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Freddy’s New Nightmare

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Mach´s Meta, Wes - New Nightmare

Freddy’s New Nightmare Kritik

Freddy’s New Nightmare Kritik
5 Kommentare - 27.12.2017 von ZSSnake
In dieser Userkritik verrät euch ZSSnake, wie gut "Freddy’s New Nightmare" ist.

Bewertung: 4.5 / 5

Zum zehnten Jubiläum kehrte Wes Craven ein letztes Mal zu der Reihe zurück, welche ihn für das Mainstream-Horrorkino unsterblich machte. Mit New Nightmare schuf Craven den Abschluss der "Nightmare on Elm Street"-Reihe (sieht man mal vom Crossover Freddy vs. Jason ab) und beweist sich einmal mehr als kreatives Mastermind des Horrors. "Nightmare goes Meta" ist das Motto dieses siebten Films und so bewegen wir uns auf der Grenze zwischen Realität und Fiktion...

Inhalt:
Heather Langenkamp, bekannt als Nancy Thompson aus A Nightmare on Elm Street und A Nightmare on Elm Street 3 - Dream Warriors, lebt inzwischen mit ihrem Sohn Dylan (Miko Hughes) und ihrem Ehemann Chase (David Newsom) in Los Angeles. Wes Craven, Regisseur des ersten Films, plant ein weiteres, finales, Sequel zur Reihe und Heather soll einmal mehr Nancy spielen und sich mit dem messerhandschuhbewehrten Monster Krueger herumschlagen. Doch bereits vor Drehbeginn geschehen seltsame Dinge und Heather beginnt zunehmend an ihrem Verstand zu zweifeln. Freddy Krueger war doch nur eine Filmfigur? Es gibt ihn nicht wirklich, oder doch? Das Gefüge von Realität und Fiktion beginnt zu verschwimmen, als eine junge Mutter um ihren Verstand und das Leben ihres Sohnes kämpft...

Kritik:
Die Nightmare-Reihe hatte in ihren 10 Jahren Laufzeit ihre Höhen und Tiefen, soviel steht fest. Doch nie hatte sie einen kreativen Tiefpunkt erreicht wie mit Freddy´s Dead - The Final Nightmare. New Line Cinema plante einen weiteren Film, wollte einmal noch den Altmeister zurückholen und Craven ans Ruder lassen. Und Wes Craven, welcher sich die Aufs und Abs der Reihe angesehen hatte, beschloss das Angebot anzunehmen, denn er hatte eine Idee. Er wollte über den Film hinausgehen, wollte das Franchise noch einmal revolutionär machen und völlig neue Wege beschreiten. In einem Interview auf der BluRay beschreibt er, wie er sich alle Filme erneut ansah und feststellte, dass keinerlei echte Konsistenz innerhalb der Handlung bestand und lediglich das Phänomen Freddy die Filme zusammenhielt. Und da fiel ihm ein, dass er weiter gehen könnte, als jeder vor ihm und aus der Fiktion in die Realität wandern könnte.

Das Phänomen Freddy, oder auch das Phänomen Nightmare - diese Idee trieb Craven an und sie sprudelt auch aus jedem Bild dieses Films. Nicht nur bricht er unglaublich viele Ideen und Zitate aus der Reihe und insbesondere seinem Original selbst ironisch - beispielsweise der berühmt-berüchtigte Kill an der Decke wird genial rezitiert - nein er bringt auch Gedanken und Konzepte ein, die einmal angedacht waren und verworfen wurden. So war es beim ersten Film ursprünglich geplant gewesen, ihn in Kalifornien spielen zu lassen und die Alpträume unmittelbar mit den, dort häufig auftretenden, Erdbeben in Verbindung zu bringen. Ein Konzept, welches Craven nun in seinem New Nightmare aufgreift und direkt in die Rahmenhandlung einflechtet. Heather leidet unter Alpträumen und ihr Mann beruhigt sie damit, dass es normal sei die vielen Erdbeben dort auf diese Weise mental zu verarbeiten. Und zunächst wirkt dies auch plausibel. Sicher, ist dies doch die Realität und Freddy lediglich ein Filmmonster.

Doch Freddy Krueger war längst real geworden. In der Tat war er nie realer als zum Ende der zehnjährigen, überbordenden, Popularitätswelle gewesen, welche die Filme umgab. Im Film sagt Heather an einer Stelle sinngemäß "Freddy is like Santa Claus, every Kid knows who he is" und damit trifft sie den Kerngedanken des Films auf den Kopf und spricht ihn direkt für uns Zuschauer aus. Freddy ist schon lange so real wie wir Fans ihn sein lassen. Er ist in unseren Schlafzimmern, an unseren Wänden, in den Köpfen und Herzen von Millionen und er schleicht auch durch Unmengen von sehr realen Alpträumen. Denn die Leute haben alle seine Filme gesehen, haben sich davon erschrecken und begeistern lassen und ihn mit ihrem Fan-Kult lebendig gemacht. Mit dieser Idee spielt Craven hier und treibt das Konzept immer weiter auf die Spitze, bis er Freddy, innerhalb dieser fiktionalen Realität, tatsächlich lebendig werden lässt. Aber nicht den Freddy der vergangenen fünf Filme, sondern eine urtümlichere, bösere Version. Eine Version die weit stärker in seinem eigenen Original verankert ist, bestialisch und sadistisch und nicht der ulkige Sprücheklopfer, welcher aus ihm über die Jahre wurde.

