Bewertung: 3 / 5
Tja, es ist eigentlich immer dasselbe: Ein Film wird recht überracshend erfolgreich und die Fortsetzungen werden dann immer mehr dem Prinzip höher, schneller, größer folgend inszeniert. Warum sollte es bei einem John Wick anders sein.
Nachdem in Teil 1 Keanu Reeves als trauernder Mann etabliert wurde, der seinen Hund rächt, und dabei als der personifizierte Schwarze Mann etabliert wurde, musste er in Teil 2 eine Schuld begleichen und wurde reingelegt, woraufhin er sich immer tiefer in die Scheisse reinritt und andere dafür im sekundentakt sterben mussten. Teil 3 war da die folgerichtige weitere Etablierung eines eigenen Paralleuniversums und der Spielregeln ebenjenes. Und Teil 4 weidet sich nun hauptsächlich an diesem Universum und lässt Keanu Reeves eigentlich nur noch durch die Gegend hetzen, ohne John Wick als Figur noch großartig neue Facetten geben zu können. Stattdessen vertieft er andere Charaktere und läßt Wick außer in den Actionszenen immer weiter in den Hintergrund rücken.
Trailer zu John Wick - Kapitel 4
Man kann der Reihe also tatsächlich nicht vorwerfen, dass sie sich tatsächlich wiederholen würde, jeder Film ist inhaltlich und stilistisch eine Weiterentwicklung, nur befinden wir uns mittlerweile an einem Punkt, der den Protagonisten in eine Ecke manövriert und es nur einen Ausweg zu geben scheint.
Dass ausgerechnet der Vorzeige-China-Hollywood-Export Donny Yen hier augenscheinlich allen die Show stiehlt, ist zum einen eine ehrfürchtige Hommage ans Heroic Bloodshed von einst, was ja prinzipiell (vom Bodycount her auf jeden Fall) erstmal nicht schlecht ist, aber andererseits auch ein ziemlich billiger Anbiederungsversuch an China. Vor allem ist das deshalb ärgerlich, weil Yen schauspieltechnisch eben nicht in einer Liga wie Chow Yun Fat einst spielt und seine blinde Figur auch genauso gut (da auch anlehnend an Zatoichi) oder sogar eher noch ein Japaner hätte sein dürfen.
Dann haben wir eine Figur, einen Niemand sozusagen, den man auch ganz interessant per se finden mag, aber man fragt sich trotzdem, warum ausgerechnet dieser etwas erleben darf, was den Defoes, Commons udn wie sie alle hiessen in dieser Reihe und allesamt deutlich interessanter und sympathischer waren, nicht vergönnt war.
Alles in allem lebt der Film diesmal mehr denn je von den Action-Set-Pieces und die sind diesmal tatsächlich nochmal ansehnlicher und ästhetisierter, so dass es nochmal mehr Spass machen kann zuzuschauen.
ABER:
1. Keanu Reeves wird mittlerweile tatsächlich alt, in den Actionszenen werden teilweise Geschwindigkeiten so offensichtlioch getrickst wie bisher noch nicht so deutlich sichtbar
2. Die ewig in die Länge gezogenen Setpieces werden zunehmend ermüdend
3. Die Story ist diesmal noch dünner als jemals zuvor und jegliche tatsächliche Storyelemente sind aus deutlich besseren Filmen zusammen geklaut. Und tatsächlich ist das Ende auch ein bißchen billig, trotz zuletzt auch noch großen Morricone Vibes.
Alles in allem ist John Wick in Hollywood nach wie vor das Mass der Dinge, aber selten hatte man solch eine Nullingerhandlung auf fast drei Stunden aufgebläht, bedeutungsschwanger aufgebläht, John Woo bis zum Abwinken zitiert (wobei der damals schon alle Elemente aus alten Filmen klaute und nur den Todesballet dazufügte) und hatte dem Protagonisten mal so gar nichts mehr zuzugeben.
Der Typ "lebt" nur wegen dem, was er uns in den drei Teilen vorher zu geben in der Lage war. Eine solche Situation wie mit halle Berry in Teil 3, was dem Film durchaus gut getan hätte, fehlt hier als weitere Ebene komplett. Der blinde Bruder im Geiste - naja
Eigentlich ist der Film keine 4 Punkte, aber die Ästhetik ist einfach atemberaubend, Reddick wird gebührend verabschiedet und Reeves reisst sich sprichwörtlich in Fetzen für seine derzeitige Paraderolle.
Aber er wird alt, die Zeit holt jeden ein, und mir persönlich ist eine gut geschnittene Actionszene durchaus lieber als eine elend lange Plansequenz vollgestopft mit CGI Blut und einem hanebüchenen Bodycount. Spätestens ab Teil 3 wurde der Hai übersprungen und hier wird unvermittelt so weitergemacht.
Mir persönlich wäre eine geerdetere Fortsetzung - sollte es je dazu kommen - deutlich lieber als eine die in die gleiche Kerbe schlägt. Denn John Wick lebt auch dadurch, dass er die coolste und härteste Sau ist und alle vor ihm Angst haben und nicht nur dadurch, dass er fast schon gesichtslose Gegner zerstückelt als wären sie eine Zwiebel.
6 Punkte - und höchste Zeit das Ding zu beenden oder eben eine Frischzellenkur in der Art, dass ein Richtunsgwechsel irgendwelcher Art gut täte.
(Und ja, ich bin mir der Hoffnungslosigkeit meiner Hoffnung gewahr, da jeder Teil erfolgreicher als der Vorgänger war, warum also Change the running system?)