Chloé Zhao‘s vierter Film, nach den hochgelobten The Rider und Nomadland (zu meiner Schande noch nicht gesehen), ist ein echtes Schnarch-Fest. Hier kollidieren die Themen und der Stil einer Arthouse-Regisseurin heftig (und auf klarem Verlustposten) mit der generischen Superhelden-Story, und am Ende verliert das Publikum. Ich halte ja überhaupt nichts von so subjektivistischen Aussagen wie „der Film ist halt einfach langweilig“, aber Chloé Zhao’s Marvel´s Eternals ist fucking boring. So, bissl Englisch in den Mix und ich komme halbwegs aus der Nummer raus…
Die Handlung… Something, something, „Celestials” erschaffen Welten und intelligentes Leben, something, something, böse CGI Hunde gefährden intelligentes Leben, also Eternals to the rescue. Nachdem die Gefahr gebannt zu sein scheint, trennt man sich voneinander, und lebt diskret unter den Menschen, über die und deren Potenzial sich die Eternals aber noch sehr uneinig sind. Quasi im Jetzt angekommen, haben sich die einzelnen Mitglieder der Truppe zerstreut und gut eingelebt, doch plötzlich scheint der alte Feind wieder auferstanden zu sein. Also müssen Sersei, Sprite und Ikaris das Team wieder vereinen, aber es gibt schon früh Anzeichen, dass da noch mehr im Busch ist.
Trailer zu Eternals
Tja, eine Aussage wie „ich finde den Film langweilig“ ist natürlich als Kritik oder Empfehlung nicht besonders hilfreich, also bin ich wohl in Erklärungsnot (besser, Pflicht).
Das Problem mit Eternals ist nicht, dass ein bestimmtes Element wirklich schlecht ist. Das Problem ist eher, dass das hervorstechende Merkmal des Filmes ist, dass wirklich alles an ihm „Meh“ und unterentwickelt ist und/oder schlecht zusammenpasst. Interessante Ideen werden nicht oder unbefriedigend gelöst, Effekte sind Effekte, und die Handlung spult sich mechanisch runter wie von einem Bot geschrieben. Das wäre ja halb so wild, wenn es irgendwie über 90 Minuten unterhaltsam inszeniert wäre, aber aus irgendeinem Grunde trottet der Film pedantisch über 157 Minuten über die Leinwand. Es gibt keinen Mangel an langen, einfühlsamen Szenen, und Zhao hatte mit Sicherheit die Ambition, hier etwas intimeres zu machen, aber was auch immer sie geplant hatte, es geht in diesem drögen Kuddelmuddel einfach unter. Man kann ja über die bisherigen Marvel Filme sagen was man will, aber diese, auch die schwächsten unter ihnen, hatten immer die Trumpfkarten von gut inszenierter Action und sich selbst nicht zu ernst nehmendem Humor, was ihre große Popularität erklärt. Und die besseren unter ihnen schafften es dann noch, in dieses Konstrukt Text und Subtext einzubauen (Thor: Tag der Entscheidung, The Return of the First Avenger).
Eternals scheitert hier schon bei den Basics. Die Deviants aka böse CGI Viecher sind mit Abstand der absolute Underdog an Bösewichten im MCU, generischer geht es nicht (da müsste man schon in Richtung DC schielen, hallo Steppenwolf…). Das die Eternals wieder eigentlich irgendwelche Superhelden sind mit irgendeiner Fähigkeit, gut, geschenkt. Ausgesprochen negativ stechen allerdings die Actionszenen hervor, die gefühlt immer zu nah oder von zu weit weg inszeniert wurden, um wirklich energisch daher zu kommen. Die Effekte sind… für ein 200 Millionen $ Projekt angemessen, aber auch absolut nichts, wo man sich jetzt wünschen würde, den Film auf der größtmöglichen Leinwand sehen zu können. Und dieser Mangel an Pep wird dann eben noch, wie angesprochen, durch das schwerfällige Bindegewebe, was den Großteil des Filmes ausmacht, verstärkt. Ein wenig Charme und Witz hat man manchen Szenen gelassen, aber es fühlt sich eher wie ein Überbleibsel der alten Filme an, von denen man scheinbar weg will. Es ist das filmische Äquvalent zu allen Zutaten, die man für ein gutes Gericht braucht, aber der komplett falschen Zubereitung.
