Bewertung: 3.5 / 5
Das ist es also, das Finale von Harry Potter. Zehn Jahre habe ich die Reihe nun verfolgt, eigentlich 11, als ich im Jahr 2000 zum ersten Mal mit den Büchern in Kontakt kam. Erst zögerlich, danach verschlang ich sie und 3x dürfte ich seit dem alle Bücher bis auf den letzten Band wohl gelesen haben, den leider erst einmal. Es war eine große Buchreihe, die meiner Meinung nach nicht ganz die Filmreihe erhielt, die sie verdient hätte.
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Fast schon zu nahtlos, man wird regelrecht mitten reingeworfen in die Story, ohne Rückblick ohne alles. Da ich den Vorgänger zuletzt vor einem Jahr sah, war ich dadurch kurzzeitig verwirrt und es wirft bei der Umsetzung einmal mehr die Frage auf, warum die Teilung sein musste. Geld ist klar, aber wirklich einen inhaltlichen Grund gibt es nicht. Der ganze Film dreht sich nur noch darum, dass Harry, Ron und Hermine die letzten Horcruxe finden und vernichten. Nur so können sie sich Lord Voldemort stellen und ihn vernichten. Doch der will Harry Potter endlich tot sehen und so kommt es zum großen Gefecht zwischen den Todessern und den guten Zauberern in Harrys alter Schule Hogwarts.
Trailer zu Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2
Kurz und knapp die Story, aber inzwischen dürfte eh jeder wissen was passiert. Ich konzentriere mich daher lieber auf die positiven und negativen Aspekte. Erstmal sei gesagt, es ist ein schöner Abschluss, auch wenn ich wie im Buch mit dem Ende nicht zufrieden bin. Doch das ist ein Thema für sich. Selten hat man erlebt, dass Schauspieler einer Filmreihe so lang die Treue halten wie im Fall der Harry Potter Saga. Wie im Buch sind einem die Figuren ans Herz gewachsen, man assoziert viele Gesichter im Buch mit den Schauspielern aus dem Film. Das liegt vor allem an den tollen Effekten und auch der gesamten Ausstattung des Films. Hier hat Warner über die Jahre ganze Arbeit und weder Kosten noch Mühen gescheut. So erwarten einen einige echt bildgewaltige Szenen. Wenn die Todesser Hogwarts angreifen, hat das schon was für sich und ist visuell ansprechend. Zwar sah ich nur die 2D Fassung, in vielen Sequenzen merkte man aber, dass der Film als erster der Reihe auf 3D getrimmt wurde. Die Kameraführungen waren anders und ich werde eine 3D Version irgendwann daheim in 1-2 Jahren sicher nachholen. Manche Szene stelle ich mir in 3D richtig gut vor. Ansonsten gibt es nicht viel zu schreiben. Schauspieler alle ok, man hat sich ja jahrelang an sie gewöhnt und der Hogwarts-Bonus ist einfach nicht zu leugnen. Selbst wenn Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 absoluter Müll wäre, der Film würde allein durch die Atmosphäre punkten.
Dann wären wir bei der Kritik und ich will die auch nicht länger als nötig halten. Es ist aber mehr als schade, dass der Film in dieser Form ins Kino kam. Was David Yates rauchte, weiß ich nicht. Aber an vielen Stellen kann man nur den Kopf schütteln. Der Spannungsbogen ist über weite Strecken gegen 0 tendierend. Natürlich kenne ich das Buch und weiß was passiert, aber soviele Schnitzer hätte ich nicht vermutet. Da wären die ganzen Logiklücken. Figuren tauchen ohne jedweden ersichtlichen Grund immer dort auf, wo sie gebraucht werden. Luna am Strand, plötzlich trifft sie Harry in Hogwarts (das abgeriegelt war), der aber einen Geheimgang nutzen musste. Rons Familie, andere gute Zauberer... alle erscheinen wie von Zauberhand im Schloß und agieren dort. Wurde das im Buch oft erklärt, wird es im Film dem Zuschauer einfach vor die Nase gepackt und der soll das ohne mit der Wimper zu zucken schlucken. Dann ist der große Kampf in Hogwarts. Hier versucht sich Yates ein wenig mit dem Versuch Helms Klamm und die Pelennor-Felder zu kopieren, aber es bleibt leider eine sehr schlechte Kopie.
