Bewertung: 3 / 5
Mit dem großen Glück eine Pressevorstellung für eine nette kleine Filmcommunity auf Facebook besuchen zu dürfen kam das Privileg, Hobbs and Shaw bereits gestern sehen zu können. Trotzdem gabs eine Sperrfrist, also hab ich mich dieser mal untergeordnet (hab ich ja schließlich unterschrieben) und meine Review erst zu heute verfasst. Dementsprechend kann ich nun aber quasi zeitgleich mit dem Mutterschiff MJ meine Meinung zum Film kundtun. Ich hoffe diese zweite Meinung zum Film kann dem einen oder anderen die Entscheidung pro oder kontra Kinobesuch etwas erleichtern. Diese Review ist selbstredend spoilerfrei.
Zum Plot:
Deckard Shaw (Jason Statham) hat es nicht leicht, seine Schwester Hattie (Vanessa Kirby) ist in Gefahr, wird sie doch vom kybernetisch verbesserten Super-Ekelpaket Brixton (Idris Elba) gejagt. Außerdem muss er noch mit seinem alten Bekannten Luke Hobbs (Dwayne Johnson) zusammenarbeiten, um die Sicherheit seiner Schwester und der ganzen Welt sicherzustellen.
Trailer zu Fast & Furious - Hobbs & Shaw
Review:
Man merkt es vielleicht bereits an der Zusammenfassung des Plots - der Film ist nicht eben subtil, wenn es um die Handlung geht. Die Einführung unseres McGuffin Hattie passiert dabei recht flott, zudem gibt es auch noch Elbas Brixton bei der Arbeit zu bewundern, der sich das Shaw-Schwesterchen schnell einkassieren will. Daraufhin gibt es erstmal einen Sprung zu den beiden Protagonisten, deren Einführung durch eine hübsche Parallelmontage auch locker-flockig von Statten geht. Der Einstieg ist wirklich gelungen, hier zeigt sich dann auch, dass man mit David Leitch definitiv einen der talentierteren Action-Regisseure der letzten Jahre am Ruder hatte (Der Gute hatte schließlich unter anderem Deadpool 2 und auch Atomic Blonde zu verantworten und war dem Vernehmen nach an der Regie des ersten John Wick auch nicht unbeteiligt). Trotzdem wird schnell bewusst, dass der Film mit einem PG-Rating auskommen musste, von der Härte eines R-Ratings sind wir weit entfernt, was leider viel von der Konsequenz und Wucht aus den Actionszenen nimmt.
Soll nun nicht heißen, dass die Action nicht gut gefilmt wäre, sicherlich ist sie das trotzdem, aber zu Schießereien gehört nunmal auch ein wenig Blut und davon ist hier zumeist leider wenig bis garnichts zu sehen. Das höhere Rating hätte dem Film sicherlich gut getan und hätte auch dafür gesorgt, dass man sich nochmal klarer von der Mutterreihe Fast and Furious abhebt. Denn das tut der Film tatsächlich recht klar. Der Plot steht auf eigenen Beinen, es geht um unsere beiden Muskelmänner und deren Familien und obgleich die vergangenen paar F&F-Filme den Fokus auch eher auf "Action und ein paar Autos" und weniger auf das früher so Seriendefinierende "Action mit Autos" gelegt hatte, war es doch immer noch stilistisch recht nah am fünften Teil der Reihe. Hobbs & Shaw geht glücklicherweise an vielen Stellen eigene Wege und fühlt sich grade bei den Stunts und der Action eigenständig genug an.
Trotzdem leidet der Film ebenso unter dem "Realität aus"-Syndrom der Hauptreihe, wird hier doch fröhlich stockwerketief gefallen, die Regeln der Physik gekonnt ignoriert und mit Supersoldaten gespielt. Kann man so hinnehmen, kann man sich sicherlich auch drüber aufregen. Kommt denke ich in vielerlei Hinsicht auf den jeweiligen Zuschauer an. Wer allerdings anfangen will, den Film logisch in seine Einzelteile zu zerlegen, dürfte allerlei Ansatzpunkte finden.
Die Locations machen mit London, zwischenzeitlich der Ukraine und dann vor allem Samoa unheimlich viel Spaß und lassen jeweils ein komplett eigenes Feeling aufkommen. Der gesamte Eröffnungsakt in London ist gut strukturiert und fliegt nur so dahin, während wir den einen oder anderen gekonnten und extrem lustigen Cameo spendiert bekommen, mit dem ich so nicht gerechnet hatte. Und wenngleich der Film Luke Evans Owen Shaw auch praktisch komplett ignoriert, bekommt doch Helen Mirren nochmal die Chance als Mama Shaw ein wenig zu glänzen. Problematisch wird der Film vor allem im Mittelteil, wenn man oftmals das Gefühl bekommt, dass man auf über 120 Minuten Laufzeit kommen wollte, aber eigentlich nichts mehr zu erzählen hatte. Klar, es gibt tolle Verfolgungsjagden und Idris Elbas Super-Motorrad macht unanständig viel Spaß, wenn auch keinen SInn, aber irgendwie geht dem Film dann doch zwischenzeitlich der Dampf aus.
Musikalisch gibt es wenig zu meckern, die Tracks passen in der Regel zum Geschehen und auch Tyler Bates Score unterlegt das Geschehen gekonnt in Kombination mit Leitchs energiegeladener Inszenierung. Trotzdem wird man mitunter das Gefühl nicht los, dass man hier nen Haufen guter Zutaten hatte, ohne immer auch 100% zu wissen, wie man sie unterhaltsam vermengt. Die beiden Titelhelden käbbeln sich unheimlich schön, doch irgendwan ermüdet das Alpha-Gehabe dann doch, die Action ist gut inszeniert, aber irgendwann hat man alles mal explodieren sehen und der Plot funktioniert, aber irgendwie ist er zu 90% bei Mission: Impossible II geklaut - und der Film ist nun echt keiner, bei dem man sich den Plot abschreiben sollte, so leid es mir tut.
Fazit:
Hobbs & Shaw ist kein Fast and Furious und doch bewegt er sich teils in ähnlichen Gefilden, wie die Reihe es in den letzten Jahren tat. Die beiden Hauptakteure tragen den Film mit ihrem Charisma mühelos, während Elba leider recht platt verheizt wird und man nie ein echtes Gefühl einer Bedrohung aufkommen lässt. Zu mühelos kloppen, schießen und fahren sich die beiden durch den vergleichsweise unspannenden Plot. Am Ende ist der Film auch nicht konsequent lustig und unterhaltsam genug, um einen als Zuschauer völlig darüber hinwegsehen zu lassen, dass er gehaltloser Käse ist. Ein Film wie n Essen beim Fastfood-Restaurant des Vertrauens: macht kurzzeitig satt und schmeckt, aber nach ner halben Stunde bekommt man Hunger auf was richtiges.
Von mir gibts dementsprechend
locker-flockige 6/10 Punkte bzw. 3/5 Hüte,
allerdings mit dem expliziten Hinweis, dass man an nem bierseligen Abend mit Kumpels durchaus bereitwillig auf 8/10 hochgehen kann. Erwartungshaltung und die äußeren Umstände spielen da durchaus eine Rolle. Für mich war es klar über Durchschnitt, aber eben auch nichts außergewöhnliches.