Wow, endlich mal wieder ne Vorpremiere am Mittwoch mitgenommen. Oft passte es mit der Arbeit nicht so, oder es kamen - danke Pandemie - halt einfach nicht allzu viele Filme raus, für die ich dieses "Tag 1 Bedürfnis" verspürt habe. Mit Eternals war es allerdings so, dass mich nicht nur die Trailer voll abgeholt haben - auch dieser "Reiz des Neuen" war einfach da. Wohin würde das MCU gehen, welche Figuren würden uns auf dem Weg in diese neue Ära begleiten. Und wo Black Widow versagte und Shang Chi glorreich siegte - wo würden sich diese Eternals einordnen, wenn es darum geht, das MCU in eine glorreiche Zukunft zu führen?
Trailer zu Eternals
Inhalt:
Vor 7000 Jahren wurden 10 unsterbliche Wesen auf die Erde gesandt, die Eternals - ihr einziger Zweck bestand darin, die Bedrohung durch die Deviants unter Kontrolle zu halten, die auf die Erde kamen, um sich an allem intelligenten Leben zu laben. Doch Eingriffe in die menschliche Entwicklung waren diesen Beschützern verboten. Sie sollten auf den Plan ihres Schöpfers, des Celestials Arishem, vertrauen und nach dem Ende ihrer Mission auf weitere Anweisungen warten. Vor 500 Jahren erfüllten sie ihre Mission und begannen unter den Menschen zu leben, zerstreut, jeder mit seiner eigenen Idee davon, wie ein unsterbliches Leben zu füllen wäre. Doch als die Bedrohung durch die Deviants zurückkehrt, werden sie an ihr altes Leben, ihre Pflicht und ihre Zeit als Helden erinnert und müssen sich dem Kampf erneut stellen...
Kritik:
Marvels Eternals ist anders. In vielerlei Hinsicht weicht der Film von etablierten Konzepten ab, die im MCU bislang zu finden waren. Sicher, die Bedrohung aus den Tiefen des Alls gab es in Form von Thanos bereits, aber nicht auf einem derart kosmischen Level, wie Eternals sie nun präsentiert. Die Eternals selbst sind teil einer Gruppe von unsterblichen Superwesen, geschaffen mit dem Zweck, die Deviants unter Kontrolle zu halten, von noch mächtigeren kosmischen Wesen, den Celestials, deren Aufgabe es ist, Galaxien zu schaffen, um das Leben im Universum zu verbreiten.
Auf welcher unfassbaren Skala man sich hier bewegt, wird im Laufe des Films mehr und mehr bewusst und damit sind auch die teils überzogenen Fan-Reaktionen über den "epischsten Film des MCU bisher" verständlich. Denn wo sich die Guardians zwar mit Kurt Russels Ego, einem lebenden Planeten, herumschlagen mussten - eröffnen die Eternals nun das Bewusstsein dafür, dass Wesen auf der Skala dieses lebenden Planeten im ganzen Universum verstreut leben und die Geschicke intelligenten Lebens mit beeinflussen.
Hindert das nun daran, in diesem Film irgendwas anderes zu finden, als indifferente Kräfte kosmischen Ausmaßes, die sowieso ihr eigenes Ding machen? Nein! Und hier kommen die Eternals selbst ins Spiel. Denn der diversitäre Cast harmoniert nicht nur hervorragend miteinander, er bekommt auch gleichermaßen Zeit sich zu entfalten. Jeder einzelne der Eternals hat eine eigene Agenda, eigene Probleme und Wünsche, die letztliche alle mit dem Umstand korrelieren, das sie seit 7000 Jahren die Menschheit begleiten und sich trotzdem nicht einmischen dürfen.
Und während manche von ihnen, wie Sersi (Gemma Chan) beginnnen unter den Menschen zu leben, sich zu verlieben und viele erfüllte Leben zu verbringen, ist es Druig (Barry Keoghan) zu viel mit dem Heraushalten und er baut seine eigene kleine Gesellschaft auf, voll mit Menschen die unter seinem direkten Schutz stehen. Oder Thena (Angelina Jolie), die mächtige Kriegerin, die am Rande des Kollapses steht, weil die Erinnerungen aus Aonen des Lebens, in ihrem Gehirn Psychosen verursachen und sich deshalb gemeinsam mit Gilgamesh (Don Lee) vor langer Zeit von allem zurückgezogen hat. Sprite (Lia McHugh) kämpft indessen mit dem Umstand auf ewig in einem kindlichen Körper gefangen zu sein. Jeder einzelne hat seine Probleme, seine Agenda, im Umgang mit der Unendlichkeit - was sie zu spannenden und auch nachvollziehbaren Figuren werden lässt.
