konventionellen Ideen und hat dem Genre großer Journalistenfilmen nichts hinzuzufügen, außer vielleicht einen stimmigen Cast. Das ist filmhistorisch nicht von Belang, dennoch kann der Film für kurze Zeit sehr gut unterhalten und ist mit einer guten Schwere versehen.

Die Verlegerin Bewertung
Bewertung des Films
610

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