Bewertung: 4 / 5
Ich muss vorab sagen, dass es sich hierbei um einen meiner absoluten Lieblingsfilme handelt und ich hab ihn mit Sicherheit bereits mehr als 20 Mal gesehen, früher eigentlich immer wenn der Video-Rekorder mal frei war, weil meine Eltern ihn nicht brauchten. Trotzdem versuche ich den Film möglichst neutral zu bewerten. 1996 ließ Roland Emmerich das große Sci-Fi-Kino mit diesem Mega-Blockbuster wieder auferstehen und trat einen regelrechten Hype los, der sich in vielen vergleichbaren Filmen fortsetzte und schließlich im epochalen Armageddon ende der 1990er Jahre seinen Höhepunkt fand. Zugleich schuf er hier einen Katastrophenfilm von unglaublichen Ausmaßen. [u][b]Die Handlung[/b][/u] des Films ist schnell erzählt und dürfte den meisten ohnehin bekannt sein: Eines Tages tauchen auf den Schirmen der NASA gigantische Objekte auf, die sich der Erde nähern. Wie sich herausstellt, handelt es sich um die Raumschiffe einer außerirdischen Macht, die sich auch relativ schnell über wichtigen Städten der Welt platzieren. Nach einer gewissen Zeit kommt es zu kampfhandlungen seitens der Aliens, bei denen die Städte im wahrsten Sinne des Wortes dem Erdboden gleichgemacht werden. Der Rest der Geschichte ist patriotismustriefende US-Amerikanische Legende. [u]Die Effekte:[/u] In einem solchen Film wohl eines der Merkmale mit denen der Film steht und fällt. Hier gibt es wenig zu bemängeln. Was damals mit Computertechnik nicht erschaffen werden konnte, dann wurde mit Miniaturen und Puppen, bzw. Kostümen gelöst. Der Film schafft eine glaubwürdige Darstellung der Schiffe der Invasoren und beeindruckt zugleich durch deren schiere Größe. Die Effekte lassen einen mehrfach staunen, zum Beispiel wenn die Schutzschilde der Schiffe aktiv werden oder wenn es zu rasanten Luftgefechten zwischen den Kampfjets der Amerikaner und den Jägerschiffen der Aliens kommt. Zudem Überzeugt auch die Darstellung der Aliens selbst durch Puppen und Kostüme und im Film gibt es auch eine Szene in der die physische Bedrohung durch die Aliens klar wird. Auch wenn heute einige der Effekte etwas altbacken wirken, lässt der Film ähnlich wie ein Terminator 2-Judgement Day, kaum Alterungserscheinungen aufkommen und wirkt daher recht zeitlos. [u][b]Die Schauspieler:[/b][/u] Allen voran zu nennen ist das Hauptdarstellertrio Bill Pullman, Jeff Goldblum und Will Smith, die sich alle zeitgleich an verschiedenen Fronten mit der Bedrohung konfrontiert sehen und zugleich unterschiedliche Perspektiven auf das Geschehen bieten. [i]Bill Pullman[/i] in der Rolle des Präsidenten Thomas J. Whitmore bietet einen Blick in die politische Ebene des Konfliktes und zeigt zudem die Vorgehensweise seitens der USA, die zunächst eine friedliche Lösung für das Zusammentreffen der Spezies suchen. Er spielt seine Rolle überzeugend und mit einem gewissen augenzwinkernden Charme, so dass man ihm gerne zusieht und er zu einem deutlichen Sympathieträger des Filmes wird. Nicht zuletzt wegen der Verluste, die er im Film auf persönlicher und politischer Ebene hinnehmen muss. [i]Jeff Goldblum[/i] spielt hier wie eigentlich meist außerordentlich locker und angenehm auf und es macht Spaß ihn zu sehen, wie er den leicht Öko-angehauchten Computerspezialisten David Levinson spielt, der vollkommen zufällig zum Helden wird. Weil ihm etwas auffällt, für das sonst keiner den Blick hatte und das vielleicht eine Wende im ungeichen Kampf der Spezies bringen könnte. Er bringt vor allem die Sicht des einfachen Mannes auf die Invasion und bis er sich zu den anderen beiden Hauptdarstellern gesellen darf, hat er einige Widrigkeiten zu meistern. Zudem stimmt hier einfach die Chemie mit Will Smith, die besonders zum Ende des Filmes wirklich wichtig wird. [i]Will Smith[/i] selbst gibt hier den eher wortkargen US-Piloten Captain Steven „Steve“ Hiller, der die meiste Zeit einfach seine Pflicht als guter Amerikaner tut und leider den ganzen Film über nicht wirklich gefordert wird. Trotzdem kauft man ihm den harten Draufgänger voll ab und er kann ähnlich gut als Actiondarsteller überzeugen wie bereits ein Jahr zuvor in Bad Boys an der Seite von Martin Lawrence. Er bildet hier die Sicht des Militärs mit Familie, der einem übermächtigen Gegner gegenübersteht und auch etwas hat, für das es sich zu kämpfen lohnt. Dass er ein komödiantisches Talent besitzt, weiß der Zuschauer nicht erst seit dem Fresh Prince von Bel Air und auch hier darf er es gegen Ende im Zusammenspiel mit Jeff Goldblum pointiert