Bewertung: 2.5 / 5
Der ehemalige Polizist Max Rockatansky (Mel Gibson) versucht in der Postapokalypse an Öl zu gelangen. Im australischen Outback trifft er auf den Piloten Autogyro (Bruce Spence), der ihn zu einer Raffinerie führt. Die Bewohner werden von Plünderern belagert, welche von Humungus (Kjell Nilsson) angeführt werden. Max gelangt in das Fort und handelt einen Deal mit dem Anführer der Siedler (Michael Preston) aus. Er besorgt einen Truck und der es der Gruppe ermöglicht tausende Kilometer entfernt eine neue Siedlung eröffnen. Im Gegenzug dafür bekommt er Öl.
Stellen wir uns vor, wir haben ein Produkt. Einen Film, der die Masse fasziniert und worin Künstler eine Karriere begründen. Stellen wir uns mal vor, daß der Film von Anfang bis Ende durchgeplant ist und seinen Kern auserzählt. So etwas gibt es ja zur Genüge: Dann bleibt aber die quälende Frage eines Studios, was man denn macht, wenn besagter Film erfolgreich ist. Im Sinne der kapitalistischen Logik gibt es darauf ja nur eine treffsichere Antwort und auch im Hinblick darauf, daß das Ende von New Hollywood das Kommerzkino in den Staaten so richtig begründete, ist es wohl auch absolut verständlich das mit Mad Max II – Der Vollstrecker eine Fortsetzung vorliegt, die die Geschichte um Max Rockatansky weiterführt. Dumm ist nur, daß besagter Charakter eigentlich keine wirkliche Geschichte hat und nur allegorisch als Mahnmal des gefährlichen Fahrens abseits der Straßenregelungen diente. Insofern wird es schwierig eine solche Figur ins Zentrum einer Geschichte zu rücken. Und das ist auch schwierig, weil sich das bestätigt, was man vermutete. Die Figur hat keinerlei Geschichte und Entwicklung innerhalb des Films. Doch als wäre das nicht schon genug, ergeht es auch dem gesamten Film nicht anders. Wieder ist da eine behauptete und recht vage Metapher, wieder sind es skurrile Gestalten auf fahrbaren Untersetzen und wieder passiert eigentlich lange Zeit gar nichts von Relevanz. Und das ist ärgerlich.
Schon der Vorgänger zeichnete eigentlich den Gegenentwurf der Rocker- und Punksszene und etablierte, daß die in Easy Rider (1969) propagierte Lebensphilosophie eigentlich nur etwas für Leute ist, die das System verachten. Rocker auf Motorrädern, mit Hang zum Lederfetisch sind hier die Feinde der geregelten Ordnung. Ein weiteres Mal zeichnet sich George Miller dadurch aus, daß er den Status-Quo wiederherstellen will und das jedwede Revolution aus linker Sicht heraus der Feind ist. So ist auch Max Rockatansky zu verstehen, der als ehemaliger Polizist natürlich in gewisser Weise für Recht und Ordnung steht. Klar ist, daß diese staatliche Ordnung und Gerechtigkeit ja auch dem Blickwinkel des Betrachters entspringt und generell orientiert sich Miller hier noch stärker an dem klassischen Western. Geprägt durch Konsorten wie John Wayne, aber insbesondere der staatliche Zynismus und das dem entsprungenen Misstrauen eines Clint Eastwood, machen Mad Max II – Der Vollstrecker zu einem eher libertären Werk. Ja, irgendwie geht alles den Bach runter. Irgendwie braucht die Welt einen Helden und irgendwie kann dieser wenig anrichten. Daß sieht man schon an den Fronten, die sich hier bilden und in denen Hauptfigur Max Rockatansky nur untergeordnet eine Rolle spielt. Wobei natürlich die eine Seite schon die Hilfe der Figur in Anspruch nehmen soll. Doch die politischen Spielereihen, die hier stattfinden, zeichnen das Bild einer reagierenden, nicht aktiven Hauptfigur.
Und das ist ja letztlich auch der Spiegel. Denn was Mad Max II – Der Vollstrecker vor allem zeichnet, ist der Konflikt zwischen Ost und West. Hier geht es um zwei verhärtete Fronten und die Postapokalypse, die Miller hier auftischt ist ja ganz eindeutig das Resultat des Kalten Krieges. Insofern kann man das schon als Statement verstehen. Doch es fehlt eine klare Positionierung und es fehlt letzten Endes auch die Schuldfrage am einzelnen Individuum. Denn die Demokratie ist im weitesten Sinne immer noch die Herrschaft des Volkes. Und diese Idee klammert Miller, genau wie ein Eastwood in seinen Werken häufig, aus. Da sieht man dann eine angedeutete Vergewaltigung an einer Frau und eine Gruppe latent homosexuell wirkender Fetischisten, die den Figuren Angst einjagen sollen. Unterdessen hat Hollywood seine Spuren im Film hinterlassen. Man kommt anhand der Actionsequenzen gar nicht drumherum, im Film Referenzen auf das Actionkino der früheren Tage zu sehen. Bullitt (1969) und Driver (1978) müssen hier Vorbild gestanden haben, denn ansonsten kann man sich die absurd ausufernden Actionsequenzen inmitten der Wüste nicht erklären. Und da macht der Film auch halbwegs Spaß. Generell mangelt es Mad Max II – Der Vollstrecker nicht an geballter Action. Es ist ein Film, der eigentlich nur aus Action besteht. Das wiederum ist aber ein Problem.
Miller bleibt sich da treu und deutet eigentlich nur an. Daß kann in bestimmten Kontexten gut sein und sicherlich war das im Jahr 1981 auch noch eine ganz andere Hausnummer. Denn der Schuldfrage, einer eventuellen Apokalypse, musste sich jedes Individuum einzeln stellen. Da wühlte man schon gekonnt in einer offenen Wunde. Das Problem hierbei ist nun retrospektiv betrachtet, daß diese Wunden längst zu sind und das die geopolitische Lage sich deutlich verändert hat. Mad Max II – Der Vollstrecker ist also eindeutig in die Jahre gekommen und verdient einen moderneren Blick. Dieser besagt, auch im Hinblick auf etwaige Postapokalypsen, daß da noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht war, womit der Film allenfalls ganz ok ist.
Die große Revolution bleibt auch in Mad Max II – Der Vollstrecker vollends aus. Es ist ein stumpfer Actionfilm, der als Kind seiner Zeit gesehen werden muss. Nur in der heutigen hat er kaum noch einen Platz und geht nicht über Andeutungen und Behauptungen hinaus. Da wird zu wenig gedacht und zu viel gemacht.
