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Frühstück bei Tiffany

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Frühstück bei Tiffany Kritik

Frühstück bei Tiffany Kritik

Frühstück bei Tiffany Kritik
0 Kommentare - 01.12.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Frühstück bei Tiffany" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Die scheinbar reiche Holly Holightley (Audrey Hepburn) führt ein Leben voller Exzesse und Partys. Doch es scheint sie nicht zu erfüllen und so sucht sie nach dem perfekten Gegenstück. Der Schriftsteller Paul Varjak (George Peppard) ist ihr Nachbar und irgendwie scheint Holly ein Auge auf ihn geworfen zu haben. Dennoch erteilt sie ihm eine Abfuhr und verlobt sich mit dem Großgrundbesitzer José da Silva Pereira (José Luis de Villalonga).

Einem gängigen Antiintellektualismus modernerer Tage folgend, zumindest eher auffallend, weil es mehr Möglichkeiten gibt, die eigene Meinung in die Welt zu tragen, ist alles, was nicht der eigenen Ideologie entspricht, zu canceln. Machtvoll ist das und ja, diese vermeintlich linke Bewegung hat durchaus gute Gründe, um wütend zu sein. Denn tatsächlich ist der Umgang mit Minderheiten, oder vermeintlichen Minderheiten in der Geschichte und damit auch in der Filmgeschichte nicht zu rechtfertigen und nicht zu legitimieren. Aus heutiger Sicht. Und dennoch ist genau das etwas, worüber es sich zu reden lohnt, denn betrachtet man jedes Werk nur noch mit dem Künstler, der dahinter steht und nur noch aus einer modernen Perspektive, dann bedeutete das gleichsam auch, daß Kunst keinerlei Bedeutung mehr hätte, weil sie nicht provokant ist. Die Rufe derer, die behaupten, Kunst müsse endlich mal angepasst werden und die eigene woke, Lebensrealität widerspiegeln, werden immer lauter. Und grundsätzlich haben sie recht und grundsätzlich würde ich mich auch für diversere Filme, vor und hinter der Kamera aussprechen. Doch nicht so, nicht auf die Weise, daß man mit Quotenpolitik und Geschichtsrevision etwa den Rassismus amerikanischer Soldaten im Zweiten Weltkrieg negiert, weil das ja woke wäre, wenn alle auf einmal Freunde sind. Auch das kann man ausdiskutieren, weil der schmale Grat zwischen Realität und Film ja besonders im historischen Bereich gerne verschwimmt. Doch wir müssen zurück zu diesem Film namens Frühstück bei Tiffany.

Dieser hat in gewissen Kreisen ja einen durchaus guten Ruf, porträtiert er doch den Feminismus in der Form, wie er in den 1960er Jahren zu verstehen ist. Eine Frau, die sich durchsetzt, verkörpert von einer Frau, die vielleicht durch ihre schmalen Hüften nicht gänzlich dem heutigen, wie damaligen Schönheitsideal entsprach und entspricht. Doch, wer bin ich, daß zu begreifen? Ich schätze nur, daß Audrey Hepburn nicht unbedingt die Sexbombe war, die man vielleicht von anderen erwartet hatte. Unterdessen muss man sagen, daß sich Regisseur Blake Edwards Jahre später auch schämte, den von Mickey Rooney verkörperten Nachbarn angemalt und als rassistische Karikatur durchs Bild laufen zu lassen. Wie gesagt, auch das war damals schon rassistisch, doch im Kontext der eigenen Zeit vielleicht einfach machbarer. Mehr gibt es dazu eigentlich auch nicht sagen. Unterdessen muss man sagen, daß Frühstück bei Tiffany auch ein Film ist, der für seine Zeit eben sehr entschleunigt vonstattengeht. Im Prinzip geht es nicht um viel mehr, als um eine Beziehung zwischen einer Prostituierten und einem Autor. Nun muss man sagen, daß das zumindest auf der rein inhaltlichen Ebene schon etwas bedeutet. Davon abgesehen etabliert sich da vor allem nicht wirklich eine Spannung, weil ja jedem absolut klar sein dürfte, wie die Geschichte ausgehen wird. Das ist ja nicht Before Midnight (2013). Und so kann mitunter schon das Problem in Erscheinung treten, daß man sich durchaus langweilt.