einsetzen und sorgt für den einen oder anderen Lacher. Die Nebendarsteller haben zum Teil auch recht tragende Rollen, oder bleiben einfach durch gute Darstellung im Kopf. Hier sind besonders [i]Randy Quaid[/i] als Russell Casse und [i]Judd Hirsch[/i] in der Rolle des Julius Levinson (Davids Vater) zu nennen, die durch ihre leicht exzentrischen Darstellungen zu gefallen wissen und den Film in der ersten Hälfte immer wieder auflockern. Randy Quaid spielt auch bis zum Ende eine wichtige Rolle, wo auch seine sonderbare Art nebenbei erklärt wird. Bei den übrigen Nebendarstellern gibt es eigentlich kaum große Ausbrüche nach oben oder nach unten und alle spielen ihre Rollen überzeugend und tragen die Geschichte damit. Einzig wirklich hervorzuheben ist die überaus kauzige Darstellung des Dr. Brackish Okun seitens [i]Brent Spiner[/i], die hier wirklich heraussticht und sehr viel Spaß macht. Alle Szenen in denen er auftaucht reißt er durch sein sonderbares Auftreten an sich und man wird von seiner Faszination für diese außerirdischen Wesen regelrecht mitgezogen. [u][b]Story:[/b][/u] Die Story des Filmes ist gut konstruiert und baut wie so viele Invasionsfilme auf einem Angriff einer übermächtigen Alienflotte auf, in deren Angesicht die Menschheit der Vernichtung ins Auge blickt. Störend und eventuell befremdlich wirkt hier besonders der ergreifende Patriotismus der Amerikaner angesichts ihres Unabhängigkeitstages, auf den wie es der Zufall will, genau der Gegenangriff der Menschen gegen die Aliens fällt. Zu dessen Anlass setzt der Präsident sich selbst in einen Kampfjet und zuvor hält er noch eine ergreifende Rede für die anderen Piloten. An diesem Punkt werden wohl viele etwas stutzig werden, aber stören braucht man sich daran eigentlich nicht. Sehr viel seltsamer wird es hier schon, dass es nicht nur die Amerikaner sind, die die Offensive gegen die außeridische Macht einläuten, nein es sind auch deren Wissenschaftler, die die Aliens seit den 1940er Jahren untersuchen, es sind deren Spezialisten die die Idee zur Vernichtung der Alien haben, es sind auch sonderbarerweise ein duzend ihrer Städte, über denen die Aliens stehen, wohingegen ansonsten nur typische Wahrzeichenstädte auf der Welt gezeigt werden und das auch eigentlich eher zum Schluss des Filmes. Gut, man mag sich das ganze damit erklären, dass die USA die mächtigste militärische Streitmacht der Welt besitzen und die Aliens so einfach den stärksten Feind zuerst ausschalten wollen, aber seltsam ist es schon, dass überall auf der Welt die Menschen verzeifeln, bevor sich der Phönix USA aus der Asche erhebt und die Menschheit in den Sieg führt. [u][b]Fazit:[/b][/u] Der Film ist trotz seiner Überlänge (Kinofassung 138 Minuten, Extended sogar 147 Minuten) zu keinem Zeitpunkt langweilig. Emmerich schafft es, dem Zuschauer überwältigende Bilder zu zeigen und dabei auch auf emotionaler Ebene immer wieder Momente zu schaffen, wo das ganze Drumherum unwichtig wird und es ihm um seine Figuren geht. Ein Talent, dass er zweifellos hat, aber bei späteren seiner Mammutprojekte wie 10.000 BC oder 2012 leider immer wieder vermissen lässt. Hier jedenfalls kann er es gut ausspielen und schafft so auch abseits der großen Haupthandlung durchaus ansehnliche Nebenschauplätze. Die Darstellerleistungen sind durch die Bank gut, die Effekte überragend. So bleibt eigentlich als einziger wirklich bitterer Nachgeschmack die Glorifizierung der USA als rettender Engel, die notwendigerweise hier die Heilsbringer angesichts der drohenden Vernichtung darstellen. Etwas, dass mir hier im wesentlich früher als Buch erschienenen und der ganzen Geschichte Pate stehenden [u]Kampf der Welten[/u], besser gefällt. Da sind es nicht Menschen die das Mittel zur Vernichtung der Aliens entdecken, sondern die Natur selbst löst das Problem. Diese Art von Aufgeklärtheit ist es auch, die dem Film in letzter Instanz die Glaubwürdigkeit etwas nimmt, da der Sieg hier dann doch zu endgültig daherkommt, angesichts der hoffnungslosen Unterlegenheit, in der sich die Menschen noch kurz zuvor befanden. Trotz allem ein toller Blockbuster, ein grandioser Sci-Fi-Film und ein beeindruckender Katastrophenfilm, der ja nach aktuellem Stand sehr bald seine Fortsetzung finden soll. So gebe ich [u][b]8/10 Raumschiffen[/b][/u], weil ich eines aufgrund der überzogen glorifizierenden Darstellung der USA abziehen möchte und eines aufgrund der zum Schluss zu wenig reflektierten Auflösung der Sache.
Independence Day Bewertung