Bewertung: 2 / 5
Mulan ist ein seltsamer Hybrid Film, der selbst für den auf allglatt getrimmten Disney Konzern komplett Neuland ist. Man kann nicht sagen, dass der Film schlecht wäre, schlecht per se, aber gut ist etwas völlig anderes! Aber eines nach dem anderen.
Mulan ist der geradezu krampfhafte Versuch Disneys in China Fuss zu fassen. Dafür wird eine der ältesten und bekanntesten Geschichten/Sagen des alten China aufgegriffen, das Thema Frauenermächtigung stärker in den Fokus gerückt, und eine schon damals gelinde gesagt recht mutige (ich schreibe bewusst nicht "gute") Zeichentrickverfilmung einfach neu aufgelegt. Aber in diesem Fall liegt es Disney gar nicht daran, den Zeichentrickfilm neu aufzulegen, sondern die Sage FÜR China neu aufzulegen!
Trailer zu Mulan
Hierfür werden gestandene und gerade komplett im Aufwind befindliche chinesische Stars aufgefahren, die zwar allesamt ihre Rollen irgendwie ausfüllen, aber die auch teilweise komplett unterfordert ihr Ding runter rasseln. Es gibt hier keinen Platz für die darsteller, sich zu beweisen, da das Korsett der Handlung und der Inszenierung sehr eng geschnürrt ist. Hierfür wird die Geschichte auch derart verändert, dass sie genau (wahrscheinlich durch jahrelange Marktforschung herausgefunden) das gemeine chinesische Volk, oder zumindest die Parteiführung abholen soll, inklusive einer lächerlich glorifizierten Darstellung des Kaisers.
Grauzeichnung ist hier komplett Mangelware und trotz 2 Stunden Laufzeit ist hier auch kein Platz für irgendwelche großartigen Charaktermomente, man hangelt sich von A nach B. Punkt. Die einzig vermeintlich interesante Figurenzeichnung wird auch Mitten im Film mal so nebenher geopfert, dass man sich wirklich fragt, warum es so lapidar sein musste, aber dafür, dass es ja auch ein kriegsfilm sein soll, stirbt beispielsweise keine einzige Nebenfigur.
So seltsam blutleer das Ganze ist, genauso seltsam steril ist die Hauptdarstellerin. Ja, sie macht ihre Sache nicht schlecht, ok. Aber es ist von Anfang bis Ende offensichtlich, warum ausgerechnete diese Festlandchinesin als Mulan erwählt wurde, wieder einmal geht es darum, China zu erobern. Ganz ehrlich, mir wäre eine Hong Kong Chinesin mit ein bißchen mehr optischem Profil deutlich lieber gewesen als diese Festlandpomeranze. Das ist ein bißchen so, als würde man heute den Schweighöfer in die Rolle des Siegfried der Nibelungen quetschen, nur weil er gerade der darling der Nation ist, obwohl es sicherlich den einen oder anderen deutlich besser geigneten Aspiranten dafür gäbe.
Auch ist diese Feminismus-Aussage des Films so platt dargeboten, dass man sich fragt, für wen das ganze eigentlich geschrieben ist: In China wird dieses Thema sicherlich nicht ganz so angegangen wie in Hollywood, und selbst für Hollywood ist das ganze einfach nur oberflächlich. Und hier beisse ich als Katze mir in den ihrwisstschonwas, da die Figur der Mulan einfach nicht in der Lage ist, persönliche Beziehungen einzugehen, da ist ein Yentl von vor 30 Jahren deutlich ambivalenter und besser vorgegangen, und selbst der Film ist keine große Erleuchtung, sondern nur eine einzige Egoshow einer Showdiva!
Alles in allem ist der Film aber beileibe keine Vollkatastrophe, es gibt ein paar nette Shots, die Idee hinter der Story ist gut, aber bisher kenne ich keine wirklich mitreissende Verfilmung des Stoffes und selbst unter jenen unterwältigenden Filmen rangiert Disneys Mulan einfach weit unten.
Da wollte Disney sich an den großen Tisch im Reich der MItte setzen und darf nun gerne Nachhilfestunden nehmen.
Und ganz ehrrlich, wenn ein Film sich so offensichtlich krampfhaft bemüht, irgendwem in den Hintern zu kriechen, dann darf er gerne auch mal abschmieren, und ich gönne Disney und Disney+ keinen cent der Extragebühren für das Freischalten des Disney+ Premium Abos für diesen einzelnen Einschleimfilm.
4 chinesische Reiskörner