Bewertung: 4 / 5
Weiter geht’s mit der Klassiker-Reihe zu Indiana Jones, dieses mal steht Indiana Jones and the Temple of Doom auf dem Programm. Die recht düstere und mitunter arg makaber- schwarzhumorige Fortsetzung des Überraschungshits von 1981 entstand 1984 unter erneuter Regie von Steven Spielberg in Zusammenarbeit mit George Lucas. [b][u]Inhalt:[/u][/b] Shanghai 1935: Indiana Jones (Harrison Ford) versucht im Club Obi-Wan vom Gangster Lao-Che (Roy Chaio) einen besonderen, großen Diamanten zu bekommen und wird dabei in eine Falle gelockt. Nach einer überstürzten Flucht findet er sich mit seinem Sidekick Short-Round (Jonathan Ke Quan), genannt „Shorty“ und der Nachtclub-Sängerin Willie Scott (Kate Capshaw) in einem Flugzeug nach Delhi wieder. Dieses befindet sich jedoch ebenfalls im Besitz Lao-Ches, der den unliebsamen Dr. Jones durch einen inszenierten Flugzeugabsturz endgültig aus dem Weg räumen will. Mit einem waghalsigen Manöver gelingt es dem Trio dem Absturz zu entgehen und sie landen in einem Dorf in Indien. Dort werden sie gebeten sich nach Pankot zum Palast aufzumachen und dort den heiligen Sankara-Stein und die entführten Kinder des Dorfes zu suchen, der dem Dorf geraubt wurden. Indiana Jones macht sich mit seine Gefährten auf zum Palast, ohne zu ahnen was ihn dort erwartet… [b][u]Kritik:[/u][/b] Entgegen üblicher Fortsetzungstrends bietet der zweite Indiana Jones Film bereits ein Sequel zum ersten Film, welches jedoch inhaltlich nichts mit dem diesem gemein hat. Einzig die Figur des Indiana Jones tritt hier erneut auf, andere Figuren aus dem ersten Teil finden sich nicht wieder. Daher beginne ich zunächst mit den neuen Figuren. [i]Indiana Jones[/i] ist der gleiche geblieben und wird von [i]Harrison Ford[/i] erneut perfekt verkörpert, daher werde ich diesen nicht näher untersuchen. [b]Figuren:[/b] Eine der bekanntesten Sidekick-Figuren der Filmgeschichte stellt wohl [i]Short-Round[/i] oder auch [i]„Shorty“ [/i]dar, der von [i]Jonathan Ke Quan[/i] gespielt wird. Sein beliebter Spruch „hör auf Shorty dann lebst du länger“ ist längst in die Zitat-Annalen eingegangen und fand immer wieder Verwendung in Parodien oder anderen Filmen. Der junge Darsteller macht seine Sache sehr gut und spielt mit viel Witz und Begeisterung seine Rolle als Indys kleiner Helfer. Weitere Bekanntheit erlangte Ke Quan ansonsten besonders durch den ein Jahr später folgenden [u]The Goonies[/u], welcher mit einer Story von Spielberg durch Richard Donner verfilmt wurde. Seitdem spielte er vornehmlich kleinere Rollen oder arbeitete als Stuntman und –choreograph. Schade ist das schon, da er mit seiner erfrischenden Weise und vielen akrobatischen Einlagen den Film immer wieder auflockert und ihm viele seiner humorvollen Momente beschert. Glücklich bei der Figur des Shorty ist die Tatsache, dass er, obwohl Sidekick, nicht nervt oder störend auffällt. [i]Kate Capshaw[/i] in der Rolle des zweiten Indy-Girls [i]Willie Scott[/i] ist vollkommen anders als ihre Vorgängerin Karen Allen. Die Darstellung kann zwar in den Momenten in denen sie nicht penetrant nervig herumkreischt oder sich anbiedert weitestgehend überzeugen, doch wird man hier das Gefühl nicht los, dass die Rolle völlig fehlbesetzt ist. Die furchtbar übertriebene Art, die von Capshaw an den Tag gelegt wird und mit der sie die völlig überforderte Willie darstellt, will so gar nicht in das düstere Setting des Filmes passen und stört über weite Strecken leider mehr, als sie den Zuschauer auf ihre Seite zieht. Gegen Ende des Films wird die Darstellung zwar etwas resoluter, doch leider ist dem Zuschauer dann die Lust an der Figur bereits gehörig vergangen. Der Anführer des Thuggee-Kultes [i]Mola Ram[/i] wird von [i]Amrish Puri[/i] so fanatisch und wahnsinnig wie auch düster verkörpert, dass er einer der besten und bekanntesten Antagonisten der Indiana Jones-Reihe wurde. Mit seinen Blicken, den mitunter weit aufgerissenen Augen und der tollen Ausstattung seitens der Kostümbildner gelingt es Puri dem Zuschauer immer wieder Angst einzujagen. Hier wurde bei der Besetzung alles richtig gemacht und die Figur besitzt die nötige Intensität, um absolut zu überzeugen. Die weiteren zentraleren Rollen kommen kaum über kleine Nebenrollen hinaus und ich werde nur kurz ein paar Sätze dazu verlieren: [i]Roshan Seth[/i] in seiner Rolle als Premierminister [i]Chattar Lal[/i] am Hof des Maharadscha bringt das Zweigeteilte seiner Figur gut rüber und überzeugt in beiden Teilen seiner Rolle, über die ich wenig sagen möchte, um Spoiler zu vermeiden. Der junge [i]Maharadscha Zalim Singh [/i]wird von [i]Raj Singh[/i] ebenfalls gut verkörpert. Insbesondere in der zweiten Hälfte des Films unter dem Einfluss des Kultes kann er mit seiner Darstellung eines willenlosen Fanatikers wahrlich glänzen und hat einige tolle Szenen. ___ Der Film schlägt einen insgesamt sehr viel düstereren Grundton an als sein Vorgänger. Allein das Setting in den Katakomben und Tiefen des Kali-Tempels und der Minen in der zweiten Hälfte des Filmes sorgt für eine überaus bedrückende Stimmung. Der Film strotzt außerdem nur so vor ekelhaften Einfällen. Die Bankettszene dürfte jedem im Gedächtnis bleiben und wartet mit Gerichten wie lebenden Schlangen und Affenhirn auf Eis auf, die jedem einen Schauer über den Rücken jagen dürften. Hier werden schwere Geschütze aufgefahren, um den Zuschauer mit verschiedenen Ideen immer wieder zum Wegschauen zu bewegen. Auch die Insektenkammer auf dem Weg in den Tempel bleibt als Ekel-Höhepunkt des Filmes gut im Kopf. Jedoch wurden auch einige großartige Actionszenen für den Film geschaffen, die bis heute die meisten Filmfans in der einen oder anderen Variation kennen dürften. So der Flugzeugabsturz mitsamt der wagemutigen Flucht, der mit seinem augenzwinkernden Humor, den tollen Einstellungen und guten Tricks eine großartige Sequenz darstellt, die bereits früh klarmacht, dass man das Gesehene natürlich nicht allzu ernst nehmen sollte. Auch die Lorenverfolgung in der Mine am Ende des Filmes überzeugt sowohl aus tricktechnischer Sicht als auch von der Inszenierung her voll und ganz. Hier wurden verschiedene Effekte kombiniert und dank großartiger Miniaturen und perfekter Schnitte wirkt alles in dieser Sequenz aus einem Guss. Der Einfallsreichtum des Films sucht zwar mitunter seinesgleichen, doch trotzdem spielt er natürlich auch mit Klischees und klassischen Abenteuer-Motiven. Immer wieder fühlt man sich in eine Geschichte aus der Gruft oder ein Pulp-Heft aus den 60er/70er Jahren versetzt. Ein düsterer Todeskult, fanatische Anhänger, Voodoo-Puppen, Menschenopfer und der nötige Tick Übernatürlichkeit – all das kennt man in anderen Variationen bereits, doch wird es hier so frisch und spannend verpackt, das man besonders als Cineast seine helle Freude daran hat. Trotzdem kommt der Film nicht ohne Schwächen aus. Insbesondere die überaus nervige Figur der Willie Scott macht einem den Filmgenuss ein ums andere Mal wirklich schwer und man ist meist froh, wenn sie gerade keine Screentime hat. Man hofft innerlich manchmal regelrecht, dass sie doch endlich ein Opfer des Kultes werde, doch andersherum weiß man natürlich, dass sie eine penetrante Abart der Jungfer in Not darstellt und als solche selbstverständlich vom Held gerettet wird. Hier möchte man Indiana Jones dann doch mal weniger heldenhaft und mehr auf seine Nerven bedacht sehen, leider vergeblich. Ebenfalls etwas schwach ist die Eröffnung, die keinerlei Brücke zu dem später geschilderten Schlägt und einzig den unfreiwilligen Wegbereiter für das Trio darstellt. Da wünscht man sich doch einen Beginn ähnlich dem von [u]Raiders[/u], der immerhin den Schurken bereits einführt und das Verhältnis zwischen Held und Antagonist klarmacht. So verkommt der Beginn lediglich zu schmückendem Beiwerk und bleibt eine nette Actionszene ohne Zusammenhang. [b][u]Fazit:[/u][/b] Indiana Jones and the Temple of Doom ist Pulp, darüber gibt es keine Diskussion. Der Film arbeitet mit einer düsteren Grundstimmung, Klischees und vielem Bekannten. Das alles wird jedoch so geschickt filmisch verknüpft und verarbeitet, dass der Film einfach einer wilden Achterbahnfahrt mit Indy als Reiseleiter gleicht. Sicherlich nicht so stark wie Raiders of the Lost Ark ist Temple of Doom von der Kritik seit jeher als schwarzes Schaf der Indy-Reihe angesehen worden. Diese Meinung würde ich nicht, bzw. nur bedingt Teilen. Er hat die genannten Schwächen durch den zusammenhanglosen Beginn und die furchtbar nervtötende weibliche Hauptrolle, allerdings bietet er auch unheimlich viel (schwarzen) Humor, Action, Spannung und Dramatik für den Zuschauer. Temple of Doom ist mehr als alle anderen Indy-Filme buntes Popcornkino mit leichtem Gruselfilm-Einschlag und macht so sehr viel Spaß. Daher gebe ich dem Film in Anbetracht der Mängel und Stärken nach längerer Abwägung [b][u]8/10 Hüten[/u][/b], da er sich zwar eigenständig genug präsentiert, um neben dem großen Original gut zu bestehen, jedoch insbesondere mit der weiblichen Hauptrolle eine so große und penetrante Schwäche mitbringt, dass er einfach nicht an dessen Klasse heranreicht.
Indiana Jones und der Tempel des Todes Bewertung