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Offroad

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Ermüdender Zickzacklauf

Offroad Kritik

Offroad Kritik
0 Kommentare - 05.01.2012 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 2.5 / 5

Sie sind so schön anzusehen: Nora Tschirner und Elyas M'Barek. Sie, die komödiantische Allzweckwaffe von Keinohrhasen oder FC Venus, sympathisch, frech und hübsch. Daneben der gebürtige Münchner, dem seit seiner Hauptrolle in der Fernsehserie Türkisch für Anfänger die Mädchen zu Füßen liegen. In der Geschichte von Elmar Fischer bricht das Durchschnittsmädchen Meike Pelzer nun zum großen Abenteuer auf. Sie will endlich mal mutig sein, verlässt das stickige Heimatkaff und tauscht den piefigen Freund gegen den kleinkriminellen Beau. Doch der Schwung des aberwitzigen Roadmovies Offroad bleibt schnell auf der Strecke.

Eigentlich ist selbst Nora Tschirner ein wenig zu alt für ein Mädchen, das vom Papa (Dominic Raacke) geweckt wird. Es sei denn, sie ist des Vaters Juniorchefin ... Daher lassen wir diese morgendliche Szenerie durchgehen und die nicht ganz fabelhafte Idee, dass sie Grasfangsäcke verkauft. Das Familienunternehmen kann man sich schließlich nicht aussuchen, und so wird nachvollziehbar, dass die junge Frau nur darauf wartet, unter dem doppelten Boden ihres neu ersteigerten Autos eine satte Ladung Koks zu finden. Der Fund allein reicht jedoch nicht, den unwirtlichen Ort zu verlassen. Dazu muss sie nahezu zeitgleich ihren Verlobten Philip (Max von Pufendorf) mit ihrer Freundin (Nora Binder) keuchend in der Gartenlaube erwischen.

Es reicht, Meike Pelzer haut ab. Wie genau man Drogen vertickt, ist dem Mädchen vom Lande nicht klar, und so fährt sie mit Zufallsbekanntschaft Salim (Elyas M'Barek), ihrem Jeep und dem Koks erst mal nach Berlin. Die wenn man so will rechtmäßigen Besitzer der teuren Droge sind ihnen auf den Fersen. Damit das nicht allzu ernst wird, sind die drei Typen aus der Medienbranche eher zufällige und überdies ungeschickte Dealer, die eine Nebeneinnahmequelle brauchen, weil sie sich mit ihrer Eventagentur in Mitte übernommen haben.

Salim ist zwar ein smarter Taschendieb, weiß aber auch nicht so richtig, wie man eine solch große Menge Kokain verkaufen könnte und an wen. Der hilfsbereite türkische Junge hat ganz recht, wenn er feststellt, dass "das hier" eine Nummer zu groß ist, für Meike aus Geilenkirchen und auch für ihn - wie für Regisseur Elmar Fischer.

Offroad ist ein Zickzacklauf, ein verworrenes Spiel an vielen Fronten. Erst flüchtet das füreinander bestimmte Paar gemeinsam, dann reißt man sie auseinander. Die erste gemeinsame Nacht bedeutet gleich wieder das Ende, weil er eigentlich eine Freundin hat. Die Verfolgungsjagden der zur Karikatur überzeichneten Medienleute ermüden. An eine in sich schlüssige Logik ist weder in Sachen Koks noch in Sachen Beziehungskarussell zu denken. Bleibt nur, dass es ganz witzig ist, dass Fischer - wie seine Hauptfigur - aus Geilenkirchen stammt. Doch über die "Hommage" an seine Heimat können nur Insider lachen.

Die anderen sehen ein willkürliches Hin und Her. Wiederaufbereitete Klischees aus dem Komödien- und dem Actiongenre münden in einen überkandidelten Showdown, der nur mehr absurde Situationen aneinanderreiht. Kollateralschäden werden dabei ignoriert. Allein die abwegige Wiedervereinigung mit dem Verlobten lässt jede Empathie mit der Hauptdarstellerin schwinden. Da kann Nora Tschirner noch so Verständnis fordernd aus dem Off tschirpen, diesen Schritt kann auch sie nicht glaubhaft machen.

So nützt Offroad schließlich niemandem. Tschirner spielt eine weitere ulkige junge Frau, verbraucht sich darin und gewinnt keine Sympathien mehr dazu. Regisseur Fischer hat nach seinem exzellenten und feinfühligen Debüt Fremder Freund eine Breitwandproduktion abgeliefert, die ihm nicht liegt. Wie auch, schließlich musste er ein Drehbuch verfilmen, dass zwar auf Nora Tschirner abgestellt war, aber die Begriffe Vielfalt und Vervielfältigen durcheinanderbringt.

Offroad bekommt 2,5 von 5 Hüten.


(Quelle: teleschau - der mediendienst | Claudia Nitsche)

Offroad Bewertung
Bewertung des Films
510

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