Dennoch sind die Spitzen, die hier gewagt werden, auch interessant. Fast subversiv erzählt Regisseur Blake Edwards eine Romanze, zwischen einem Autor und einer Prostituierten. Nun mag das im Roman von Truman Capote deutlicher werden, als im Film, aber für die damalige Zeit, eigentlich auch noch für die heutige Zeit, ist das sehr beachtlich und als Provokation unter dem Deckmantel einer Komödie sicherlich Zündstoff für diejenigen, die unter anderem in den Staaten gerade die Emanzipation in die Steinzeit befördern und die sexuelle Selbstbestimmung als Teufelswerk verkaufen. In der jüngeren Vergangenheit war es mit Pretty Woman (1990) ja kein bisschen anders. Und damit erweist sich der Film wieder mal als eines dieser Beispiele der Geschichte, daß aus den falschen Gründen heraus immer noch aktuell ist. Man merkt das auch daran, wie dieser Autor mit der jungen Holly Golightly interagiert. So ein wenig Sorge davor, was nun andere von ihm halten könnten, hat er ja schon. Und da ist sie wieder, die gesellschaftliche Angst davor, geächtet zu werden. Gleichsam ist das natürlich dann auch ein Wink in Richtung prüder Sexualvorstellungen, in denen die Frauen nur zwecks Haushalt und Gebären überhaupt zu existieren haben. Den Charme kann man Audrey Hepburn dabei sicherlich nicht abstreiten, sie spielt ihre Figuren häufiger mal mit einer Ausdruckskraft, die sie wohl auch zu Recht zu einer der bedeutendsten Persönlichkeit der Filmgeschichte machten. Insgesamt spürt man auch hier zwar eine gewisse Sentimentalität, die so ein wenig an Disney-Werke wie Susi und Strolch (1955) erinnern mag, aber das sei an der Stelle vielleicht einfach mal verziehen.

Etwas gemächlich und vielleicht zu bescheiden zieht Frühstück bei Tiffany denn durch die Zeit, die man ihm opferte. Das geht dann zwar zulasten der Spannung, aber es sei in dem Sinne schon verziehen, weil man eben auch nicht erwarten kann, daß solch ein Werk über Jahrzehnte hinweg noch großartig überraschen könnte. Über Partys und Quasi-Einbrüche in das Schlafzimmer eines fremden Herren kann man sich aber dennoch freuen, weil das schon eine gewisse Art von Revolution darstellt. Auch hier wieder im Kontext der Zeit und auch des Landes, somit einer ganz anderen Perspektive. Denn dem Saufen in der Öffentlichkeit in Deutschland etwas Revolutionäres zuzusprechen, daß wäre doch schon irgendwie antiintellektuell. Schließlich haben wir hier ganze Feiertage, bei denen es nur darum geht, sich volllaufen zu lassen. Interessant ist zudem, wie sich die Figur der Holly letztlich eigentlich gegen das Kapital entscheidet und aus dem Herzen heraus heiraten möchte. Optionen für „bessere“ Partien hätte sie ja durchaus mit dem Großgrundbesitzer gehabt. Auch diese Entscheidung scheint aus heutiger Sicht sehr ungewöhnlich.

Der Appeal und die Bedeutung, die Frühstück bei Tiffany hat, kann man schon verstehen. Es ist ein bemerkenswerter Film, für seine Zeit, der aber in gewisser Weise auch zeitlos ist und vermutlich bleiben wird. Davon abgesehen könnte das durchaus auch ein wenig schneller über die Bühne gehen, weil man schon den Eindruck hat, es passiere da nicht weiter, als das übliche Hin und Her zwischen den unterschiedlichen Geschlechtern. Allerdings hat das einen gewissen Charme und ebenso einen gewissen Stil.

Frühstück bei Tiffany Bewertung
Bewertung des Films
710

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