Bewertung: 5 / 5
Zuerst mein Vorwort. Der Traum. Ein inniger Schöpfungsakt, der mit lebendigen Bildern und intensiven Gefühlen einhergeht. Zugleich jedoch einerseits eine abstrakte Spielfläche für vage Einfälle, pure Imagination und surreale Interpretation der erlebten Wirklichkeit, teils ohne jeglichen Sinn. Andererseits ist dieses fantastische Erlebnis eine Verwahrungsstelle wertvoller Ideen und Wissen. Wertvoll für uns selbst, doch eventuell kostbarer für andere. Was wäre wenn eine außenstehende fremde Person Träume durchforsten könnte und dieses kostbare Wissen zu extrahieren weiß, oder jemanden eine fremde Idee verinnerlicht, die jenem logisch und eigen erscheint? Nun im Grunde gesehen handelt „Inception“ genau von dieser Thematik. „Inception“ ist das neueste, mit Spannung erwartete, Werk des erfolgreichen Regisseurs Christopher Nolan und stellt die Verwirklichung eines seiner eigenen Projekte dar, ein Zwischenprojekt, dass die Zeitspanne, die sich nach The Dark Knight und dem, noch namenlosen, Batman 3 aufgetan hat, ausfüllen soll. Die Produktionsfirma Warner Brothers, nach den Erfolgen der neuen Batman Comicfilme sichtlich angetan und Nolan zu großem Dank verpflichtet, vertraute dem modernen Regisseur eine große Summe an und ermöglichte dem Briten einen experimentellen Heist-Action-SciFi Film zu verfilmen, mit jeglicher Freiheit und erdenklichen Spielraum.Die Kritik zum Film
Zur Story. Dom Cobb (Leonardo Dicaprio) ist ein Dieb, doch kein gewöhnlicher Dieb, der sich an fremden materiellen Besitztümern erfreut. Nein, Dom ist ein ambitionierter Extractor, begibt sich in die Träume der jeweiligen Opfer und entwendet diesen ihren geheimsten und wertvollsten Besitz. Ihr Wissen. Er weiß sein, nicht ganz so legales, Handwerk wirklich zu verkaufen und ist eine angesehen Person im Bereich der Industriespionage, etwas, dass er aber mit einem hohen Preis bezahlt hat. Er darf nicht mehr in die USA einreißen, kann somit seine Liebsten nicht in die Arme schließen und ist daher ständig auf der Flucht. Eine grausame Selenpein, für die er alles tun würde, um sie aufzuheben. Unerwartet bekommt Cobb von einem seiner früheren Opfer, Saito (Ken Watanabe), einen neuen, gefährlicheren und zugleich komplizierteren Auftrag. Es handelt sich hier nicht um eine Extraction sondern um die Verpflanzung einer fremden Idee, einer Inception und bei einem Erfolg kann Cobb mit Saitos Hilfe wieder in die USA einreißen. Deswegen willigt Dom ohne auch nur länger nachdenken zu müssen ein, weil er noch immer die Hoffnung hegt seine Familie wieder zu sehen. Der Teamorganisator und Cobbs rechte Hand Arthur (Joseph Gordon-Levitt) und Cobb selbst berufen daraufhin die junge engagierte und intelligente Ariadne (Ellen Page), den Identitätsfälscher Eames (Tom Hardy), sowie den Chemiker Yusuf (Dileep Rao) und Saito in ein selbsternanntes Heist-Team ein, dass diese Inception bei dem zukünftigen Konzernnachfolger und dadurch unwissenden Opfer Robert Fisher Jr. (Cillian Murphey), durchführen soll. Doch Cobbs Vergangenheit und große Liebe, Mal (Marion Cottilard), verkompliziert den Auftrag und . . . .
-Ende-
Wie schon in früheren Nolan-Werken erkenntlich, setzt der Brite auch in Inception auf einen gut ausgewählten Cast (darunter auch Michael Caine), dass sein ganzes Können und all die Stärke geschickt ausspielt, die es unter dieser Konstellation verspricht. Manche Darsteller kristallisieren sich im Zuge des Filmes vornehmlich heraus, worunter Leonardo DiCaprio, Marion Cottliard, Ken Watanebe, und Joseph Gordon-Levitt fallen. Besonders manche Szenen mit DiCaprio und Cotillard verfügen über eine grandiose emotionale Stärke bzw. Darbietung beider Akteure.
Eine Sache tritt bei „Inception“ sofort in den Vordergrund, und zwar das Drehbuch. Christopher Nolan hat neben der lobenswerten Regieleistung auch das Drehbuch verfasst, das einerseits äußerst komplex gestaltet und klug geschrieben wurde. Andererseits bringt es ein enormes Potential, sowie Innovation und Originalität mit sich. Die Kreativität, Spontanität und Intelligenz dieses Heist-SciFi Films führt zu einem stets steigenden und unverkennbaren Unterhaltungsfaktor, dessen fesselnde Art darauf zurückzuführen ist, weil die Story ausschließlich ihren eigenbestimmten, intrinsischen Weg des Erzählens folgt. Selten schreitet die glasklardenkende Ariadne in das Geschehen ein, klärt Fragen, die sich während dessen ergeben haben und verwebt mit ihren Charakterzügen das Gesamtbild der Story, sodass eine Verwirrung ausgeschlossen ist.
