Bewertung: 4.5 / 5
Da ich „Man of Steel“ nun bereits vier Mal gesehen habe, wollte ich ihm endlich auch mal eine Review spendieren. Vorab noch eine Info zu mir: Ich kenne überhaupt keine Superhelden-Comics und gehe an alle Comicverfilmungen von Marvel und DC völlig unvoreingenommen heran, was in Anbetracht dessen, was ich von Comiclesern so lese und höre, gar keine so schlechte Ausgangslage ist.
Meine Review enthält einige Spoiler.
Trailer zu Man of Steel
Part 1 - Krypton
Die Geschichte um die Geburt von Kal-El, die Verbannung von General Zod, die Zerstörung von Krypton und die Rettung Kal’s als Auftakt haben mich in jeder Hinsicht überzeugt. Der Hintergrund war mir bisher niemals so detailreich bekannt. Mir hat die Darstellung von Kal‘s Vater Jor-El, gespielt von Russel Crowe, sehr gefallen. Auch wenn er nur wenig Screentime im Film hat, ist er mir dennoch ans Herz gewachsen, was für die schauspielerische Darbietung und das Drehbuch spricht. Auch General Zod, meisterhaft und überzeugend gespielt von Michael Shannon, gefällt mir sehr. Endlich mal ein Bösewicht mit etwas mehr Profil und mehr Screentime über den ganzen Film hinweg. Die Tatsache, dass der Hohe Rat von Krypton General Zod verbannt, während sie selbst im Untergang von Krypton sterben werden, zeigt, dass sie glauben, dies sei die größere Strafe als der Tod. Hätten sie sich mal selbst verbannt, dann würden sie noch leben.
Part 2 – Superman Begins
Die Story um Kal / Clarke, wie er sich selbst findet, immer wieder mit Rückblenden zu seiner Vergangenheit als Kind, ist erzählerisch wirklich klasse. Ich mag Gegenwartserzählungen mit eingeschobenen Rückblenden grundsätzlich gerne. Mir fällt kein Film mit diesem Erzählstil ein, bei dem das schlecht gewesen ist. So erfährt man erst nach und nach von Clarkes Kindheit und von dem, was er durchgemacht hat. Auch Clarke’s Zieh-Eltern, Martha und Jonathan Kent, gespielt von Diane Lane und Kevin Costner, sind mir auf Anhieb ans Herz gewachsen. Trotz der relativ wenigen Screentimes der beiden ist das wieder einmal schauspiel- und dialogtechnisch grandios. Der Tod von Jonathan war emotional stark und hat mich tief berührt. Das schaffen Figuren in anderen Filmen oft nicht mal mit vielfach mehr Screentime. Der Part, in dem Kal das Raumschiff erkundet, welches das Militär unter dem Eis gefunden hat, ist auch spitzenmäßig. Kal erhält endlich seinen Anzug und findet heraus, wer er ist und woher er stammt. Hier trifft er zum ersten Mal das Bewusstsein seines Vaters Jor-El, das auf dem Kommandoschlüssel gespeichert war, der sich in der Kapsel von Kal befand. Gleichzeitig lernt er hier Lois Lane kennen, mit Amy Adams grandios gut besetzt. Dann die erste Flugszene, in der Kal sein wahres Potential erkennt. Was für ein Gänsehautmoment und was für ein starker Soundtrack.
Part 3 – General Zod’s Ankunft
Der Part, in dem General Zod die Erde erreicht, beginnt sofort düster und spannend. Zod überträgt seine Ansprache direkt an alle Videofähigen Geräte und an alle Radios. Und er schürt direkt die Grundängste der Menschheit: Es gibt Außerirdische! Einer versteckt sich seit Jahren auf der Erde. Zod ist bereit, die Menschheit zu vernichten, außer, Superman stellt sich freiwillig. Schlau angestellt und so schlägt er direkt zwei Fliegen mit einer Klappe. Er setzt Superman außer Gefecht und hat somit keinen Gegner mehr, der die Erde vor dem Terraforming beschützen kann. Lois Lane entführt er auch gleich mit auf sein Schiff, um ein Druckmittel gegen Superman in der Hand zu halten, weil er weiß, dass Kal Gefühle für sie und die Menschen hat. Die Informationen, die Zod vorliegen, sind beängstigend und verstärken nur die Bedrohlichkeit, die von ihm ausgeht. Die gesamte Szene, in der sich Superman der Regierung ergibt und die gesamte Auslieferung ist stark und spannend inszeniert.
