
Bewertung: 2.5 / 5
Die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte von Justice League ist mittlerweile hinlänglich bekannt – nach dem tragischen Tod von Zack Snyders Tochter übernahm Joss Whedon die Regie, was zu diverse Reshoots und einer deutlich anderen Schnittfassung führte. Angesichts dessen muss man es als Erfolg werten, dass das Endresultat keine inkohärente Katastrophe ist – nur leider ist es stattdessen etwas möglicherweise schlimmeres: komplett vergessbar. Batman v Superman und Suicide Squad mögen absolut furchtbar sein, aber immerhin sind sie furchtbar in einer Art und Weise die sich ins Gedächtnis einbrennt. Justice League schaut man sich an, zuckt mit den Schultern, sagt „...okay“ und vergisst ihn ein paar Minuten später.
Der Plot um eine Superfiesling der drei MacGuffins sucht ist nur funktional, was man bei einem Superheldenfilm verzeihen kann. Nicht verzeihen kann man allerdings, dass er mit sechs etablierten Superhelden keine wirklich interessante Szene zustande bringt. Wenn Bruce Wayne bei Barry Allen vorbeischaut um ihn für das titelgebende Team anzuheuern und man sich als Zuschauer nur fragt, welche Folge von Rick & Morty denn da auf einem Fernseher im Hintergrund läuft, ist etwas schief gegangen. Auch Supermans Wiederbelebung, die ein absoluter Höhepunkt des Films sein sollte, fällt merkwürdig flach. Ein paar Minuten uninteressante Prügelei, ein paar bedeutungsschwangere Worte, dann fliegt er mit Lois Lane davon. Aufregend geht anders. Das versucht wird, ernste Themen anzusprechen (Batman diskutiert mit Aquaman über den Klimawandel, Wonder Woman stoppt religiös motivierte Terroristen) ist eine interessante Idee, aber der Film macht nichts damit – nach einer Szene sind diese Ansatzpunkte schon wieder verschwunden und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, das sie nur eingeführt wurden weil dies nun mal ein ernsthafter Superheldenfilm ist und so was daher rein muss, egal ob es nun sinnvoll ist oder nicht. Der einzige echte Tiefpunkt des Films ist allerdings Bösewicht Steppenwolf, der aussieht wie ein Miniboss aus dem aktuellen God of War, hohle Reden schwingt und generell entweder langweilt oder nervt. Vermutlich sollte er einmal dazu dienen, DCs Thanos-Gegenstück Darkseid einzuführen, aber nach dem neuschnitt durch Whedon ist nur eine leicht zu verpassende Nennung seines Namens übrig geblieben.
Trailer zu Justice League
Was bleibt? Die Eröffnungsszene, in der Batman einen gefangenen Einbrecher über einer Dachkante baumeln lässt um ein außerirdisches Monster anzulocken ist fast schon gut, stimmungsvoll gedreht und voll in character für den dunklen Ritter. Und eine komplett lachhafte Rückblende in der Steppenwolf von Zeus mit Blitzen beworfen wird erreicht beinahe den Level von glorreichem Thrash. Abgesehen davon ist alles...okay. Die Darsteller sind okay. Die Effekt sind okay. Die Actionszenen sind okay. Aber okay ist eben nicht gut. Wo ist der Enthusiasmus? Wo ist das große Drama? Dieser Film sollte ein triumphales zusammenkommen von ikonischen Helden sein, stattdessen fühlt er sich an als hätte niemand große Lust gehabt mehr als das unbedingt notwendige abzuliefern.
Wenn Bruce Wayne dann am Ende in einer ruinierten Villa Pläne für die Zukunft schmiedet, wirkt das fast wie eine Nachricht an die Zuschauer: ja, das DC-Filmuniversum sieht derzeit nicht schön aus, aber von jetzt an bauen wir‘s prunkvoll wieder auf. Hoffen wir darauf, dass es was wird.