Robert Englund, der hier in einer Doppelrolle unterwegs ist, eben einmal als er selbst und einmal als dieser neue, reale Freddy, spielt die Rolle mit einer Intensität, wie man sie lange nicht mehr gesehen hatte. Die neue Maske wirkt moderner, bedrohlicher und um ein Vielfaches hochwertiger als die recht schäbige Version aus dem Vorgänger. Der Handschuh hat ein neues, organischeres Design bekommen und alles an diesem neuen Freddy wirkt realer, unmittelbarer und härter. Und tatsächlich, wenn der Film ins Finale wandert, spürt man zum ersten Mal seit dem dritten Film so etwas wie eine Bedrohung durch dieses Monster. Lange hatte der wahre Freddy geschlafen und nun durfte er noch einmal ran, auch dies wird direkt zu Beginn des Films visualisiert, als der neu geschaffene Handschuh sich von selbst bewegt, langsam zuckt und sich in dieser Reminiszenz an den Beginn des Erstlings auf seine Ursprünge besinnt. Optisch verändert, aber irgendwie doch der Alte.

Musikalisch hat J. Peter Robinson einen guten, stellenweise fast klassischen Filmscore geschaffen, der nicht nur Themen und Motive der Reihe aufgreift, sondern sich auch an einigen Stellen darüber hinausbewegt. Stets treffend, das Bild stützend und stellenweise auch noch einmal elevierend ist dies vielleicht der stärkste Score seit Badalamentis damaligem zu Dream Warriors, bezeichnenderweisde dem letzten Film der Reihe, an dem Craven mitarbeitete. Ansonsten trägt der Film natürlich audiovisuell durch und durch die Handschrift des Meisters. Obgleich der eine oder andere visuelle Effekt heute nicht mehr ganz überzeugend daherkommt, insbesondere in einigen der Momente, in denen frühe CGI-Effekte zum Einsatz kommen. Doch das tut dem Gesamteindruck kaum einen Abbruch und grade Cravens brilliante Regie hält den Film überwiegend perfekt in der Bahn. Eine, inzwischen doch recht bekannt gewordene, Szene zeigt Englund in Kostüm und Make-Up in einem TV-Studio vor einer begeisterten Menge, die ihn mit "Freddy, Freddy"-Rufen anfeuert. Realer war Freddy nie und solche Momente machen klar, wohin Craven mit seiner Idee des New Nightmare eben wollte. Raus aus der Leinwand und hinein in die Wohnzimmer - und zwar buchstäblich.

Und genau dort liegt noch einer der Gedanken, die es in die Metaebene des Films geschafft haben, beschäftigt sich der Film doch auch und nicht zuletzt mit der Zensurdebatte bezüglich Horrorfilmen, die in den 90ern aufkam, bis heute aktuell bleibt und die vor allem die Frage aufwarf, ob Horror die Psyche eines Kindes schädigen kann und seine Entwicklung möglicherweise beeinträchtigt. Dylan spiegelt eben genau diese Kinder und sein eigener Handlungsbogen ist zentriert darum. Immer wieder wird die Frage gestellt und von verschiedenen Instanzen durchleuchtet, ob die Auftritte von Mutter Heather in der bekannten Horrorreihe nicht einen negativen Einfluss auf die Psyche des Jungen haben. Mit kritischem Blick fragen die Menschen dann, ob er wohl diese Horrorfilme gesehen habe, in denen die Mutter mitgespielt hatte. Grade dieser Subplot verschafft dem Film noch einmal mehr Tiefe.

Trotzdem kann sich der Plot einiger, kleinerer, Längen nicht erwehren. Grade im Mittelteil gibt es dann doch die eine oder andere Szene, bei der man eventuell den Fanserviceetwas über die Handlungsrelevanz gestellt hat und die man entsprechend hätte kürzen können. Das tut der Spannung aber keinen Abbruch, denn grade die Beschäftigung mit dem Phänomen Freddy innerhalb der Handlung macht unheimlich Spaß, insbesondere im Anschluss an eine Komplettsichtung der bisherigen Reihe.