Part 4 – Superman vs. Zod vs. Erde
Kal übergibt Lois den Kommandoschlüssel mit Jor El’s Bewusstsein. Sie wird in einen Raum gesperrt, in dem es ein Interface gibt und sie setzt den Schlüssel ein. Sogleich wird sie konfrontiert mit Jor-Els Bewusstsein. Dieses übernimmt das Kommando des Schiffes und hilft Lois, zu entkommen und befreit Kal. Zurück auf der Erde folgt der erste grandiose Kampf zwischen Zod, seinen beiden Untergebenen, dem Militär und Superman. Grandios inszeniert, toll animiert und bombastisch. Ein echter Kampf der Giganten. Zod und seine Leute können entkommen, hinterlassen aber eine Spur aus Zerstörung und Tod. Zod beginnt das Terraforming der Erde. Die Idee dahinter ist genial: Zwei Raumschiffe auf den entgegengesetzten Teilen der Erde, die die Gravitation der Erde manipulieren, um die Atmosphäre der vom Planeten Krypton anzugleichen. Das ist so gewaltig inszeniert, soundtechnisch grandios abgemischt und optisch eine Wucht. Der Endkampf ist dramatisch, spannend und emotional.
CGI-Animationen / Tontechnik
Auch, wenn diese leicht angestaubt wirken, so sind die Computer-Effekte dennoch weitgehend toll anzusehen und fühlen sich auch heute noch sehr wertig an. Auch tontechnisch ist der Film sauber und gut abgemischt. Die Kämpfe und Schlachten machen einfach richtig was her.
Kamera / Szenenbilder
Die Kameratechnik hat mich im ganzen Film überzeugt. Die Szenen werden immer aus tollen Blickwinkeln gezeigt und bieten immer tolle Einstellungen. Auch die gesamte Farbstimmung passt hervorragend zum Film.
Musik
Die Musik von Hans Zimmer ist einfach grandios und erzeugt bereits ab der ersten Minute immer wieder ein Kribbeln unter meiner Haut. Episch und bombastisch, aber auch gefühlvoll und emotional.
Fazit
Bei „Man of Steel“ zeigt sich, dass DC gegenüber Marvel mit dem MCU einen extremen Vorteil hat, sofern man diesen Aspekt als Vorteil ansieht: Die ersten DCEU-Filme sind wesentlich dramatischer inszeniert und erreichen mich als Zuschauer auf einer viel emotionaleren Ebene als die des MCU. „Man of Steel“ nimmt sich selbst viel ernster und kommt viel düsterer daher. Das ist perse zwar nicht besser als der Stil des MCU, aber dadurch fühlt sich „Man of Steel“ gewissermaßen wertiger an als die meisten MCU-Filme, die den Fokus mehr auf Spaß und Mainstream-Unterhaltung legen. Deshalb finde ich das DCEU, zumindest in Teilen, besser als das MCU, von dem ich aber auch ein großer Fan bin.
„Man of Steel“ macht sehr vieles richtig. Er nimmt sich gebührend viel Zeit, um die Charaktere einzuführen und den Hintergrund zu erläutern. Dann ist die zweite Hälfte ein grandioser Kampf gegen General Zod. Auch schauspielerisch gibt sich der Film keine Blöße. Jede Haupt- und Nebenrolle wurde prominent und auch passend besetzt. Die schauspielerischen Leistungen sind hervorragend und glaubwürdig. Henry Cavill gibt einen würdigen Superman ab. Auch die Dialoge des Films gefallen mir sehr. Nichts wirkt überflüssig oder künstlich und alles, was gesprochen wird, hat einen Sinn, häufig soger einen tieferen Sinn, z. B. die Dialoge zwischen Jonathan Kent und Clarke. Kein Dialog wirkt überflüssig oder dumm. Zack Snyder und seine Filmcrew haben hier einen grandiosen Superman-Film erschaffen.
Mit jeder Sichtung gefällt mir „Man of Steel“ gefühlt besser. Warum also keine Höchstwertung? Das kann ich nicht direkt beantworten. Es ist mehr so ein subjektives Bauchgefühl. Es geht halt noch eine Ecke besser, wie „Batman v. Superman: Dawn of Justice – Ultimate Cut“ beweist. Dennoch gehört "Man of Steel" für mich zu den besten Superheldenfilmen überhaupt.
9/10 Punkte – Hervorragend – Hoher Wiederschauwert