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Drive-Away Dolls

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Drive-Away Dolls Kritik

Drive-Away Dolls Kritik

Drive-Away Dolls Kritik
0 Kommentare - 10.03.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Drive-Away Dolls" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Die junge Jamie (Margaret Qualley) schafft es erneut, eine Beziehung in die Brüche gehen zu lassen. Nun sucht sie einen Tapetenwechsel und möchte nach Tallahassee in Florida reisen. Begleitet wird sie dabei von der zurückhaltenden Marian (Geraldine Viswanathan), die einen Weg sucht, selbstbewusster zu werden. Auf ihrem Weg bekommen die beiden einen falschen Mietwagen zugewiesen und bald schon haben es einige Menschen auf den Kofferrauminhalt ihres Wagens abgesehen. Nun müssen sie überlegen, wie sie mit ihren seltsamen Verfolgern umgehen können.

Die Coen-Brüder sind ein Manifest des amerikanischen Films. Seit den 1980er Jahren servieren sie stetig, wenn auch mit einigem Abstand große, Genre übergreifende Filmklassiker, die immer eine ganz eigene Note haben, aber auch nicht immer zugänglich bleiben. Ob Fargo (1995), The Big Lebowski (1998), No Country for Old Men (2007) oder auch True Grit (2010). All diese Filme sind irgendwo Klassiker und lassen das Regie-Duo wirken, als wären sie inszenatorische Allrounder. Umso erstaunlicher ist es, daß das Duo zumindest auf der Leinwand im Laufe der 2020er Jahre erstmals seit Beginn ihrer Karriere getrennte Wege geht. Die Begründung dafür scheint irrelevant und als Filmfan darf man sich wohl freuen, daß ob einem Kollektiv nun zwei Individuen Filme produzieren, wodurch sich der generelle Outpot einer mathematischen Logik folgend vergrößern sollte. Eines dieser Werke ist nun Drive-Away Dolls von Ethan Coen. Nun, zunächst muss man sagen, daß das Werk nichts für all diejenigen darstellt, die schon auf humoristischem Level nichts mit Hail, Caesar! (2016) anfangen konnten. Doch als Coen-Fan wird man hier deutlich die Handschrift der Künstler erkennen können. Roadmovie, skurrile Figuren und ein MacGuffin. Ja, Drive-Away Dolls lässt durchaus das Gefühl aufkommen, daß man sich wie in einem Werk der 1990er Jahre befindet. Und dieser Anspruch wird auch ob des Period-Piece-Settings durchaus noch einmal untermauert.

Tatsächlich ist ein Wink Richtung Vergangenheit hier allerdings auch nicht einfach nur Mittel zum Zweck. Denn wenn man mal ehrlich ist, steckt auch in diesem Werk im Subtext durchaus ein liberaler Zeitgeist. Nun, man muss nicht der größte Freund von Neoliberalismus der Staaten sein. Immerhin werden so erst richtig Klassenunterschiede klargemacht und rein inhaltlich ist der Neoliberalismus mit einem pervertiertem Kapitalismus kompatibel. Man könnte auch frech sein und behaupten, daß das Politikum hier eine Sichtweise vertritt, die man sich erst erlauben muss und die so wirkt, als wäre Coen ein wenig in den 1990er Jahren hängengeblieben. Unterdessen bleibt die Relevanzfrage erhalten. Eigentlich ist es aber auch mal wieder ganz schön, eine seichte Komödie zu sehen, die sich so ein wenig den Anspruch an sich hat, kaum anspruchsvoll zu sein. Und die Ironie dessen ist, daß Drive-Away Dolls genau deshalb so gut funktioniert und auch in seinem Politikum nicht dumm ist. Denn allein schon die Tatsache, daß man hier junge, freigeistige Lesben in den Vordergrund rückt, ist ja schon ein Skandal. Gerade wenn man an die zuletzt erlassenen Gesetze der Republikaner in einigen Staaten denkt, fühlt man sich zurückgeworfen. Dadurch wirkt Coens Werk natürlich immer auch wie das Bedauern um die Vergangenheit und gleichzeitig wirft das auch die Frage auf, ob man nicht gesamtgesellschaftlich in der Vergangenheit hängt. Das heißt die 1990er Jahre werden hier vielschichtig betrachtet. Einerseits natürlich als Reminiszenz, anderseits aber auch als Kritik an der Bevölkerung und sich selber, daß man natürlich mit vielen politischen Themen kein Stück weiter kommt.

Daß Thema Homosexualität ist aber nicht das einzige, was da mitschwingt. Wenn irgendwelche Senatoren jagt auf einen Koffer machen. Dann erinnert die Prämisse vom Film nicht zuletzt auch an Pulp Fiction (1994), sondern ironisiert gleichermaßen die amerikanische Angst Konservativer vor Sexualität und vor allem auch vor der falschen Sexualität. Denn wenn man den Kofferinhalt kennenlernt, dann ist klar, worum es eigentlich geht. Und das ist dieser Tage ja durchaus eine Frage, mit der man sich unweigerlich befassen muss. Denn immerhin zeichnet Drive-Away Dolls eine Ur-Angst republikanischer Menschen. Daß das Land auch im Hinblick auf Gesetze zum Thema Abtreibung durchaus in die Steinzeit zurückkatapultiert wurde, darf dabei nicht vergessen werden. Daher ist es auch fast schon klar, daß man hier homosexuelle Frauen in den Mittelpunkt rückt, um noch einmal mehr zu provozieren. Natürlich könnte man das irgendwo infantil finden, dennoch waren die Coen-Brüder in ihrem gesamten Schaffen in Sachen Humor öfter mal infantil und spitzzüngig. Mitunter fühl an sich beim Schauen dann auch noch ein wenig an einen Wes Anderson-Film erinnert. Getragen wird das vor allem durch die faszinierende Leistung von Margaret Qualley. Diese spielt hier nämlich nicht einmal unbedingt eine sehr sympathische Figur. Aber einen Freigeist, der sich sehr wenig von irgendwem erzählen lässt und dabei ganz zufällig auch nicht komplett verblödet scheint. Angenehm dieser Tage, daß muss man schon sagen.

Drive-Away Dolls lässt ansonsten auch recht wenig anbrennen. Schnörkelloser Nonsens, gepaart mit provokanter Haltung gegenüber republikanischer Ideologien. Es ist nie bitter, es ist auch nie hoffnungslos. Und vielleicht ist das die ehrlichste Form von Film, die man in Komödien erwarten kann. Denn eigentlich sind die angesprochenen Themen hier unglaublicher Zündstoff, doch Coen lässt sich nie auf eine weitreichende Debatte ein oder sieht das als etwas, was man sanft besprechen müsste. Und dadurch gewinnt der Film an Leichtigkeit und die Themen eben auch. Das erlebt man nur noch selten in Komödien, wie etwa von Taika Waititi oder generell. Alles hat den Anspruch Kunst zu sein und ist eben dabei unglaublich verblödet. Nicht so dieser Film.

Absurd, provokant und recht rasant ist Drive-Away Dolls ein Ausflug in das queere Amerika der 1990er Jahre. Die Zeit ist stehengeblieben, finden die Macher und damit haben sie recht. Dennoch verliert man hier nie den Optimismus vergangener Tage und kann mit einer phantastischen Hauptdarstellerin Qualley aufwarten. Es macht Spaß und ist leichtfüßig.

Drive-Away Dolls Bewertung
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