Bewertung: 5 / 5
Zur Feier der Krönung von Parasite und Bong: The Movie that started it all!
Im Prinzip kann Bong froh sein, dass es damals beim USA Release von Snowpiercer mit Weinstein zum Eklat kam. Ein hoch talentierter Ausnahmeregisseur weigerte sich vehement dagegen, dass sein erster USA Release zerstückelt in die Kinos kommen sollte, die komplette Crew stellte sich hinter den Mann und der Produzent gab zwar nach nach, aber rächte sich, indem der Film einfach nicht flächendeckend vermarktet wurde. Die mediale Schlacht des kleinen Mannes aus Südkorea sollte dennoch für ihn positiv ausgehen. Plötzlich war der Mann für alle interessant. Okja für Netflix ausser Konkurrenz in Cannes vorgeführt wurde bejubelt und dann kam Parasite. Der Rest? Geschichte!
Dieses Review widmet sich quasi den Anfängen von Bongs Karriere. Memories of Murder ist sein zweiter (wenn ich mich nicht irre) abendfüllender Spielfilm (der erste, der in Deutschlang rauskam) und etablierte ihn sofort in seiner Heimat und beim asia-affinen feuilleton als nächste große Hoffnung, kurz nach diesem Film galt er lange Zeit als gar-nicht-so -sehr-Geheimtipp.
Vor gar nicht mal so langer Zeit erschüttert eine grausame Mordserie auf dem Land an Frauen das Millitärdikaturisch geleitete Südkorea bis ins Mark. Die Landpolizei ist komplett überfordert, so dass ein Ermittler aus der Stadt zur Unterstützung entsandt wird. Was dann folgt, ist eine zermürbende Jagd nach einem Mörder, der der Polizei immer den entscheidenden Schritt voraus ist. Die Verfilmung basiert auf wahren Begebenheiten.
Anfangs wiegt Bong sein Publikum komplett in falscher Sicherheit, indem er einen für die grausame Mordserie recht unpassenden und klamaukigen ersten Akt präsentiert. Die Dorfpolizei sind aufgeschmissen und benehmen sich auch noch trottelig. Das schauspielerische Multitalent Song kang-Ho gibt dem trotteligen Dorfpolizisten so auch erstmal ordentlich Zucker. Dies zahlt sich vor allem im weiteren Verlauf des Films aus, da hier immer mehr Facetten dieses Mannes offenbart werden, bis ein sehr ernster und nachdenklicher Mann unter zig Zwiebelschalen übrig bleibt, der an dem Fall beinahe zerbricht.
Im weiteren Verlauf wird der Film zwar immer ernster, aber er nimmt sich nebenbei auch noch die Zeit, das Südkorea jener Zeit mit all seinen gesellschaftlichen Problemen zu durchleuchten und kritisch zu durchleuchten. Hier lässt er vor allen Dingen den Dorfpolizisten mit dem Stadtpolizisten einander konfrontieren in der einen oder anderen Situation.
Und schliesslich erzählt er natürlich auch eine Kriminalgeschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert, und wo der Mörder nie gefasst wurde. Und diesem Umstand zollt er mit einem unglaublich gnadenlosen zermürbenden und überragenden Gänsehaut-Finale Respekt. Ähnlich dem etwas später erschienenen (als meisterwerk gefeierten) Zodiac wird hier ein nie gefasster Mörder gejagt, aber im gegensatz zu Finchers Film, der einem einen Mörder namentlich präsentiert und minutenlang dessen Namen ans Publikum telegarfiert (was ich schon per Se als sehr zweifelhaft ansehe) lässt Bong seinen Film sehr ambivalent enden . Das ist bitter und eventuell nicht für alle befriedigend, aber das ist wie hier präsentiert, vor allem mit den letzten Einstellungen der beiden Ermittelnden sowohl sehr bitter als auch extrem passend. Schließlich gab es in der Realität quch kein Happy End.
Und Bong ist in seiner Inszenierung extrem spielfreudig, streift er doch verschiedene Subgenres und spielt er auch mit dem Zuschauer: So stellt er den Zuschauer, vor eine Wahl und lässt ihn dann sich ein bißchen schuldig fühlen.
Spannend, düster, intelligent, beklemmend, überragend, einer der besten Serienkillerfilme aller Zeiten, und ein früher Fingerzeig eines überragenden Talents.
10 Punkte!