Schaut man sich die anderen Elemente an wird es nicht viel besser, hier gibt es diverse Drehbuchschwächen. Für dieses verantwortlich ist vor allem Zhao, aber auch ein Ryan Firpo sowie Kaz Firpo, die nicht besonders viele Credits haben und wohl eher Neulinge sind bzw. ihre Talente woanders haben. Es ist jetzt vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber das ganze fängt schon nicht gut an, wenn das Fundament wackelig ist, womit ich die Erklärung für die Existenz der Deviants meine (ist so ein albernes „Feuer mit Feuer“ Szenario). Ironischerweise sorgen gerade diese von mir ja schon gescholtenen Fieslinge für die beste Szene des Filmes, die einen quasi kalt erwischt und scheinbar alles auf den Kopf stellt (ja, zweite oder dritte Actionszene, im Urwald…), aber auch hier grätscht das Drehbuch ungelenk rein. Was ein komplexes Problem hätte werden können, wird zum Zwischenboss beim Endkampf degradiert. Dann ist da der Charakter der Thena, die scheinbar an einem Speicherplatzproblem leidet, aber auch hier… gelöst wird hier nichts, wenn es darauf ankommt kann sie wieder kämpfen, und der eigentlich interessante Punkt (die Problematik hatten wir bei dem ähnlich schwachen Rise of Skywalker auch schon) wird eigentlich vergessen. Und natürlich gibt es einen Twist, aber der ist eine dermaßen olle Kamelle, dass er sogar schon bei Oblivion, dem cineastischen Äquivalent einer Cover-Band, vorkam. Alles halbgar, schlecht abgeschmeckt, es will einfach nicht munden.
Hier sind einfach zu viele Charaktere, zu viele Rückblenden, zu viele Themen, als das Zhao das Kuddelmuddel wirklich befriedigend lösen könnte. Fast schon aggressiv macht es da (ab hier leichte Spoiler), dass sich die Eternals zwar im Streit über die Menschen trennen, aber diese am Ende, trotz guter Gegenargumente, dann doch retten wollen, weil… und hier fehlt dem Film einfach ein guter Punkt. Wenn man böse wäre könnte man sagen, die Eternals haben sich eben an die Menschen gewöhnt, denn diese kommen den ganzen Film auffällig wenig zu Worte. Richtig, ein Film, der über die Menschheit geht, lässt diese komplett aus dem Fokus fallen. Es menschelt zwar, aber da ist kein Humanismus. Wie der (durchaus zurecht manchmal umstrittene) Wolfgang M. Schmitt einmal gesagt hat, es geht bei diesen Filmen nur noch um „Monster und Titanen“, die Erde und Menschen sind zwar die Spielwiese, aber den emotionalen Draht hat dieser Film komplett verloren. Oder, ich formuliere einfach mal meinen eigenen Schmitt-ism: „Die nicht erklärbare Wertschätzung für die Menschen, die aber natürlich gerettet werden müssen, ist fast wie ein Spiegel des Publikums und die nicht ganz erklärbare Wertschätzung der Marvel Filme, in die sie ironischerweise trotzdem strömen.“
Was ich sagen will ist, das ist einfach nicht gut geschrieben.
Leider zieht sich dies auch bis zu den Charakteren hin. Diese sind alle irgendwie entwickelt, aber niemand erreicht echten Tiefgang oder Komplexität (vielleicht Ikaris, diskutabel). Aber wenn Sersei , wohl am ehesten der Hauptcharakter, mit dem Charisma eines nassen Wischmobs ausgestattet ist und ständig hilfesuchend in die Ferne schaut, dann haben wir ein Problem. Ansonsten bewegen wir uns leider oft auf dem Niveau „Typ aus Dr. Strange, nur mit magischen Fäusten“. Der Charakter des Druig wird dabei sogar thematisch zum Problem, da er einige Menschen ihres freien Willens beraubt hat, und der Rest der Crew… damit mehr oder weniger ok ist. Übrigens wieder ein Thema, dass dann schnell weg ist, weil Endkampf. Ansonsten wir oft und lange viel gemenschelt, viel gezweifelt, aber sogar auf dem Level einer Seifenoper schwächelt der Film, die etablierten Beziehungen sind bestenfalls schematisch und werden kaum beleuchtet. Wieder, zu viele Themen in der Suppe.
Extra ärgerlich ist dies natürlich auch, weil es Zhao tatsächlich geschafft hat, mal einen echt diversen Cast auf die Leinwand zu bringen, was bei dem Thema nur angemessen ist. Diversität sollte beflügeln, was auch durch Studien belegt wird (Firmen, die das pushen, sind ja nicht blöd), aber davon ist hier herzlich wenig zu sehen. Alle machen ihren Job, das sieht alles professionell aus, aber ohne Würze, ohne Nuancen, ohne Energie.
Spätestens beim Finale und dem großartigen Plan des „Uni-Minds“, über den der Film, soviel gebe ich ihm, dann selbst lacht, wird man dann von dem Gefühl überwältigt, eine auch Hochglanz polierte Folge der „Power Rangers“ gesehen zu haben. Weniger deppert, mit einigen ambitionierten Ideen, aber am Ende ist es ein Mess. Und in einem Jahr, wo mit dem ungleich gelungeneren Dune ein Film in die Kinos kam, der vor großen Bildern, Drama, Text und Subtext nur so brummte, ist Eternals eine wirklich lahme Ente.