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Eraserhead

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Eraserhead Kritik

Eraserhead Kritik

Eraserhead Kritik
0 Kommentare - 26.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Eraserhead" ist.

Bewertung: 4 / 5

Der Drucker Henry Spencer (Jack Nance) erfährt, daß seine Freundin Mary (Charlotte Stewart) nach extrem kurzer Schwangerschaft ein Kind zur Welt gebracht hat. Das Kind ist durch die Schwangerschaft entstellt und missgebildet. Doch die beiden jungen Eltern nehmen es auf sich, das Kind großzuziehen. Allerdings ist Mary dem Druck nicht gewachsen und lässt Henry mit dem Kind allein. Dieser ist zunehmend mit der Situation überfordert und die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verschwimmen für Henry.

Hoch komplexe Stoffe im Film werden immer wieder aufgrund dessen auch hochgehalten. Dabei wirft das die Frage auf, welchen Kern dein Film hat. Ist es Unterhaltung? Soll es nur Kunst sein? Nun, in Zeiten des modernen Universalismus, kann man ja – ironischerweise wie bei Kritiken – nur noch davon sprechen, ob etwas gut oder schlecht ist. Eraserhead ist so ein Film, der die Antwort durch den Rezipienten in modernen Tagen legitimiert. Dabei wirft der Film die Frage auf, ob es sich lohnt, die gesamte Zeit dabei zu sein. Etwas selbstgefällig wirkt er ja schon und in Anbetracht dessen ist dies mit den Jordan Peeles und Ari Asters unserer Zeit zu vergleichen. Retten kann sich Eraserhead hier nämlich nicht über die Behauptung, daß die Kunst für sich genommen nur einfach nicht verstanden wurde, wenn man sie als schlecht empfindet. Die Frage zum Beispiel, ob Henrys Phantasien eben nur Phantasien oder doch die Realität sind, sorgt für einige Probleme. Zum einen wäre da die Deutung des Geschehens durch den Zuschauer. Wird er nun entlarvt? Zum anderen kann man dem Film damit aber auch wieder fehlenden Mut attestieren. Denn immerhin, legt er sich ja auch gar nicht auf irgendwas fest und konterkariert damit fast das eigene Geschehen. Komplexität darf ja sein. Aber sie darf nicht über Inhalten stehen.

Überdies kann Eraserhead aber sehr wohl als Kunstwerk herhalten. Die Assoziation, die der Film durch einige Momente weckt, erinnern an Franz Kafka und kombiniert mit Motiven des Body-Horrors. Mitunter ist der Film aber kaum zu klassifizieren, weil Nuancen aus Science-Fiction, Drama, aber auch komödiantische Elemente sich hier die Klinke in die Hand geben. Unterdessen spielt ein ausgeprägter Sexualtrieb eine Rolle. Das wiederum könnte eine Kritik an amerikanischer Prüderie darstellen, aber auch entnommen von Polanskis Rosemaries Baby (1968) sein. Hier fungiert das Neugeborene zwar nicht als Teufel. Allerdings als Fremdkörper, der den umtriebigen, sexuelle lästernden zur Reaktion und eventuell zur Wandlung zwingt. Ganz klart will Lynch, das in Eraserhead nichts offenkundig wird. Und dennoch sucht er sich – anhand der Kostüme ist das zu deuten – eine Epoche, die so klar anhand vorgehaltener Werte zu deuten ist. Hier arbeitet ein vielleicht zu sexuell fokussierter Filmemacher auch die Angst vor der Familiengründung ab. Ödipale Traumata und Wünsche werden weiter gedeutete. Ob sie nun stimmen oder nicht, sei mal dahingestellt. Wenn das Baby Henrys Platz in der Welt einnimmt, dann ist das nicht etwa reine Verdrängung, sondern auch als Erhalt des geordneten Ganzes zu verstehen. Unklar bleibt aber hier, ob die grundsätzlich junge Vaterschaft problematischer ist, als die wohl juvenile Hoffnung darauf, weiterhin „keine Verantwortung“ übernehmen zu müssen. Und so zeigt sich, daß die Kritik in beide Richtungen geht oder gehen kann und damit auch niemals banalisiert.

Natürlich wirken die Traumsequenzen zunächst so, als sei das die artifizielle Idee eines Pseudo-Künstlers. Sie ziehen die Wurzeln der Realität. Das scheint wohl der links gerichtete Vorstoß zum späteren The Fountain (2006) zu sein. Angst vor Sexualität, auch im Hinblick auf wahr gewordene, gruselige Spermien verfolgen Henry hier. Nicht umsonst findet er sich in einem Albtraum wieder. Auch kriechende Schlangen um die Vulva unterstreichen das. Albtraumhaft kann Eraserhead dann auch nur wirken, wenn man noch der Storch-bringt-Kind-Fraktion angehört. Das wahrlich interessante an Eraserhead ist, daß er Realität mit Traum tauscht. Das heißt, der Traum wird – in negativer Auswirkung – Realität, weil man die Realität zu verdrängen versucht. Und darum ist sie für Henry auch so furchtbar. Die Sorgen werden dann zum Teil auch legitimiert, weil man hier eben auch die soziale und ökonomische Ebene betrachten muss. Sprechen wir von einer grundsätzlichen Angst vor Sexualität, dann ist dies erstmal egal. Klammert man das aber aus und fokussiert die Ökonomie, dann kann ein Kind auch die Existenzfrage stellen und den derzeitigen Status-Quo sowieso infrage stellen.

Klar steht Lynch damit in der Tradition kleinbürgerlichen Strebens und persifliert das. Davon handeln auch andere Werke und somit ist Eraserhead vielleicht wenig originell. Ob es nun eine Schwarzweiß-Koen-Ästhetik braucht, um den Schrecken alter Tage hervorzurufen, sei mal dahingestellt. Tatsächlich nutzt Lynch das aber, um die soziale Situation und Schicht, die Angst und die Erinnerung zu betonen. Gleichsam ist auch die dunkle Welt des gewohnten Lebens, die hoffnungslose Zukunft damit zur Genüge repräsentiert. Angst, Hoffnungslosigkeit, Ekel, fehlende Reife und vieles mehr unterstützen diese These und zementieren es letzten Endes. Die Welt der Industrie im Nacken, verheißt zwar eine gewisse Solidarität, aber auch eine Hoffnungslosigkeit in Anbetracht der Ressourcen, die man aufbringen muss, um das zu leisten, was man erreichen möchte und im Hinblick auf die Nachkommen wohl auch muss.

Die Flucht aus dem Alltag hin in einen surrealen beschreibt Eraserhead. Er arbeitet sich an sozialen Rollen gekonnt, wenn auch artifiziell ab. Dabei stellt er die Gewöhnlichkeit im Wunder heraus und negiert dies, indem er es zum peinlichen Albtraum macht. Nicht alles wird ergründet, doch metaphorisch funktioniert das sehr gut. Und manchmal darf es auch gerne unbeantwortet bleiben.

Eraserhead Bewertung
Bewertung des Films
810

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