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Nicht auflegen!

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Nicht auflegen! Kritik

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Nicht auflegen! Kritik
0 Kommentare - 20.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Nicht auflegen!" ist.

Bewertung: 3 / 5

Der arrogante und eigennützige New Yorker Medienagent Stu Shepard (Colin Farrell), kümmert sich nur um sich. Ohne sein Handy existiert er quasi nicht und telefoniert am laufenden Band mit mehreren Leuten. Der verheiratete Mann ist zudem im Begriff seine Frau Kelly (Rhada Mitchell) mit der Schauspielerin Pamela McFadden (Katie Holmes) zu betrügen. Inmitten der Straßen nimmt Stu einen Anruf in einer Telefonzelle entgegen. Dieser verändert schlagartig alles und ihm wird gesagt, daß er von beobachtet wird und der Anrufer (Kiefer Sutherland) droht ihm damit ihn zu erschießen, sollte er die Telefonzelle verlassen. Die Situation spitzt sich zu, denn er erhält den Auftrag seine Frau anzurufen und ihr seine Untreue zu berichten. Auch die Polizei erscheint bald vor Ort und glaubt, daß Stu den Passanten erschossen hat.

Es ist beachtlich, wie schnell sich die Welt innerhalb der letzten zwanzig Jahre gewandelt hat. Was im Jahr 2000 noch modern war, ist heute längst wieder vergessen. Das ist eben in einer schnelllebigen Zeit so. Ein rascher Wandel und nur noch wenige verspüren das Bedürfnis dahin zurückzukehren. Ist ja auch wirklich richtig, daß man das nicht muss. Doch man kann auch im Vorhinein dann sagen, daß ein solcher Film wie Nicht auflegen! dann aus heutiger Sicht definitiv nicht mehr funktionieren würde. Schließlich gibt es kaum noch Telefonzellen, bei denen irgendein bedrohlicher Anrufer sich melden kann, um irgendwen mit einer Waffe zu bedrohen. Ebenso merkt man dem Film an, daß er möglichst innovativ mit Splitscreens und darauffolgenden Montagen arbeitet. Das ist eben auch ein Kind seiner Zeit, bei dem man sich dann fragt, wo das eigentlich in Comicverfilmungen stattfindet. Von denen machte Regisseur Joel Schumacher ja auch so die ein oder andere, über die man an der Stelle nicht mehr reden möchte. Und wenn man sich dann fragt, ob das ein Werk ist, daß man sehen muss, dann wird man ganz sicher zu dem Schluß kommen, daß dem nicht so ist. Denn die Geschichte ist eben hauchdünn und was da so gezeichnet wird, ist charakterlich auch extrem klischiert und zuweilen sogar konstruiert. Gerade wenn es darum geht zu erklären, warum die Polizisten nicht einfach jenen seltsamen Anruf zurückverfolgen können. Sicherlich, andere Epoche irgendwie. Aber ja, so ganz passiv traut man dann Polizisten auch nicht zu.

Und Klischees gibt es einige, die Schumacher in seinem Werk bedient. Von der total unmenschlichen Hauptfigur, über irgendwelche Frauen vom Straßenstrich, bei denen man sich auch fragt, warum deren Zuhälter sein Business darauf fußen lässt, ja diese Telefonzelle verwenden zu können. Von solchen Fehlern, besser gesagt unsauberen Drehbuchentscheidungen hat Nicht auflegen! tatsächlich ein paar, wodurch der Film streckenweise zieht und man ihm eigentlich unterstellen möchte den Zuschauer für blöd zu verkaufen. Gerade am Ende macht sich das bemerkbar, wenn der Film auf eine große Lösung hinauswill, die er aber nie liefern wird. Doch dann wiederum sind da so ganz andere Themen, auf die der Film hinauswill. Nun, zum einen beginnt das mit der Hauptfigur, deren auftreten vielleicht in den 2000ern mit dem peinlichen Kinnbart und seiner Frisur durchaus für zwei Wochen noch ganz cool war, aus heutiger Sicht aber eher wie ein Edelprol wirkt. Er ist natürlich ein gefundenes Fressen, weil er eben ein Mann ist, der am laufenden Band Geschäfte macht und dabei alles andere als sympathisch wirkt. Er lügt und betrügt, wo er nur kann und macht sich damit natürlich auch für den Zuschauer aus moralischer Sicht zu einem leichten Opfer. Im Prinzip erinnert das Szenario so ein wenig an die weniger perverse und menschenverachtende Variante von Saw (2004) und dessen verdrehte Weltanschauung ja bahnbrechend peinlich und stellenweise abartig ist.