„Inception“ erzählt die Geschichte auf einem bewundernswert hohen und ausgeklügelten Niveau mit raffinierten Dialogen, die sehr eloquent figurieren und unvorstellbar viele Information über das Vorhaben, den Traum sowie der Charaktere, geistreich an den Zuseher weitergeben. In einer atemberaubend spannenden Art und Weise, wie Charakter, Dialoge und selbst die Geschichte miteinander harmonieren, wird dadurch eine selten dichte und bestechende Atmosphäre aufgebaut, wobei auch nur der leiseste Anflug von Desinteresse oder, aber vor Allem, Langeweile im Keim erstickt wird, weil jede neue Filmsequenz zu überzeugen vermag.
Jeder Entscheidungsweg, den Nolan in seinem Drehbuch untergebracht hat, erscheint, trotz der hohen Komplexität, logisch und ist fürwahr gut durchdacht worden. Denn selbst die Thematik, die der Film so rigoros behandelt, und die dadurch aufgeworfenen Fragen führen an keiner einzigen Stelle ins Leere, sondern münden stets in einer logisch stimmigen Antwort. Christopher Nolan hat sich hierbei mit Sicherheit akribisch genau mit diesem Thema beschäftigt, um ein derartig verstrickten Film zu erschaffen, bei dem selbst die Action nicht unbehandelt bleibt. Denn „Inception“ wird mit ausgesprochen gelungenen und atemberaubenden Actionszenen versehen (die manchmal ein wenig an Jene des guten alten Agenten 007 erinnern). Der gesamte Film bildet eine einzige Korrelation aus erzählerischen und actionreichen Szenen, wobei sich letztere erst mit der Länge des Filmes selbst, würdevoll entfalten und sich in ihrer Anzahl vornehm steigern. Ähnlich dem Aufblühen einer prächtigen Rosenblüte, die erst in ihrer finalen Lebensphase ihre wahre Schönheit offenbart. Gleichbedeutend somit auch die grandiosen und bildgewandten, sowie dramaturgischen und zugleich actionreichen finalen Aufnahmen, die in ihrer vollkommenden Beschaffenheit das Zeitgefühl eines jeden Besuchers manipulieren, und ein Gesamtbild erzeugen, dass wahrlich mehr als 1000 Worte wiedergibt.
Auch im Bereich des Visuellen erwartet den Besucher ein Film mit sehr viel Intelligenz und Kreativität. Nahezu alle Kameraperspektiven wurden perfekt gewählt und sind auf die jeweilige Situation optimiert worden. Die pittoresken Aufnahmen in den Träumen sind sehr authentisch, aber auch teils düster und verstärken die ohnehin schon dichte Atmosphäre dieses Heist-SciFi Films auf sehr wirkungsvolle Weise. Auf behutsame Art hat Nolan die Bilder mit visuellen Effekten versehen die in keinster Weise zu beklagen, sondern sehr rühmenswert sind. Egal ob bei dem gezeigten fantastischen Möglichen in den Träumen, oder in der Wirklichkeit, „Inception“ versteht es auch hier zu überzeugen. Doch im Bezug auf die Träume wurde dabei nicht dieses Fantasiespektrum ausgeschöpft, wie es sich gerne Einige vorgestellt hätten. Träume ergeben, wie ich in meinem Vorwort beschrieben habe, oft keinen Sinn, sind surreal und geprägt durch die eigene Vorstellungskraft. In „Inception“ werden nur harmlose Traumdarstellungen der Protagonisten gezeigt. Grundsätzlich jedoch handelt und lebt dieser Film nicht von der fantastischen Vorstellungskraft und soll daher auch nicht irgendwelche Fantasiewelten und -wesen zeigen. Nein, dass muss „Inception“ nicht, denn aufgrund der Art, wie hier Träume in diesem Film mit einbezogen werden (bzw. benötigt werden) und als Mittel zum Zweck dienen, wäre so etwas nicht vertretbar gewesen. Trotzdem zeigt Nolan doch einige sehr irrwitzige und surreale Vorgänge und Aktivitäten in den Träumen, die faszinierend und verstörend zugleich wirken.
Zu diesen ganzen löblichen Eigenschaften, komplettiert der Komponist Hans Zimmer „Inception“ mit seinem elektrisierenden, aber eigenwilligen und modernen Score, der mit orchestralen Melodien, angereichert mit E-Gitarren- und Synthesizerklängen, aufwartet, der sich sehr gut an den Film fügt.
Abschließendes Fazit:
Der Regisseur Christopher Nolan hat mit seinem experimentellen Heist-SciFi Streifen „Inception“ ein Filmkonstrukt erschaffen, das mit einer ausgesprochen authentischen und dichten Atmosphäre, grandioser Schauspielleistung, einer interessanten und komplexen Geschichte, gepaart mit eloquent informativen Dialogen, sowie perfekter Ästhetik und atemberaubender Action aufwartet. "Inception" wurde zu einem optisch visionären und artistisch perfekten Meisterwerk konstruiert, dass selbst einem fantastischen Traum entsprungen erscheint, dabei ethische und emotionale Gebiete wie Schuld, Selbstlosigkeit und Sehnsucht erforscht und philosophische Fragen über Traum und Wirklichkeit aufgreift. Somit hat der Besucher die Ehre, sich durch einen komplex und klug anmutenden Irrgarten aus Realität und Imagination, Kriminalität und Legitimität, sowie Dramaturgie und Action zu bewegen. Als Zuckerguss und Abschluss oben drauf wartet das wahrscheinlich intelligenteste Filmende der letzten Jahre gespannt darauf miterlebt zu werden. Ich persönlich bezeichne „Inception“ als „Mindbender“, ein Film, der den Besucher in seinen Bann zieht und auf eine intellektuelle Reise mit nimmt, die in ihrer Vollkommenheit schwer zu beschreiben ist. Daher 10/10 Sterne!
Inception Bewertung