Fazit:
Wes Craven´s New Nightmare ist ein Stück cleverer Meta-Horror, welches sich bereits wie eine ausgesprochen gekonnte Fingerübung zum, zwei Jahre später erschienenen, Scream anließ. Man könnte zweifellos stundenlang über den Film sprechen, etliche seiner Szenen analysieren und fast jedes Element auf die Reihe zurückspiegeln und ihn nach und nach auf seine Bestandteile herunterbrechen. New Nightmare gibt ungemein viel her, ist mutig genug, den Zuschauern diese fiktionale Realität zuzumuten und dabei die Elemente des Kults um Freddy und die Nightmare-Reihe kritisch zu durchleuchten und zu hinterfragen. Durch den Ausbruch aus der Reihe selbst steht New Nightmare dabei zweifellos außerhalb der Kontinuität der vorherigen Teile und muss entsprechend für sich selbst gewertet werden. Und als Film über das Franchise und dessen Vermächtnis macht er eine ungemein gute Figur. Nightmare war lange nicht mehr so stark gewesen und auch heute, 23 Jahre später, hat der Film nichts von seiner Brillianz eingebüßt.

So vergebe ich, trotz kleinerer Längen, trotzdem wohl verdiente


9/10 Punkten bzw. 4,5/5 brandneuen Schlapphüten


und die Empfehlung diesen Film für sich zu werten und ihn außerhalb der Reihe zu begreifen, da er genau dort hingehört und stehen muss.

Freddy’s New Nightmare Bewertung
Bewertung des Films
910

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5 Kommentare
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Silencio : : Moviejones-Fan
30.12.2017 14:02 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

"Scream 3" hatte wohl extreme Probleme. Unter anderem musste der Film auf Kevin Williamson, den Autor der ersten beiden verzichten, den er gegen Ehren Kruger (der Nachname war leider kein gutes Omen für Craven) eingetauscht hat, der viel Quark schreibt.

Bei Carpenter mag ich tatsächlich sogar "Ghosts of Mars", weil er eben sein "Western, aber..."-Ding fortsetzt, Ice Cube als Snake Plissken, Jason Statham bevor ein Actionstar war und einen wahnsinnigen Soundtrack hat. Kein objektiv guter Film (Flashbacks in Flashbacks sind kein gutes Zeichen), aber genug für Carpenter-Fans (und so einer bin ich, der ist mein Lieblingsregisseur) um keine Zeitverschwendung zu sein. Als Totalsausfall werte ich eigentlich nur "The Ward", der relativ uninspiriert Geisterfilmklischees abspult, ohne was neues zu liefern. Aber selbst der hat seine "Das Ding aus einer anderen Welt" Kamerafahrten...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
30.12.2017 13:49 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio:

Sieht man auch gut an den Interviews, die er immer wieder für Bonusmaterial seiner Filme gibt. Der Mann ist klug, zweifellos und er weiß auch genau was er will und warum er Dinge macht. Ich weiß zwar nicht, was er sich bei Scream 3 dachte, oder auch beim unfassbar einfallslos-dummen My Soul to Take, aber wenn er gut ist, ist er meist brilliant.

Carpenter. Ja, sieht man mal vom zweifelhaften Ghosts of Mars ab, hat er immer mindestens gute Filme abgeliefert, viel häufiger allerdings noch geniale.

"You will give the people of Earth an ideal to strive towards. They will race behind you, they will stumble, they will fall. But in time, they will join you in the sun, Kal. In time, you will help them accomplish wonders." (Jor El, Man of Steel)
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Silencio : : Moviejones-Fan
30.12.2017 13:34 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Da stimme ich auch vollkommen zu. Eine Trefferquote wie der Carpenter, der in seiner Filmographie vielleicht einen Totalausfall und sonst gut bis Meisterwerk hat, hat der Craven nicht. Aber man kann ihm eben auch die Intelligenz nicht absprechen. Ein komplizierter Filmemacher, wenn man so will.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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ZSSnake : : Expendable
30.12.2017 13:00 Uhr
0
Dabei seit: 17.03.10 | Posts: 8.948 | Reviews: 184 | Hüte: 616

@ Silencio:

Ich danke fürs Lob und ja. Wenn Craven trifft, dann richtig. Wenn er danebenlangt...wie z.B. mit Scream 3, dann merkt man das allerdings leider auch mehr als deutlich. Weshalb ich Craven immer mochte, aber er nie zu meinen absoluten Lieblingen im Genre zählte, eben wegen genannter Ausfälle.

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Silencio : : Moviejones-Fan
30.12.2017 12:25 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Da kann ich das "Stirb Langsam"-Lob direkt zurückgeben. Ich mag "New Nightmare" als Vorläufer der Meta-Horrorwelle der späten 90er sehr gerne, gerade weil er die eigene Reihe kommentiert und sich auch kritisch äußern darf. Man merkt, dass Craven Freddy einerseits wie sein Baby liebt, aber dem Hype um die Figur doch durchaus kritisch gegenüber eingestellt ist. Der Mann hat zwar einige Ausfälle in der Filmographie, aber wenn er trifft, dann mit Karacho.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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