Zum einen wirkt es albern, wie alle Todesser (was für Massen!) plötzlich aus dem Wald stürmen, zum anderen wirkt es affig, wie Yates einfach ein paar Riesen und andere Monster dazupackt. Ja, es ist buchgetreu aber es macht im Film überhaupt keinen Sinn. Man merkt regelrecht, dass vieles einfach nur Augenwischerei ist. Hier ein Riese und dort einer, sieht eben cool aus und wenn wir schon dabei sind, ach 2-3 Spinnen kurz in den Schulvorhof. Es soll ja episch wirken. Ja soll es, tut es aber nicht. Dafür ist die Inszenierung viel zu stümperhaft. Dann snd da die Änderungen zum Buch. Snapes Schicksal in dem Bootshaus? Wieso musste das sein. Mir persönlich ist es egal, aber Sinn macht diese Änderung nicht. Dann der Kampf am Ende mit Voldemort, den hatte ich im Buch doch ganz schön anders im Kopf, aber das nenne ich hier einfach künstlerische Freiheit. Viel schlimmer als das alles wiegt aber, Yates schafft es nicht Emotionen zu wecken. Zwar brach bei einer Zuschauerin in meiner Vorstellung die große Sinflut aus, als Harry seinen weitreichenden Entschluss fasste und das wirkte auch auf mich ein bisschen (auch wenn ich es immer noch bedauere, dass Rowling hier nicht echt ein Zeichen gesetzt hatte), aber ansonsten war gähnende Leere. So viele Zauberer sterben in diesem Film, Figuren die einem über zehn Jahre hinweg ans Herz gewachsen sind und Yates schafft es nicht, den Figuren den nötigen Respekt zu zollen. Selbst Rowling ging hier stümperhaft zu Werke, aber Yates schießt hier echt den Vogel ab. In weniger als einer halben Minuten werden mehrere einst wichtige Figuren gezeigt, die gestorben sind. Das hat zu reichen. Bei mir entstehen da keine Emotionen, mich stört es eher, dass hier nicht ein besseres Händchen an den Tag gelegt wurde. Der Film ist mit 130 Minuten so kurz, da hätten einige Szenen mehr nicht geschadet.
Am Ende zeigt sich auch, was eine großartige Trilogie wie Peter Jacksons Der Herr der Ringe von der einer "nur" guten Filmreihe wie Harry Potter unterscheidet. In HdR steckte die Liebe und Leidenschaft des Regisseurs in jeder Pore des Films. Man mag nicht mit jeder Entscheidung als Buchfan einverstanden sein, aber den Filmen merkte man an, wie sehr Jackson die Story liebte und wie schwer ihm der Abschied gefallen sein muss. Wenn am Ende die Portraits aller Figuren noch einmal in wunderschön gezeichneten Bildern vorbeilaufen, möchte man Mittelerde nicht verlassen. In Harry Potter erwartet einem neben den kitschigen Buchende nur ein schnöder 08/15 Abspann. Und so merkt man Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 wie den Filmen davor einfach an, David Yates und alle die vor ihm kamen, haben einen Auftrag für Warner Bros. ausgeführt, mehr nicht. Echte Leidenschaft für das was sie tun war aber nie vorhanden. Denn neben Harry, Ron und Hermine hätte jede Figur einen würdigen Abschluss verdient gehabt. Die Ausstattung, die Darsteller und die Atmosphäre waren immer so grandios, aber an der Umsetzung wurde mehr als einmal echt Schlamperei betrieben.
Ich hatte ein episches Finale erwartet, leider wurde einem dieses durch viele handwerkliche Fehler zunichte gemacht. 3,5 von 5 Hüten, da wäre sehr viel mehr drin gewesen.