Bewertung: 4 / 5
Die Erde hat sich in ein Brachland verwandelt, in welchem lebenswichtige Rohstoffe nur noch selten vorkommen. Die junge Furiosa (Alaya Browne, später Anya Taylor-Joy) wächst in einem Paradies auf Erden auf. Doch von dort wird sie von dem mächtigen Warlord Dementus (Chris Hemsworth) entführt. Gemeinsam mit ihr und seiner Truppe streifen sie durch das Ödland und stoßen dort auf die Zitadelle von Immortan Joe (Lachy Hulme). Ein Versuch, dessen Macht zu stürzen, scheitert und die Gruppe wird gezwungen, die kleine Furiosa an ihn zu übergeben. Sie wächst im HaUs des Tyrannen auf und plant bald die Flucht und Rache an Dementus, der ihre Mutter ermordet hat.
Als inmitten der 2010er Jahre Mad Max: Fury Road (2015) die Leinwand bestrahlte, waren sich Kritiker aller Welt im Großteil einhellig einig, daß es sich dabei um einen der besten Blockbuster der vergangenen und zukünftigen Jahre handelt. Der Status, den der Film nun auch Jahre nach dessen erschien, hat, stützt diese These immerhin insofern, als daß man dem Zuschauer mit Furiosa: A Mad Max Saga ein Prequel spendieren konnte, daß die Vorgeschichte der Titelgebenden Imperatorin erzählt. Nun muss man dafür wissen, daß Miller die Figur selber wohl offenkundig so interessant und für wichtig befand, einen weiteren Film zu rechtfertigen und wenn man sich den Film dann mal anschaut, dann hat man dazu noch ein paar Fragezeichen. Um genau zu sein, verbleiben alle Fragezeichen, weil der Film keineswegs irgendwas Interessantes zur Figur beizutragen hätte, was nicht von einem gewöhnlichen Leben in diesen Zuständen abweichen würde. Furiosa hatte eine Mutter. Wussten wir bereits. Furiosa entstammt einer Art Sklavenhaltung. Wussten wir bereits. Furiosa ist eine Frau, die einen Arm verloren hat. Wussten wir bereits. Ja, wenn man das aufschlussreich findet, daß man Dinge ausformuliert bekommt, die im Original nur marginal als Charaktertiefe herhalten können, dann wird man sicherlich große Freude an Furiosa: A Mad Max Saga empfinden. Für alle anderen verbleibt aber der bedeutungsschwangere und pseudo-tiefgründige Nonsens, den Miller in seinen Filmen immer propagiert.
Trailer zu Furiosa - A Mad Max Saga
Handlung ist nicht gerade die Stärke von Miller, ähnlich wie es Gespräche und Figuren auch nicht sind. Insofern ererbt sich dieser Film Probleme, die man schon im Vorhinein erahnen konnte. Dann muss man als Zuschauer natürlich abwägen, ob man sich darauf einlassen will und darin vielleicht sogar irgendwas findet. Im Prinzip langweilt Miller aber hier, wenn er zu erklären versucht. Stattdessen sollte sich Furiosa: A Mad Max Saga vielleicht eher damit befassen, in Bildern zu sprechen. Denn darin ist das Werk zweifelsohne deutlich besser. Miller nutzt zugegebenermaßen die Zeichen der Zeit noch deutlicher, als es noch zuvor der Fall war und inszeniert seinen Film schon deutlich CGI-lastiger als noch vor Jahren. Da muss man dann wieder abwägen, ob man lieber die handgemachte Variante, oder eben die üppigen Effektgewitter bevorzugt. Letzten Endes wirkt der Film, aber keineswegs schlechter, dadurch. Effekte sind ja nur selten wirklich schlecht und so gesehen kann Miller hier auftrumpfen. Viel wichtiger aber noch als Effekte ist, ob der Film als sinnentleerter Actionfilm funktioniert. Und in dieser Hinsicht ist der Film zwar anders, als sein Vorläufer, aber keineswegs schlechter. Dazu bereitet Miller hier mehrere große Actionsetpieces auf, die zwischendurch Ruhepole beinhalten. Eine ewige Verfolgungsjagd in der tristen Wüste bleibt auch dieser Film und zeichnet das Bild einer Welt, die durch Kapitalismus und der damit einhergehenden Umweltzerstörung nur noch vage bewohnbar ist. Es bilden sich Gruppen, Kulte und einzelne Menschen werden zu Sklaven.
Das Plädoyer in Furiosa: A Mad Max Saga bleibt damit das gleiche, wie auch schon die vorherigen Filme Und vielleicht sollte man sich auch davon verabschieden, daß man sich in diesem Franchise noch einmal neuentwickeln würde. Gleichwohl ist das eben auch nicht das wichtigste. Denn worin der Film vor allem brilliert, ist in seinem Kernelement. Da folgt man also Figuren, die sich von A nach B bewegen: Die abermals verfolgt werden und dann fliegen ordentlich Dinge in die Luft. Das inszeniert Miller schon recht spannungsgetrieben, weil die Stunts schon so wirken, als wäre hier niemand sicher. Und das, obwohl man hier von einem Prequel spricht. Das hat alles seinen Reiz und wechselt vor allem auch in guter Dosierung die Set-Pieces, wodurch zum Beispiel eine Sequenz mit einem Schafschützengewehr sehr eindringlich wirkt. Unterdessen verhandelt der Film aber eben auch andere Themen. Familie ist erneut zentral, ebenso wie das Symbol der falschen Götter. Der Zynismus, der hier aufläuft, ist klar und klar ist auch, daß der von Chris Hemsworth verkörperte Dementus eine Mischung aus falschem Gott und charismatischem Führer darstellt. Insofern bezieht sich Miller hier auf das, was sich im Westen nach und nach ausbreitet und wovor die Demokratie sich fürchten sollte. Es ist ein Psychopath, der das einfache Volk erreicht, zu ihnen spricht und ihnen eine bessere Zukunft gelobt. Unabhängig mal davon, daß Hemsworth das grandios verkörpert, spiegelt das natürlich eine Überzeichung moderner Nationalisten wider. Er ist wild, leicht labil, gewaltbereit und hat gar Freude an jeder Form von Qual. Bemerkenswert, daß Hemsworth nach all den Jahren noch einmal so auftrumpfen kann. Dagegen spielt Taylor-Joy zwar ebenso immersiv und kann den Film vollends tragen, nur ist ihre Figur eindeutig langweiliger gestaltet. Sie ist das Opfer, der sich gegen die Umstände zur Wehr setzt.
Dabei greift Miller natürlich in Form von absurdem Missbrauch an Frauen auch ein Thema auf, was er im letzten Film schon zentralisierte. Für Furiosa geht es hier abermals um die Emanzipation von Männern, die die Welt ins Chaos stürzten. Anhand des realpolitischen Kontextes ist das ebenso unaufgezwungen und lenkt auch nicht vom Kernelement des Films ab. Denn Furiosa: A Mad Max Saga ist auch ein feministischer Film, aber vor allem ein Actionfilm. Und darin geht es dann voll auf, wenn es darum geht, dies zu zeigen.
Wahrlich, tiefsinnig ist Furiosa: A Mad Max Saga sicherlich nicht. Dafür bleibt die Welt zu sehr behauptet. Doch es ist eben auch ein angenehmer Actionfilm, der absurde Sequenzen und Figuren serviert, mit tollen darstellerischen Leistungen aufwartet und einfach angenehm einfach daherkommt.