Nun muss man sagen, daß in Nicht auflegen! aber zumindest noch eine Form der Rehabilitation angedacht ist. Figuren dürfen aus ihren Fehlern lernen. Auch das, ja es ist im Prinzip moralisierend und belehrend. Doch das fällt insgesamt kaum ins Gewicht, weil Schumacher seinen Film nicht unnötig streckt. Es ist kein Film, der dreißig Minuten länger dauert, nur um länger zu dauern. Mehr, muss man sagen, gibt ja auch die Idee gar nicht her und so funktioniert das Werk vor allem als Vehikel für den Regisseur, der hier mit der Kamera spielt und mühelos Spannung in einer Telefonzelle erzeugen kann. Er erinnert dabei sogar sehr stark an einen Tony Scott. Und es ist vor allem ein Vehikel für seinen Hauptdarsteller Colin Farrell. Farrell durchlebt eine ganze Bandbreite von Emotionen und Wandlungen, die natürlich in einer solchen Situation auch alle recht realistisch sein dürften. Ein Mann, der einen anruft und bedroht. Kann je nach Charakter erstmal wie ein Scherz oder schlechter Witz klingen, gerade wenn man in einer öffentlichen Telefonzelle steht. Dann kommt die Verzweiflung, die Angst davor, von jedem Ort aus bedroht werden zu können. Auch das, es spiegelt letzten Endes eine moderne Gesellschaft wider, heute vielleicht sogar noch mehr, als in den 2000ern. Weil man eben global vernetzt ist, weil man sich so ziemlich alles ausmalen kann. Gerade der 11. September 2001 hat da ja aus westlicher Sicht nochmal einiges verändert. Und dann zu guter Letzt, ist man es irgendwie Leid und will sich wehren. Auch hier gelingt es Nicht auflegen! Seine Hauptfigur nicht zu reiner Passivität verkommen zu lassen.

Händeringend sucht man nach einer Verbindung zwischen Hauptfigur und Antagonisten. Doch Nicht auflegen! Steht eben nicht in jener postmodernen Logik, daß alles irgendwie einen höheren Sinn hat. Haben Katastrophen ja selten, zumindest solche, die man nicht bewusst herbei steuert. *Hust *Klimawandel *Hust. Und damit steht Schumacher eben auch in der Tradition klassischen Kinos, besser gesagt erinnert das auch in weiten Teilen an einen Hitchcock. Es gibt auch da natürliche eine Vielzahl an Perspektiven, weil Hitchcock natürlich auch sehr diverse Filme machte. So kann man sagen, daß so etwas wie Cocktail für eine Leiche (1948) eben ein Film ist, der von vorne bis hinten durchgeplant ist und bei dem das Verhalten und Handeln und auch das, was immer aufeinander folgt, Sinn ergibt. Nicht so aber bei Psycho (1960), in dem sich vor allem das Leben an der Figur der Marion Crane rächt.

Ein kleiner, feiner Film ist Nicht auflegen!, der eben Durchschnittsware ist. Es ist interessant den Verfall einer Hauptfigur zu beobachten, die durchaus nicht unbedingt die Sympathien der Zuschauer auf seiner Seite trägt und auch inszenatorisch kommt der Film sehr flott daher. Colin Farrell kann den Film großartig tragen und macht seine Figur für den Zuschauer sehr interessant.

Nicht auflegen! Bewertung
Bewertung des Films
610

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