Dieser Aspekt wird in vielen Zuschauern sicherlich unterschiedliche Assoziatiuonen auslösen - manche werden es kitschig finden, romantisierend oder gar mit einer Art "unsterblichem High-School Drama" vergleichen. Und alle diese Punkte sind zu einem Grad auch valide. Der Film beschäftigt sich auf eine sehr emotionale Weise mit Konzepten wie Unsterblichkeit und dem Willen und der Verpflichtung mit diesem Wissen entweder einem großen Plan zu vertrauen, der einem unbekannt ist - oder sich klar auf die Seite der Menschen zu stellen und als deren Beschützer zu fungieren. Und hier liegt auch die Krux von Eternals, der Aspekt der viele Zuschauer spalten wird.
Anders als die meisten anderen MCU-Filme hat der Film in seiner Geschichte zwar Gut und Böse und auch die teils actionreichen Kämpfe, die damit einhergehen, aber er beschäftigt sich eben vor allem mit seinen Figuren. Ist dabei über die 156 Minuten Laufzeit für mich persönlich auch nie langweilig geworden, wird aber manchen eben grade aufgrund seines Fokus auf die Leben dieser Unsterblichen als langatmig erscheinen. Für mich war es interessant zu sehen, wie sich die Figuren nach und nach in der Geschichte, der Mythologie und den Sagen der Menschen einsiedeln - wie ihre Kräfte und Fähigkeiten ihnen einen Status von Legenden einbrachten. Wie sie sich aber auch immer wieder aus den Konflikten herauszogen und in der Geschichte stets nur als mythische Wesen einen Fußabdruck hinterließen. Helden und Monster - in einer Welt in der sie wirklich lebten, unter uns - das sind Konzepte die mich persönlich sehr abholen.
Und sie geben der Welt, der etablierten Lore hier, eine Tiefe, die so viel mehr vermuten lässt. Das MCU wird durch diesen Film so viel größer, so viel älter. Sicher, Thor ist viele hundert Jahre alt - aber wenn hier scherzhaft und in guter Erinnerung von Odin und dessen kleinem Sohn Thor gesprochen wird, der ja heute ein großer Avenger ist, dann lässt das wissend schmunzeln, weil dieses Universum grade gewachsen ist.
Das wird vielen Fans sehr gefallen, denn es ist unglaublich toll bebildert von Chloé Zhao und untermalt von einem sphärischen, sehr andersartigen, Score von Ramin Djawadi, der viele Motive aus vielen verschiedenen Kulturen einfließen lässt. Diversität scheint hier ein großer Antrieb gewesen zu sein und es macht Sinn - bei einer Geschichtel, die die Menschen seit 7000 Jahren begleitet, bei einer Geschichte die sich immer wieder mit den Konflikten und Meilensteinen in der Entwicklung auseinandersetzt, die überall auf der Erde passiert sind - einen Score zu schaffen, der genau das widerspiegelt.
Fazit:
Ist Eternals nun das "Next Big Thing"? Vielleicht, vielleicht nicht. Es kommt stark auf den subjektiven Blickwinkel an, den jeder mitbringt. Für mich war er eine tolle Erfahrung und eine gelungene Abwechslung von all den MCU-Filmen, die sklavisch einer formelhaften Erzählstruktur folgen - jedoch ohne sich vollends davon zu lösen. Denn natürlich gibt es am Ende ein großes Böses zu besiegen, einen effektvollen Endkampf - aber der Fokus der Geschichte lag hier so viel mehr auf den Figuren, was sie ticken lässt und wie sie an den Punkt kamen, an dem sie zum Ende des Films dann sind. Und grade das macht den Film neben den tollen Darstellern, den beeindruckenden Bildern und dem wundervollen Score aus: Das Gefühl den Figuren hier näher gekommen zu sein - sie "relaten" zu können.
Und darin lag für mich immer der Reiz in den Comics von Marvel - dass Figuren geschaffen wurden, die zwar Immenses leisten können - die aber immer auch ein Spiegel dessen sind, was jeder von uns in seinem Alltag stemmen muss. Der chronisch Geldlose Peter Parker, Tony Stark mit seinem Genie aber den steten Dämonen wie Alkohol und Paranoia, Bruce Banner mit der Kraft Berge zu versetzen aber der steten Angst vor dem Kontrollverlust - die Helden sind nicht fehlerfrei - sie haben alle ihre Probleme. Und das hat Eternals begriffen und damit eine Verbindung für mich geschaffen, die die Geschichte auf mich sehr einzigartig und besonders wirken lässt.
Am Ende bleibt es vor allem ein Film für Fans, die einen Grund suchen, warum das MCU weitergehen kann und sollte. Nachdem Shang Chi neue Horizonte eröffnete tun die Eternals das gleiche und erweitern dieses Universum auf einer völlig neuen Skala, die auf große Dinge hoffen lässt, die da kommen mögen. Das Feld ist bereitet - jetzt bleibt abzuwarten wie es gefüllt wird.
Ich verzichte an dieser Stelle auf eine Punktwertung und werde die Review Wertungsfrei stehen lassen - sage aber für all die, die gerne eine Punktewertung wollen, um den Film für sich einzuordnen oder zu diskutieren: Von mir gäbe es ganz subjektiv eine 8/10, während Shang Chi eine 9/10 wäre und Black Widow mit Wohlwollen eine 5/10