Bewertung: 3.5 / 5
Endlich auch gesehen, DEN Film 2021, den man gefälligst im Kino gesehen haben sollte!
Dune ist atemberaubend schön, er ist sensationell gespielt und entgegen landläufiger Meinung funktioniert der Film in meinen Augen auch als eigenständiger und kompletter Film. Mehr muss man eigentlich nicht wissen und daher hier in verkürzter Manier die unbedingte Empfehlung, den Film zu schauen, und das möglichst in groß.
Trailer zu Dune
Im Folgenden für die, die etwas mehr hören und lesen wollen, völlig spoilerfrei, die ausführlichere Kritik:
Villeneuve verfilmt fast sklavisch quasi die erste Hälfte des Buches und geht sehr detailliert an die Sache ran. Er nimmt sich ausführlich Zeit, die Konstellation dem unbedarften Zuschauer auszubreiten und erklärt bis ins kleinste Detail, wer wo was und wie ins Getriebe gehört. Dabei hat er die Unterstützung eines All-Star Castes, der sich völlig in den Dienst der Handlung einfügt, und wo es keinerlei Ausfälle gibt. Der Film selbst ist extrem erhaben inszeniert, und hat mit Hans Zimmer zudem eine lebende Legende als Komponisten an der Hand. Außerdem endet der Film an einem Punkt, wo man ganz klar auch sagen könnte, wenn der Film keine Fortsetzung bekommen hätte, hätte es als perfekter Endpunkt durchgehen könne, da es auch als ein Wendepunkt im Leben des Protagonisten angesehen werden kann, und sein Abenteuer geht jetzt erst los, er ist erwacht.
Also wenn das alles so super ist, warum dann nur eine Wertung, die gerade ein bißchen über Mittelmass wirkt?
Zum einen ist 7 Punkte eine gute Wertung, und zum anderen begeht der Film aber auch Fehler, die sehr viele Buchverfilmungen an den Tag legen. Er ist mitunter so darauf bedacht, die Handlung und Hintergründe so minutiös wie möglich nachzuzeichnen und jegliche Information dem Zuschauer an die Hand zu geben, dass es durchaus anstrengend werden kann. Dabei versucht Villeneuve weitestgehend, den Erklärbär außen vor zu lassen und es durch die Handlung zu erzählen, dass er sich teilweise in Nebenkriegsschauplätzen verhaspelt, die dem Film per se nicht wirklich gut tun. Nur ein Beispiel: Pauls Mutter ist nicht angeheiratet sondern lediglich eine Konkubine. Anstatt dies zu kommunizieren, wird es so langsam aufgebaut und recht spät ausgesprochen. Bis dahin wird man mit diesem "Rätsel" alleine gelassen und wundert sich, worum es da genau geht. Das ist in keinster Weise wirklich förderlich für den Filmgenuss per se oder trägt groß zur Handlung bei, sondern gehört eigentlich zur Prämisse Grundgerüst und kann in der Exposition auch einfach in einem Satz schon abgehandelt werden. Aber Dune als Film nimmt sich selbst sehr schwer und alles muss bedeutungsschwanger teilweise auch über die Massen zelebriert werden. Das ist teilweise eine recht dröge und zähe - obwohl auch viel gesprochen wird - schweigende Masse, die einen fast erschlägt.
Und bei Erschlagen sind wir auch bei der zweiten großen Schwäche des Films: Die Musik. Wie schon gesagt Hans Zimmer ist zu recht eine lebende Legende. Aber Dune gehört nicht unbedingt zu seinen besten Werken. Hier und da ist er durchaus sehr gut und seine Musik ist erhaben und Majestätisch, aber in gewissen Situationen gelingt es ihm nicht, etwas aufpeitschendes und spannendes oder gar verzweifeltes zu generieren, die den gewaltigen Bildern auf der Leinwand entsprächen. So fällt besonders bei der spektakulären Überfallsequenz, die die Handlung zur Eskalation bringt, die Musik vor allem durch ihre langweilige Monotonie auf, was so gar nicht zum Gesehenen passen will. Und diese Szene geht wirklich lang und sie verdient im gesamtkontext des Films auf alle Fälle was Besseres.
Ein anderer Kritikpunkt ist, dass der Film recht nüchtern eine Optik an den tag legt, welche einerseits extrem erhaben ist, aber andererseits auch sehr steril und klinikhaft rüberkommt, das ist teilweise optisch ein bißchen Blade Runner, dann dieser Außerirdischen Film von Villeneuve mit Amy Adams, und teilweise kommen auch Erinnerungen an Snyders BvS hoch. Da ist eigentlich kaum etwas abgedreht, funky oder sonstwas bisher. ja, die Handlung gibt es noch nicht 100% her, aber so wie der Film aussieht, könnte er auch eine Produktion von Apple sein.
Alles in allem sind das aber recht kleine Kritikpunkte an einem ansonsten sehr souverän umgesetzten Film, der ganz klar erstmal nur Worldbuilding betreibt, indem er eine bestehende Welt des Protagonisten genüßlich abreisst. Insofern kann er wie gesagt, durchaus für sich selbst stehen und benötigt auch nich zwingend eine Fortsetzung. Aber es ist jetzt schon davon auszugehen, dass dadurch dass der erste Film so viel Vorarbeit geleistet hat, Teil 2 der bessere Film werden kann. Und hoffen wir mal darauf, dass Herr Zimmer da zu voller Stärke zurück findet.
Wenn ich meine persönlichen Punkte mal hinten anstehen lasse, dürften sicherlich mindestens 8 Punkte zu Buche stehen.
Aber wie gesagt, ich persönlich finde, dass Villeneuve sich zu sehr darauf versteift, ALLES irgendwie zu zeigen, und dabei auch noch verzweifelt versucht, nicht zu viel verbal zu erklären, wodurch er den Film sperriger macht als er sein müsste, und die Musik ist nicht durchgängig erstklassig.
7 sehr gute Punkte